Rezension

Wirkte häufig zu konstruiert

Die Gestirne - Eleanor Catton

Die Gestirne
von Eleanor Catton

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt: Neuseeland zur Zeit des Goldrausches 1866: Als der Schotte Walter Moody nach schwerer Überfahrt nachts in der Hafenstadt Hokitika anlandet, trifft er im Rauchzimmer des örtlichen Hotels auf eine Versammlung von zwölf Männern, die eine Serie ungelöster Verbrechen verhandeln: Ein reicher Mann ist verschwunden, eine opiumsüchtige Hure hat versucht, sich das Leben zu nehmen, und eine ungeheure Summe Geld wurde im Haus eines stadtbekannten Säufers gefunden. Moody wird bald hineingezogen in das Geheimnis, das schicksalhafte Netz, das so mysteriös ist wie der Nachthimmel selbst. (Quelle: Verlag)

Meine Meinung: Die Gestirne war mein Projekt 2016 und auch wenn es sehr komisch klingt, war ich tatsächlich seit Dezember letzten Jahres mit dem Debütroman von Eleanor Catton beschäftigt. Zwischendurch habe ich es mehr als einmal pausiert und ich wollte den mehr als 1000 Seiten dicken Wälzer einfach nicht fertig bekommen. Ich habe in der Regel kein Problem mit dickeren Büchern und selten habe ich überhaupt so lange für ein Buch gebraucht. Die Gestirne konnte mich aber lange Zeit einfach nicht packen und so hat mir schlicht und einfach die Motivation gefehlt.

Dabei ist die Autorin Eleanor Catton jüngste Booker-Preisträgerin und Die Gestirne ist das dickste Buch, das je ausgezeichnet wurde. Das schraubte meine Erwartungen enorm hoch und dabei wurden diese letztendlich nicht einmal enttäuscht. Die Geschichte ist brillant und so vielschichtig und komplex, wie eine über 1000-seitige Geschichte nun mal ist. Es war besonders anfangs sehr schwierig einen umfassenden Blick auf die Handlung und alle Beteiligten zu erhalten, nach und nach lichtet sich jedoch alles und man hat einen besseren Überblick. Auch bekommt man mit fortschreitender Handlung einen immer anderen Blick auf das Geschehen, dass nach und nach so auch mehr aufgelöst wird. Ich bewundere Eleanor Catton für diese Arbeit und betrachtet man das Werk von diesem Punkt aus, so ist es gar keine Frage mehr, weshalb sie den Booker-Preis gewonnen hat. Gleiches gilt auch an dieser Stelle für die Charaktere, die ebenso feinsinnig konstruiert sind.

Was war nach diesem großen Lob also der Grund für meine lange Lesezeit und die abschließende Bewertung? Das Schicksal der Charaktere und die Handlung sind eng an den Verlauf der Sterne und deren Konstellation gebunden. So eng, dass ich es selbst nicht einmal verstanden habe und so komplex, dass es eine akribische Planung der Handlung erfordert. Das war das, was mich stutzig machte. Sollten Bücher so geplant sein? Ich hatte nicht selten das Gefühl, dass über diese ganzen Konstellationen hinaus etwas Entscheidendes verloren gegangen ist: Liebe, Passion oder einfach das Schicksal der Charaktere seinen Lauf nehmen lassen. Abseits der Sterne. Man kann es nennen wie man will, aber mir hat dadurch etwas Entscheidendes gefehlt und ich bin mir ziemlich sicher, dass der Punkt gewesen wäre, der mich an die über 1000 Seiten gefesselt hätte.

Fazit: Man kann nur staunen, welches Werk Eleanor Catton mit Die Gestirne geschaffen hat. Es ist akribisch konstruiert und überrascht den Leser in seinem Verlauf immer wieder. Dennoch hat mir neben der ganzen Ausgereiftheit und Brillanz entwas ganz Entscheidendes gefehlt. Die Liebe zum Werk und die Eigensinnigkeit, die ein literarisches Werk viel zu oft entfaltet. Somit wurde Die Gestirne für mich alles andere als perfekt und viel zu oft fehlte mir die Lust, weiterzulesen.

Vielen herzlichen Dank an btb für das tolle *Rezensionsexemplar.