Rezension

Mystisch, aber voller Traumata - Triggerwarnung nötig

Die Unbändigen -

Die Unbändigen
von Emilia Hart

Bewertet mit 3 Sternen

Diese Rezension fällt mir wirklich schwer. Zwar konnte das Buch mich inhaltlich nicht überzeugen, dennoch war die Story-Idee kreativ und die stilistische Ausführung gelungen, insbesondere im Hinblick auf die Tatsache, dass es sich um einen Debütroman handelt.

 

Covergestaltung: Top! Ich liebe die Farben und das märchenhaft-mystische Flair, das perfekt zur düsteren und mit kleinen Fantasy-Elementen angereicherten Handlung passt.

 

Was die drei Handlungsstränge betrifft: Mir war schon klar, dass es zur Zeit der Hexenverfolgungen gewiss etwas rauer zugegangen sein wird - in puncto Altha hatte ich mich also auf schwere Kost eingestellt … Gewalt, Brutalität, womöglich sogar Folter. Aber meine Güte! Auch Violets und Kates Handlungsstränge lasen sich im Grunde wie ein seitenlanges Misshandlungsprotokoll - körperliche und seelische Grausamkeiten nonstop (Schläge, Vergewaltigung, Psycho-Spielchen, etc.), wobei stets Männer jeglichen Alters die Rolle des Bösewichts einnehmen. 

 

Ein weiteres Element, für welches das Werk in meinen Augen definitiv eine explizite Triggerwarnung gebraucht hätte (da es in allen drei Handlungssträngen vorkommt), ist das Thema Schwangerschaft bzw. gewollte und unfreiwillige Schwangerschaftsabbrüche. Als Mutter, die selbst mehrere Kinder verloren hat und noch Jahre später mit diesem Verlust zu kämpfen hat - sofern man sich je ganz davon erholen kann -, möchte ich so etwas schlichtweg nicht lesen. Punkt. Ich hätte, sofern es eine Triggerwarnung gegeben hätte, niemals zu diesem Buch gegriffen.

 

Im Vergleich dazu las sich die intensiv ausgeprägte, spooky anmutende Naturverbundenheit aller Frauen schon regelrecht angenehm. Ihr solltet allerdings keine Abneigung gegen Insekten und vor allem nicht gegen Vögel haben - diese tauchen immer wieder auf … und haben in einer Schlüsselszene in Kates Strang einen richtig heftigen Auftritt. (Ich sage nur: Hitchcock-Vibes.) 

 

Irgendwie hatte ich mir mehr Magie erwartet, diese wurde allenfalls angedeutet.

 

Die familiäre Bindung der drei Frauen, deren Geschichten sich erst gegen Ende zu einem großen Ganzen zusammenfügen, hätte sich in meinen Augen ideal als Hauptthema geeignet. Ihren individuellen Befreiungskampf gegen die sie unterdrückenden Männer hätte man ja trotzdem in der Story hervorheben können, nur eben nicht dermaßen negativ behaftet. Aufgrund der ganzen Traumata konnte ich mich jedenfalls kaum auf die Figuren selbst einlassen.

 

Die junge Autorin hat ganz klar Talent, so trieben beispielsweise die kurzen Kapitel und stetig wechselnden Perspektiven die Spannung unaufhaltsam voran und die Verknüpfung der Frauenschicksale war ungemein stimmig und gut durchdacht. Schade, dass die Storyline so dark war.

 

Fazit:

Wem könnte dieses Buch gefallen: Wenn ihr vor düsteren Geschichten nicht zurückschreckt und nicht an Ornitophobie leidet, why not?