Rezension

Wenn du irgendwann ganz allein auf der Welt bist

Pretty Baby - Das unbekannte Mädchen - Mary Kubica

Pretty Baby - Das unbekannte Mädchen
von Mary Kubica

Bewertet mit 3 Sternen

Schon immer hat Heidi Wood sich oft und gern um andere gekümmert. Doch als sie eines Tages ein mysteriöses obdachloses Mädchen und deren Baby mit nach Hause bringt, geht sie eindeutig zu weit! Heidis Mann Chris hat Angst um seine Tochter – und um seine Frau. Denn sie beginnt sich zu verändern, scheint immer mehr in den Bann des unbekannten Mädchens zu geraten und sich damit unaufhörlich weiter von ihrer eigenen Familie zu entfernen. Wer ist die Fremde? Woher kommt sie? Und was will sie von meiner Familie? Chris beginnt zu recherchieren und stößt auf ein schreckliches Geheimnis. Aber um seine Frau und seine Tochter zu retten ist es vielleicht schon zu spät …

Meine Meinung: 
In dieser Geschichte erleben wir die Sicht von Chris, seine Frau Heidi und Willow. Heidi ist ziemlich hilfsbereit und als sie eines Tages ein junges, scheinbar obdachloses, Mädchen mit Baby auf der Straße sieht, kann sie an nichts anderes mehr denken. Bis sie irgendwann dieses Mädchen nach Hause holt. Nach und nach erfahren wir also, wie Heidi und auch wie Chris diese Situation wahrnehmen. Nebenbei geht es um Eheprobleme, um die Vergangenheit der beiden, aber auch um ihre vorpubertäre Tochter Zoe. Durch Willow blicken wir in die Zukunft, denn sie schaut zurück auf die Zeit bei Heidi. Mit ihr erleben wir insbesondere ihre Vergangenheit und wie sie eigentlich überhaupt erst bei Heidi gelandet ist. Generell ist diese Mischung der Sichtweisen also sehr gelungen, weil man aus jeder Sicht andere Dinge erfährt. Auf diese Weise dröselt sich langsam aber sicher auf, was eigentlich Willows Geheimnis ist.

Die Idee der Geschichte finde ich wirklich gelungen, meiner Meinung nach hapert es allerdings etwas an der Umsetzung. Im Mittelteil zieht sich die Geschichte ziemlich. Es passiert nicht wirklich etwas, sondern die Geschichte dümpelt so vor sich hin - es geht dabei insbesondere um die Versorgung des Babys. Man weiß zwar, dass es irgendwann zum Höhepunkt kommen wird, aber bis dahin ist es doch etwas zäh, da man immer nur kleine neue Informationsbrocken zugeschmissen bekommt. Auch in dieser Geschichte kann mal schnell zu viel verraten, daher möchte ich gar nicht unbedingt weiter auf den Inhalt eingehen. Der große Schwachpunkt des Buches liegt meiner Meinung nach in der Auflösung der Geschichte. Die Vergangenheit von Willow ist wirklich schrecklich und auch emotional aufwühlend dargestellt. Ihre Verhaltensweisen sind dadurch nachvollziehbar für den Leser. Dennoch bleiben bei der Auflösung einige Fragen offen und gerade das Verhalten einer wichtigen Person bleibt für den Leser irgendwie unlogisch und nicht nachvollziehbar. Dazu kommt noch, dass Zoe am Ende einfach nicht mehr angesprochen wird. Dabei wird zu Beginn angedeutet, dass Zoe irgendwelche Geheimnisse hat. Mich hätte total interessiert, was Zoe so durch macht, wie sie die Ereignisse wahrnimmt und wie sie sich fühlt. Zoe kommt aber nie selbst zu Wort und wird am Ende einfach nicht mehr erwähnt. Das ist extrem schade, weil sie somit total unwichtig für die Story wird. Man hätte sie auch weg lassen können. Für mich ist dies eine Verschwendung eines wichtigen und interessanten Charakters.

Insgesamt war ich also von der Idee der Story erstmal begeistert und zu Beginn fand ich die Umsetzung, insbesondere durch die wechselnden Sichtweisen, wirklich gelungen. Gerade am Ende haben sich die Ereignisse überschlagen, aber es wurde für mich auch nie wirklich überraschend. Das Ende ist mir dann leider irgendwie zu lasch, auch wenn das Schicksal einiger Charaktere wirklich berührend ist. 

Fazit:
Diese Geschichte behandelt ein super interessantes Thema, die wechselnden Sichtweisen machen das Ganze wirklich spannend, aber letztendlich ist die Umsetzung nicht ganz gelungen. Die Ereignisse bleiben vorhersehbar, der Mittelteil zieht sich extrem. Die Auflösung ist meiner Meinung nach der Schwachpunkt, da einige Fragen offen bleiben und insbesondere der interessante Charakter Zoe völlig außen vor gelassen wird. Ich lande bei soliden 3 Sternen!