Rezension

Zeitverschwendung

Tage wie Seeglas - Lurleen Kleinewig

Tage wie Seeglas
von Lurleen Kleinewig

Bewertet mit 1 Sternen

Die 29-jährige LIv braucht dringend eine Veränderung, denn zu viel drückt ihr auf der Seele, zu viel ist passiert. So lässt sie sich auf das Abenteuer ein, einen Job als Verkäuferin in einem Surferladen auf der kleinen Ostseeinsel Fährlangen anzunehmen und dort einen Neuanfang zu wagen. Mit ihrem Hund BC als treuen Wegbegleiter findet sie in einer kleinen gemütlichen Strandwohnung, die ihrem neuen Chef Dan gehört, ein neues Zuhause und der Blick aufs Meer begeistert sie immer wieder. Die Insulaner nehmen Liv gleich herzlich auf und auch mit ihrem Chef Dan besteht von Anfang an eine besondere Wellenlänge. Aber auch Dan hat an einigen Dingen zu knabbern, ob da eine Beziehung genau das Richtige für die beiden ist.

Lurleen Kleinewig hat mit „Tage wie Seeglas“ einen Liebesroman vorgelegt, der mit recht viel schwerem Gepäck daherkommt. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und farbenfroh, so dass der Leser während der Lektüre einiges an Bildern von der Landschaft im Kopf hat. Die Geschichte selbst ist allerdings zum großen Teil regelrecht melodramatisch anhand der vielen aufgeführten Schicksalsschläge, die hier aufeinander treffen. Diese werden im Wechselmodus erzählt und wirken aufgrund ihrer geballten Ladung einfach unglaubwürdig und nicht nachvollziehbar. Hier wäre weniger einfach mehr gewesen, damit der Leser die Chance hat, sich in die Protagonisten hineinzuversetzen und mit ihnen fühlen zu können. So funktioniert das leider überhaupt nicht, denn hier bleibt der Leser auf Abstand und kann nur mit dem Kopf schütteln ob der ganzen Dramen, die die Protagonisten mit sich herumschleppen. Umso unglaubwürdiger ist auch die sich anbahnende Beziehung der beiden, denn zwei mit solchen Altlasten ergeben nicht ein Ganzes, dazu sind sie noch viel zu sehr mit sich und ihrer Aufarbeitung beschäftigt. Von einer Wohlfühlgeschichte ist man hier weit entfernt, sondern eher frustriert aufgrund der ganzen Probleme.

Die Charaktere versprühen nicht gerade einen Nebel an Sympathie, sie sind ausnehmend nach Schema F entworfen und besitzen wenig Charme, die sie dem Leser näher bringen. Die häufige Resignation bei LIv und Dan aufgrund ihrer Probleme schafft beim Leser keine angenehme Stimmung. Dan hat sich von den meisten Menschen abgeschottet, sucht die Einsamkeit und geht surfen, nur zu seinen Geschwistern hat er einen Draht. Liv lebt lebt zurückgezogen mit ihrem Hund, um die Vergangenheit zu verarbeiten. Unverständlich ihre Flucht, denn ihre Probleme gehen ja mit ihr und bleiben nicht zurück. Auch Isa, Ole und Sandra sind leider nur oberflächliche und blasse Gestalten, die nicht überzeugen können.

„Tage wie Seeglas“ ist kein Liebesroman, wie man ihn sich eigentlich erhofft. Die Protagonisten schleppen einfach zu viel Ballast mit sich herum, was der Geschichte ihre Leichtigkeit nimmt und in die Unglaubwürdigkeit abrutscht. Von Tiefgang ist hier leider auch keine Spur. Man sollte seine Zeit mit besseren Büchern verbringen, dieses ist ein absoluter Fehlgriff.