Rezension

Was aus Liebe geschah - fesselnde Familiengeschichte

Belmonte - Antonia Riepp

Belmonte
von Antonia Riepp

Bewertet mit 5 Sternen

** Aber all das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie im Herzen immer Italienerin geblieben war. Sie hatte sich lediglich umetikettiert.**

Belmonté ist eine unheimlich berührende, authentische deutsch-italienische Familiengeschichte, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. 

Ich muss sagen, zum Glück habe ich mir den Stammbaum in der Innenklappe nicht angeschaut, denn der verrät leider schon so einiges. Wer anfangs vielleicht ein wenig Probleme hat in die italienische Familie hineinzufinden - mir fiel es nicht schwer - sollte lieber ein paar Seiten weiterlesen, anstatt auf den Stammbaum zurückzugreifen. Es lohnt sich! Versprochen!

Der Roman spielt auf 2 regelmäßig wechselnden Zeitebenen und umfasst sage und schreibe 4 Generationen, was mir erst im Nachhinein so richtig bewusst geworden ist. Simona ist Landschaftsgärtnerin, aber weder im Job noch in ihrer Beziehung mit Sebastian fühlt sie sich angekommen. Da stirbt die über alles geliebte Nonna Franca und hinterlässt ihr ein Haus in den italienischen Marken. Auf der Suche nach ihren Wurzeln und Antworten reist Simona auf unbestimmte Zeit ins beschauliche Dörfchen Belmonté und lernt dort eine ganz andere Seite ihrer geliebten Nonna kennen....

Antonia Riepp hat einen wunderbar mitreißenden, emotionalen und sehr bildhaften Schreibstil. Man hat als Leser das Gefühl mit Simona in Italien zu sein, so lebendig sind die Schilderungen der Häuser, der Landschaft und der Menschen. Und das gleiche gilt für die Vergangenheit, die Zeit der Partisanen, der erzkatholischen italienischen Familien und vor allem auch die Zeit der ersten Gastarbeiter, die nach Deutschland kamen. 

Es ist selten, dass mich alle Schicksale so sehr berühren und mir die Charaktere ausnahmslos unter die Haut kriechen. Ganz großes Kino!

Für mich waren auch beide Zeitstränge ebenbürtig und gleich stark - obwohl es mich sonst eher in die Vergangenheit zieht. Aber die Charaktere sind unheimlich authentisch, man kann ihre Beweggründe nachvollziehen und fühlt mit ihnen. Und so nach und nach kommen kleine aber auch große Geheimnisse ans Licht. Vieles kam für mich unerwartet, viele Geschehnisse waren über die Jahrzehnte und Generationen wohlgehütet, fest und tief verschlossen. Das hat die Spannung bis zum Schluss konstant hoch gehalten. 

"Belmonté" ist eine berührende Geschichte über Wurzeln, Heimat, Mütter und ihr unbewusstes Erbe an ihre Töchter.. 

Mein Highlight 2020 und absolute Leseempfehlung!