Rezension

Wohlfühllektüre mit thematischer Relevanz.

Was perfekt war - Colleen Hoover

Was perfekt war
von Colleen Hoover

Die texanische Schriftstellerin Colleen Hoover trägt einen hierzulande längst nicht mehr unbekannten Namen. Mit ihren emotionalen Beziehungsromanen sicherte sie sich nicht nur den Platz auf unzähligen Bestsellerlisten, sondern auch im Herzen vieler Leser*innen. Da der dtv-Verlag auf den Buchmessen neue Leseexemplare wie heiße Semmeln über die Theke vergibt, wurde auch mir eine Ausgabe von „Was perfekt war“ zur Verfügung gestellt. Ja, ich bespreche dieses Buch erst jetzt, nachdem der Hype schon wieder vorüber ist und eher um die Neuerscheinung „Verity“ kreist. Aber hat die vorliegende Lektüre denn den guten Ruf, der ihr vorauseilt, überhaupt verdient? Dieser Frage möchte ich nachgehen.

Recht schnell entblößt die Autorin ihr wahres Talent, indem sie ihre Leser*innen in herzlicher Umgebung in eine kurzweilige, sympathische Handlung einführt. „Was perfekt war“ ist auch eine einfach zu lesende Lektüre, die man nur so verschlingen möchte. Sie macht in diesem Werk treffend auf eine wichtige Thematik aufmerksam, ohne zunächst zu sehr mit dem erhobenen moralischen Zeigefinger zu erzählen.

Die daraus entstehenden Selbstzweifel der Hauptfigur werden behutsam, aber durchaus authentisch dargestellt: Die zunehmende Individualisierung und Entkopplung von dem Liebespartner erschienen mir jederzeit logisch nachvollziehbar und ich konnte mich als Leser bestens in Quinn hineinversetzen. Die Autorin beweist hier einmal mehr, dass sie das Innenleben ihrer Figuren in der Sprache festzuhalten versteht. Bereits in den ersten Kapiteln wird eine besondere Chemie zwischen den beiden Protagonisten deutlich, die mich mehrfach schmunzeln und tiefer in die imaginäre Schmökerdecke kuscheln ließen. Man fühlt sich richtig wohl, wenn man das Buch liest.

Zudem fiel mir die geschickte Erzählstrategie auf, mit der Hoover einen gelungenen zeitlichen Parallelismus zwischen der zunächst aufkeimenden, glücklichen und der allmählich zerbröckelnden, entzauberten Beziehung zieht. Die durch den Plot aufgeworfenen Fragen werden so automatisch beantwortet, indem sich die Zeitebenen Stück für Stück annähern. Das Auftreffen am Ende des Buchs halte ich für besonders gelungen, da es echte Magie zu versprühen scheint.

Ab dem Zeitpunkt jedoch, an dem Quinn und Graham analytisch die Entwicklung ihrer gemeinsamen Beziehung betrachten und lehrend aufeinander einzuwirken versuchen, verliert die Lektüre ihr Tempo und gerät schleppend. Da der letztendliche Handlungsausgang recht schnell offensichtlich wird, hätte ich mir ein bisschen mehr erzählerischen Mut und Raffinesse gewünscht. Das hätte uns vielleicht den jetzigen an Klischees überzuckerten Schluss erspart. Ebenfalls (aber da mag nun mein persönlicher Geschmack greifen) erscheint mir die Tatsache, in welch kurzer Zeitspanne Quinn die Niedergeschlagenheit aufgrund der gescheiterten ersten Verlobung überwindet, etwas unglaubwürdig.

Schlussendlich überwiegen bei „Was perfekt war“ aber deutlich die positiven Argumente. Hoover präsentiert uns erneut eine klassische Wohlfühllektüre, die sogar thematische Relevanz hat. Besonders lange wird mir das Buch jedoch wahrscheinlich nicht im Gedächtnis bleiben.

Ich vergebe gerne vier von fünf möglichen Sternen.