Rezension

Ein Buch, das durch seine Detailreiche lebt

Die Gestirne - Eleanor Catton

Die Gestirne
von Eleanor Catton

Bewertet mit 4 Sternen

Die literarische Sensation des Jahres von der jüngsten Booker-Preisträgerin aller Zeiten! In einer Hafenstadt an der wilden Westküste Neuseelands gibt es ein Geheimnis. Und zwei Liebende, die einander umkreisen wie Sonne und Mond. Als der Schotte Walter Moody im Jahr 1866 nach schwerer Überfahrt nachts in der Hafenstadt Hokitika anlandet, trifft er im Rauchzimmer des örtlichen Hotels auf eine Versammlung von zwölf Männern, die eine Serie ungelöster Verbrechen verhandeln. Und schon bald wird Moody hineingezogen in die rätselhaften Verstrickungen der kleinen Goldgräbergemeinde, in das schicksalhafte Netz, das so mysteriös ist wie der Nachthimmel selbst.

Meine Meinung: 
Ich durfte das Buch aufgrund einer Leserunde lesen und bedanke mich herzlich dafür. 

Ich will gar nicht so viel über den Inhalt verraten, aber das Buch nimmt uns mit in die Goldgräberwelt von Hokitika. Man sollte hier aufgrund des Klappentexts keine romantische Liebesgeschichte erwarten - das war nämlich damals mein erster Gedanke. So viel Liebe und Gefühl erreicht uns in dieser Geschichte nämlich nicht so wie man vielleicht denkt. Ich finde es nicht schlimm, aber ich hatte dennoch etwas mehr Emotion erwartet. Aber wenn man das weiß, dann kann man anders an die Geschichte herangehen, denke ich. 

Direkt zu Beginn bemerkt man den unglaublich mitreißenden Schreibstil der Autorin. Es handelt sich hier definitiv nicht um ein Buch, welches man mal eben so nebenbei liest. Die zahlreichen Schachtelsätze und Fremdwörter verlangen ein sehr konzentriertes Lesen, aber das Buch wird dadurch auf gar keinen Fall anstrengend. Jeder Charakter ist in sich schlüssig erklärt. Jeder Charakter hat Eigenheiten und Makel und zwar bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Ich habe noch nie ein Buch erlebt, in dem es so viele Charaktere gab, die im Detail so klar voneinander abgegrenzt werden können. Das finde ich wirklich bewundernswert. Die Geschichte zeigt uns dann die ganzen Verstrickungen und Zusammenhänge zwischen den einzelnen Charakteren. Man kann miträtseln, man kann mitfiebern, aber man darf nicht den Faden verlieren ;) Mich hat der Inhalt absolut mitgerissen und ich bin einfach begeistert, was die Autorin sich da alles einfallen lassen hat. 

Am Ende muss ich leider einen Stern abziehen, da ich finde, dass das Potential zum Ende hin nachgelassen hat. Man hat das Gefühl, dass die Autorin am Anfang alles im Detail erklären wollte und am Ende aber leider keinen Platz mehr für den Rest hatte. Das Ende und insbesondere 1-2 Szenen hätte ich gerne richtig im Detail erlebt. Das bleibt leider verwehrt. Das führt bei mir dazu, dass einige Fragen offen bleiben und ich leicht enttäuscht zurück gelassen werde. 

Insgesamt kann man aber sagen, dass wir hier eine besondere Geschichte erleben, die einem insbesondere zeigt, wie das Leben manchmal so spielt. Viele Menschen im Leben sind mit kleinen Zusammenhängen miteinander verbunden. Wenn wir eine Abzweigung nehmen, kann es passieren, dass wir eine andere verpassen oder einen Menschen verpassen, der auf der Suche nach uns war. Oder wir geraten in eine Sackgasse, aus der wir nicht so leicht entfliehen können. Irgendwie geht es um Schicksal, aber auch Zufall. Diese inhaltliche Thematik hat mich wirklich berührt. 

Fazit: 
Eine besondere Geschichte, die insbesondere durch den Schreibstil der jungen Autorin fasziniert. Das Buch lebt durch die ausgeklügelten Charaktere, ihre Verstrickungen und die detaillierten Beschreibungen. Zum Ende hin lässt meiner Meinung nach das Potential nach, da an Details gespart wird. Da auf diese Weise Fragen für mich offen bleiben, muss ich schweren Herzens einen Stern abziehen und vergebe 4 Sterne. Dennoch ist es eins der besten Bücher des Jahres 2015!