Rezension

Verwirrend ohne Ende, jedoch spannend bis zur letzten Seite

Die Gestirne - Eleanor Catton

Die Gestirne
von Eleanor Catton

Bewertet mit 5 Sternen

 

DIE GESTIRNE

Dieses Buch war eine kleine Herausforderung.

1040 Seiten in einer Zeit und einer Welt von der ich vorher so gut wie gar nichts wusste.

Ich fand mich plötzlich im Jahre 1866, in Hokitika, Neuseeland ,im Zeitalter des Goldrausches wieder.
In einem Jahrhundert, in dem die Seefahrt noch von großer Bedeutung war, man mit Goldnuggets zahlen konnte und der Beruf Goldgräber einem mit etwas Glück ein angenehmes Leben ermöglichte.

Die Autorin hat mit – Die Gestirne – eine wahre Glanzleistung vollbracht. Mir ist immer noch völlig schleierhaft, wie sie es geschafft hat bei 1040 Seiten den Überblick zu behalten.

Ich habe einiges mitgeschrieben, einfach nur damit ich nicht durcheinander komme und teilweise trotzdem manchmal den Faden ein wenig verloren.
Im Nachhinein denke ich aber, das eine gewisse Verwirrungstaktik durchaus von der Autorin gewollt war. Für mich war es in jedem Falle so sehr spannend. Bis kurz vor Ende war immer noch nicht ganz klar, was wirklich passiert ist und wer, wie in die Vorfälle verwickelt war.

Ich muss zugeben, dass ich am Anfang ein wenig zu kämpfen hatte.
Für mich war diese Art der Erzählung Neuland und es hat ein wenig
gedauert , bis ich mich eingefunden habe.

Letztendlich bin ich sehr froh, durchgehalten zu haben,
denn ab einem gewissen Punkt bin ich dann ganz schnell vorangekommen. Plötzlich war ich mitten in der Geschichte, habe alles hautnah miterlebt und mich auch in Zeit und Land gut zurecht finden können. Nachdem alle Charaktäre vorgestellt waren, wusste ich um welche Personen es geht und habe die Zusammenhänge (meistens ) verstanden. Es war auf einmal so spannend, dass ich nur noch ganz schnell zuende lesen wollte.

Durchhalten lohnt sich also manchmal wirklich.

Worum geht es denn also eigentlich?

Viel verraten darf ich im Prinzip nicht, aber einen kleinen Einblick geben kann ich bestimmt:

Die Hauptperson ist ein gewisser Herr Walther Moody, der mit dem Schiff in Hokitika ankommt. Er scheint auf seiner Reise einiges erlebt zu haben und beschliesst erst einmal im Crown Hotel einzukehren.
Nichtsahnend platzt er in eine Art geheime Versammlung von 12 Männern hinein und wird so völlig ahnungslos und ungefragt in eine sehr sonderbare Geschichte hineingezogen in der jeder Einzelne seine ganz spezielle Rolle zu haben scheint.
Zunächst unterhält er sich nur mit einem der Männer, doch es stellt sich schnell heraus, dass dies keine normale Unterhaltung werden soll. Moody wird ausgefragt und,obwohl er sich eigentlich nur ein wenig ausruhen möchte, bleibt er freundlich und ruhig.
Anscheinend gilt es für die 12 Männer einige merkwürdige Vorfälle & Verbrechen zu klären.
Walther Moody beginnt nach und nach durch Gespräche mit den Herren Puzzleteile zusammenzufügen.
Jede Unterhaltung ergibt neue Hinweise, doch es scheint nicht leicht, diese in der richtigen Reihenfolge zusammenzusetzen. Sobald ein Rätsel gelöst ist, ergibt sich ein weiteres.
Als Leser werden einem auf diese Art und Weise nach und nach immer mehr Personen vorgestellt und eine Ansammlung von Schicksalsschlägen, Bestimmungen, Aneinaderreihungen, Pech oder Glück ergeben letzten Endes ein Ganzes, indem sich jeder mit seiner eigenen Aufgabe beteiligt.
Neben der Hauptgeschichte und den unzähligen Kleinen Nebengeschichten, die aber allesamt von großer Bedeutung sind, werden viele Parallelen zu den Planeten,Tierkreiszeichen, Sternen und Horsokopen gezogen. Als Laie in Sachen Astrologie,muss ich sagen, habe ich vermutlich den ein oder anderen Hinweis unter Umständen
nicht richtig wahrnehmen können, jedoch wird man insbesondere durch die Kapitelüberschriften immer wieder daran erinnert, dass mehr hinter all dem steckt.

Es gab einige ganz wunderbare Stellen im Buch, die mich berührt haben und, die ich hier gerne als Zitat vorstellen möchte:

Seite 502
” Ich habe gehört, im Glauben der Eingeborenen von Neuseeland werde die Seele nach dem Tod zu einem Stern”

Seite 835
“In diesem Land fängt jeder noch einmal von vorne an”

Seite 901
” Wenn die Heimat nicht dort ist, wo man herkommt, dann ist sie dort wohin man aufbricht”

Seite 926
” Nichts bildet so sehr wie das Reisen in fremde Länder”

Mein Fazit:

 
Ich schwanke zwischen 4 und 5 Sternen,tendiere aber trotz einiger, kleiner Kritikpunkte zu 5 Sternen.
Der Anfang war ein wenig schwierig, beim Ende hätte ich mir etwas mehr Ausführlichkeit und noch mehr Aufklärung aller Situationen gewünscht. Dennoch ist dieses Buch für mich ein wahres Meisterwerk, da es mich völlig in seinen Bann gezogen hat und ich am liebsten sofort alles aufgeklärt hätte und mir ein wenig wie ein Privatdetektiv vorkam.

Spannend bis zur letzten Seite und das diesmal in einem für mich völlig anderen Genres.
Dabei ist eigentlich nicht ganz klar, ob es nun ein historischer Roman ist, ein Jugendbuch oder ein Krimi…..für mich ist es im Prinzip alles in einem.

Was mir nun noch bleibt ist zusagen:

UNBEDINGT LESEN !!!

…aber mit viel Ruhe und Zeit