Rezension

Wiedersehen

Frühlingsglücksgefühle -

Frühlingsglücksgefühle
von Lotte Römer

Bewertet mit 4 Sternen

„Jetzt, als er ihr gegenübersaß, wusste er, dass er auf Wanderschaft vergeblich nach einem Ort gesucht hatte, an dem er zu sich selbst finden konnte. Sein Platz war genau hier.“

„Frühlingsglücksgefühle“ ist der zweite Band der „Liebe in den Bergen“ Dilogie von Lotte Römer. Er erscheint am 07. März 2023 im Montlake Verlag von Amazon Publishing und ist unabhängig von Band 1 lesbar.

Leni hat die Almhütte, die sie schon einige Zeit betreibt, vollständig übernommen und freut sich auf ihren ersten Almsommer als selbstständige Hüttenwirtin. Leider sind im Winter jedoch Schäden an der Hütte entstanden, sodass zunächst einige Reparaturen notwendig sind. Der eintreffende Handwerker entpuppt sich als Lenis Jugendliebe Timon, doch die Vergangenheit sollte eigentlich für immer vergraben bleiben…

Auch in den zweiten Band der Buchreihe habe ich mich schnell hineinfinden können. Der Schreibstil von Lotte Römer ist flüssig und leicht, die Handlung unkompliziert, die Protagonisten sympathisch. 
Ein Hauptthema stellt die Behinderung von Leni dar, mit der sie zwar sehr gut zurechtkommt, sich aber immer noch für sie schämt. An sich ist sie ein positiver und lebensfroher Mensch, doch die Meinungen anderer verunsichern sie. Zu unangenehm ist ihr ihre Beinprothese und die damit vermeintlich verbundene Unansehnlichkeit. Aus diesem Grund ist sich Leni auch sicher: Timon hat sie damals nach dem Abschlussball nicht mehr kontaktiert, da sie im peinlich war – einen „Krüppel“ liebt man nicht. Sie trägt schwere Selbstzweifel mit sich herum, auch wenn sie auch nach außen stark und selbstbewusst wirkt. Das Auftauchen Timons auf der Almhütte verunsichert sie entsprechend stark. Ebenso die aufkeimende Nähe und irgendwie immer noch vorhandene Vertrautheit von damals…  
Timon ist mir ebenfalls sehr sympathisch. Er hatte seine Gründe, sich damals nicht mehr bei Leni zu melden. Diese sehen jedoch ganz anders aus, als Leni denkt. Seit Jahren ist er auf der Flucht vor seiner Vergangenheit, seinen Gefühlen und seinen Gedanken. Noch immer denkt er über damals nach und fragt sich, wie er jemals damit abschließen kann… Auch für ihn ist die zufällige Begegnung mit Leni daher zunächst ein Schock, doch schnell ist ihm klar: Dies kann seine zweite Chance sein!
Die Annäherung der beiden ist humor- und liebevoll beschrieben. Das Neukennenlernen ist geprägt von Missverständnissen und kleinen Dramen, die die Handlung spannender machen. Die Geschichte lies sich sehr leicht lesen, konnte mich aber insgesamt nicht überraschen. Obwohl es einige lustige Szenen gab, konnte mich der Humor nicht ganz so abholen wie im ersten Band der Reihe. Ähnlich war es mit der Handlungskulisse – diese ist in den Bergen zwar wunderschön, jedoch einfach nicht ganz so präsent wir im ersten Band. 
Sehr gefallen hat mir hingegen die Entwicklung der Protagonisten. Gerade Leni wächst an den Ereignissen und beginnt langsam, ihre Behinderung zu akzeptieren. Sie gewinnt deutlich an Selbstvertrauen und versucht die Vergangenheit akzeptieren. Timons Entwicklung ist nicht ganz so groß, aber ebenfalls deutlich. Er erkennt, was ihm wichtig ist und dass man für Chancen kämpfen muss…Ebenfalls gefallen hat mir, dass es mit Ken und Jassy aus Band 1 weitergeht und sie eine weitere Rolle in Lenis und Timons Geschichte spielen.

Mein Fazit: „Frühlingsglücksgefühle“ ist ein solider und unkomplizierter Liebesroman vor romantischer Bergkulisse. Ich habe ihn gerne gelesen, mochte aber den Vorgängerband dennoch lieber. Im zweiten Band der Reihe ist mir die Handlung etwas zu vorhersehbar und insgesamt etwas zu ruhig. Auch die Emotionen konnten mich nicht ganz erreichen. Daher gibt es nur 4 von 5 Sternen, aber dennoch eine Leseempfehlung!