Rezension

Wildnis im Innern

Die Unbändigen -

Die Unbändigen
von Emilia Hart

Bewertet mit 5 Sternen

Geschichten auf mehreren Zeitebenen zu erzählen, ohne dass die Erzählstränge an Faszination einbüßen, ist eine Kunst, die nur wenige Autorinnen beherrschen. Zu Beginn hatte ich Bedenken, dass auch Emilia Hart hinter meinen Erwartungen zurückbleiben würde, hat sie doch mit Altha (1619), Violet (1942) und Kate (2019) gleich drei miteinander verwandte Protagonistinnen geschaffen. Die anfangs recht kurzen Kapitel und schnellen Perspektivwechsel erschwerten es zudem zunächst, eine Verbindung zu den drei Frauen aufzubauen. Doch dann wurden die Szenen länger, es entstand ein echter Erzählfluss und manchmal sogar ein Lesesog.

Die drei Frauen verbinden nicht nur Familienbande, sondern auch, dass sie der Herrschaft oder Gewalt von Männern ausgesetzt sind. Fast ausnahmslos wird dabei ein sehr negatives Männerbild gezeichnet. Ob dies in frühen finsteren Zeiten eventuell die Realität darstellte, muss jeder für sich entscheiden.

Magisch und mitreißend erzählt Emilia Hart, wenn sie die Grenzen zwischen Realität und Magie verschwimmen lässt und die tiefe Kraft beschreibt, die die Frauen aus der Natur schöpfen können. Ob Altha, Violet und Kate tatsächlich übernatürliche Kräfte haben, bleibt lange Zeit raffiniert unklar.

Eine ungewöhnliche Geschichte, die noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Ich freue mich auf mehr Romane der Autorin.