Rezension

Drei Frauenschicksale

Die Unbändigen -

Die Unbändigen
von Emilia Hart

Bewertet mit 5 Sternen

Drei Frauen, drei miteinander verknüpfte Schicksale. 1619 ist die Heilerin Altha angeklagt, mit Hexenkräften den Mann ihrer Freundin Grace getötet zu haben. Violet, in 1942, versucht verzweifelt, mehr über ihre verstorbene Mutter herauszufinden. Dann beschließt ihr Vater plötzlich, dass sie Cousin Frederick heiraten soll. Und in der Gegenwart des Jahres 2019 ist die schwangere Kate vor ihrem gewalttätigen Ehemann auf der Flucht und versteckt sich in Weyward Cottage – wo vor ihr auch Altha und Violet gelebt haben.

„Die Unbändigen“ ist der erste Roman der in Australien geborenen Autorin Emilia Hart, die inzwischen in Großbritannien lebt. Erzählt wird wechselnd aus der Perspektive der drei Frauen, wobei Althas und Violets Kapitel in der Vergangenheit und Kates im Präsens erzählt werden, was gut passt, weil wir von ihrer Zeitlinie aus zurückblicken. Der Erzählstil Emilia Harts ist dabei sehr poetisch und eindringlich, das Schicksal der Frauen berührt von der ersten Seite an.

Schnell stellt sich heraus, dass die Protagonistinnen einem Familienzweig entstammen, den Weywards – benannt übrigens nach den Hexenschwestern aus Shakespeares „Macbeth“. Sie alle haben den Ruf, wunderliche Außenseiterinnen zu sein. Altha ist, wie ihre Mutter, eine Heilerin, was in ihrem Jahrhundert natürlich gewisse Verdächtigungen und Gefahren mit sich bringt. Violet hingegen sieht sich eher gesellschaftlichen Zwängen gegenüber und muss damit zurechtkommen, dass sie als Frau für ihren Vater nichts wert ist. Kate wird von ihrem brutalen Ehemann künstlich in der Außenseiterrolle gehalten; er isoliert sie von allen und hat so die volle Kontrolle über sie.

Gemeinsam haben alle drei Frauen eine seltsame Affinität zu Tieren, vor allem zu Insekten und Vögeln, was im Verlauf von allen Handlungssträngen eine große Rolle spielen wird. Überhaupt ist es unglaublich geschickt, wie die Autorin die Schicksale der Frauen miteinander verwebt und nach und nach große, bedeutsame Zusammenhänge aufdeckt. Jede der Geschichten macht auf ihre Weise Mut, dass sich durch Solidarität und dem Einstehen für sich selbst tatsächlich etwas verändern kann.