Rezension

Wahrheit und Fiktion

Melody -

Melody
von Martin Suter

Leider kann ich die Begeisterung über diesen Roman nicht teilen.

Der Schreibstil ist eingängig und leicht zu lesen, aber konventionell. Stotz in seiner selbstgefälligen Altherrenart und dekadenten Lebensweise blieb mir fremd und unsympathisch und es gelang mir nicht, mit ihm mitzufühlen, so dass mich die Geschichte nicht bewegen konnte. Tom und Laura bleiben blasse und schwache Charaktere, ihre Liebesgeschichte wirkt vorhersehbar und klischeehaft. Die ausufernde Erwähnung diverser Mahlzeiten und Alkoholika empfand ich als ermüdend und den ständigen Alkoholkonsum als äußerst befremdlich.

Nachdem die ersten beiden Drittel des Romans eher vor sich hin plätscherten, nahm die Geschichte im letzten Drittel an Fahrt auf und bot einige überraschende Wendungen, die aber leider etwas routiniert heruntererzählt wirkten.

Die Grundgedanken des Romans über Wahrheit und Fiktion, und die Frage, welches Bild nach dem Tod eines Menschen bleibt und wie dieses gezielt beeinflusst wird, sind durchaus interessant. Da sich unsere Identität über unsere Erfahrungen und Beziehungen und damit letzlich unsere Erinnerungen definiert, lässt sie sich auch durch die Fiktion von Erinnerungen beeinflussen, wenn wir diese selbst verinnerlichen. Die Fiktion verändert so nicht nur die Außendarstellung, sondern auch die Selbstwahrnehmung.

Insgesamt ein unterhaltsamer, aber etwas konstruiert wirkender Roman, mit einer interessanten Grundidee, der meine hohen Erwartungen leider nicht erfüllt hat.