Rezension

Wundervolles Buch!

Sadie - Courtney Summers

Sadie
von Courtney Summers

Bewertet mit 5 Sternen

Ich habe das Buch Sadie bereits vor Veröffentlichung via Vorablesen zur Verfügung bekommen und war einfach nur hin und weg und begeistert!

Der Roman „Sadie“ von Courtney Summers, der am 13.02.2019 beim BELTZ & Gelberg Verlag erschienen ist, behandelt die Geschichte von Sadies Suche nach dem Mörder ihrer kleinen Schwester und der Suche nach Sadie, die auf ihrem Rachefeldzug verschwunden ist. Der Roman gehört zur Jugendliteratur.

Sadie, eine junge Frau, musste bereits wegen ihrer drogensüchtigen Mutter viel zu früh erwachsen werden. Sie lebt in einem Wohnwagen, in einer kleinen Stadt, die, sollte sie jemals eine gute Zeit gehabt haben, schon lange ihren Glanz verloren hat.
Sadies einziger wirklicher Lebensinhalt ist ihre kleine Schwester Mattie gewesen. Bis diese ermordet aufgefunden worden ist. Die Polizei schließt den Fall bereits nach ein paar Monaten, obwohl sie den Täter nie gefunden haben und Sadie bricht somit der Boden unter den Füßen weg.
Sie ahnt, wer der Schuldige war, und verschwindet eines Tages, um den Mörder ausfindig zu machen und zur Rechenschaft zu ziehen. Sie ist der Meinung, diese Sache allein durchziehen zu müssen, weswegen niemand von ihren Verdächtigungen oder ihrem zukünftigen Weg weiß.
Genau deswegen bittet die Ersatzgroßmutter der beiden Mädchen den Radiomoderator West McCray um Hilfe, der Podcasts veröffentlicht und die neue Reihe der Ermordung Matties und Sadies Verschwinden widmet. Schritt für Schritt blickt er hinter die Geschichte und kommt Sadie auf die Spur.

Das Buch erzählt die Geschichte über Sadie und ihre tote Schwester auf zwei Arten.
Zum einen hat man die Kapitel mit dem Podcast, die dementsprechend aufgebaut worden sind.
Zum anderen hat man bis zu einer gewissen Stelle in der Geschichte die Kapitel aus Sadies Sicht, die gleichzeitig einige Monate vor dem Podcast spielen und aus der Ich-Perspektive geschrieben worden sind.
Die Sprache ist verständlich und durchschnittlich gehalten. Eine Besonderheit ist, dass Sadie, sobald jemand in der Nähe ist, stottert. Und dass die Hälfte des Buches als Podcast geschrieben worden ist. Das bedeutet, mit Namen versehene Absätze, in denen Geräusche oder kleine Handlungen, zum Beispiel (lacht), erwähnt werden.
Die Geschichte ist sehr schlüssig. Durch die Abwechslung von Podcast und Sadies Sicht gibt es oft eine Art Katz- und Mausspiel, denn es gibt Informationen, die man über West McCray zuerst erfährt, und welche, die einem Sadie als erstes offenbart. Dadurch, dass der Radiomoderator vieles nicht weiß, das die Protagonistin einem bereits mitgeteilt hat, kann man gut seine eigenen Schlüsse ziehen, während man am liebsten beim Podcast anrufen und jeden informieren möchte.
Auf diese Weise hat sich eine einzigartige Spannung beim Lesen aufgebaut, der ich mich nicht entziehen konnte.

Mein erster Eindruck war durch die Leseprobe ein wenig mittelmäßig, da mir hier die Podcastformatierung zu anstrengend war und ich davon ausgegangen bin, dass ich mich beim Lesen erst daran würde gewöhnen müssen.
Aber als ich das Buch dann selber in der Hand hielt, war der Podcast kein Problem mehr. Ich musste mich an nichts gewöhnen und habe sogleich die ersten hundert Seiten gelesen. Am Abend wollte ich dann noch ein paar Seiten lesen, die dann jedoch zu über hundert wurden.
Damit hat „Sadie“ bewiesen, dass der erste Eindruck nicht immer der Richtige ist.

Die Charaktere sind absolut sympathisch, die Geschichte wird nur Stück für Stück offenbart. Bis zum Ende hin ist es spannend, ob Sadie gefunden wird, und wenn ja, ob lebendig oder nicht.
Immer, wenn ich gerade mit dem Lesen aufhören wollte, wurde wieder etwas erwähnt oder eine Handlung fand statt, die mich entweder weiterhin an die Seiten fesselte oder die mich das Buch nur sehr widerwillig zusammenklappen ließ.
Dabei geht die Geschichte sehr ans Herz. Vor allem die Parts mit Sadie waren so geschrieben, dass man schon gezwungenermaßen mit ihr mit gelitten hat. Ihre Handlungen waren zwar längst nicht jedes Mal das, was man von ihr erhofft hatte, aber sie waren immer begründet. Je mehr man sich in sie hineingefühlt hatte, desto öfter dachte man einfach nur darüber nach, wie sehr sie einem leid tat und das, was sie gerade macht, vielleicht nicht die kluge Lösung ist, man es jedoch sehr gut nachvollziehen kann.
Sadie ist eine sehr starke Persönlichkeit. Und, genauso wie die anderen Charaktere, weder perfekt, noch übertrieben. Sie haben Schwächen und manchmal einen falschen Glauben. Jede Figur besitzt ihre eigene Ansicht auf eine Sache.
All das hat mich dieses Buch regelrecht verschlingen lassen.

Mein Fazit:
Kurz gesagt: Wow!
Ich habe „Sadie“ als Rezensionsexemplar erhalten und war zunächst eher unzufrieden damit, dieses Buch und nicht das andere gewonnen zu haben.
Doch kaum hatte ich die ersten Seiten gelesen, musste ich diesen Gedanken wieder verwerfen. „Sadie“ hat sich weit über meinen ersten Eindruck hin entwickelt. Seit ein paar Jahren kämpfe ich beim Lesen immer ein wenig mit mir selbst, nachdem viele Bücher nicht mehr als bloße Logikfehler und Klischees sind, und die Freude dabei bei mir nicht nur nicht aufkommen kann, sondern gleich in den Boden sackt. Es gibt selten Bücher, die mir wieder die Hoffnung darauf geben, wie früher eine Vielleserin zu sein.
„Sadie“ ist ganz klar eines dieser Bücher. Es hat eine sehr starke und äußerst interessante Protagonistin. Eine rührende Geschichte, die spannend umgesetzt worden ist. Immer wieder, wenn ich das Buch aus den Händen legen wollte, konnte ich es nicht. Oder nur sehr widerwillig.
Der Schreibstil ist flüssig. Die Podcasts sind nur in der Leseprobe nervig umgesetzt, sodass zumindest ich mich vorher nicht daran gewöhnen musste, um den Roman genießen zu können.
Obwohl das Thema schon harter Tobak ist, ist es wirklich auch jugendgeeignet geschrieben worden.
Ich kann „Sadie“ damit nur eine ganz klare, dicke und vom Herzen kommende Kaufempfehlung geben. Ich war richtig traurig, als ich es ausgelesen hatte und von dieser Autorin wird sicherlich das ein oder andere Buch noch den Weg in mein Regal finden. Es gibt nicht einmal einen großartigen Kritikpunkt, der mir jetzt einfallen würde und den ich anbringen könnte.