Rezension

Zu Beginn war ich begeistert, doch das hielt nicht an

Cursed - Die Auserwählte - Frank Miller, Tom Wheeler

Cursed - Die Auserwählte
von Frank Miller Tom Wheeler

Bewertet mit 3 Sternen

Als Nimues Dorf von den Roten Paladinen überfallen wird und alle Menschen aus dem Dorf getötet werden, erhält sie von ihrer Mutter ein Schwert, das sie zu Merlin bringen soll. Sie macht sich zuerst auf die Suche nach dem Söldner Arthur, den sie kurz vor dem Überfall kennengelernt hat. Schnell wird klar, dass sie nicht irgendein Schwert besitzt. Es handelt sich um das sagenumwobene Schwert, welches die Fey geschmiedet haben und das als vernichtet galt. Fortan wird sie von allen Seiten gejagt. Wirklich jeder will dieses Schwert besitzen, denn derjenige, den das Schwert erwählt, wird der einzig wahre König sein…

Das Buch startet sehr grausam mit dem Überfall der Roten Paladine auf das Fey-Dorf, in dem Nimue aufgewachsen ist. Dabei gelingt es dem Autor Thomas Wheeler eindrücklich, die Geschehnisse einzufangen. Man hat als Leser/in die verblendeten, in Kutten gekleideten Paladine vor Augen, die die Einwohner auf grausame Art und Weise umbringen und zudem das Dorf in Brand setzen. Das Ganze entsteht wie eine Szene aus den Hexenverfolgungen im Mittelalter vor dem inneren Auge. Die Fähigkeit des Autors, die Ereignisse so visuell vor dem Auge des Lesers entstehen zu lassen, hat mich ungemein begeistert. Aber wahrscheinlich darf man das von jemandem, der vor allem als Autor fürs Fernsehen arbeitet, auch erwarten.

Auch im weiteren Verlauf gibt es Episoden, die ich ganz genau vor Augen hatte, weil sie so prägnant geschildert wurden. Da der Autor Tom Wheeler und die Zeichnerlegende Frank Miller gleichzeitig das Buch „Cursed – Die Auserwählte“ geschrieben und an einer Serie für Netflix gearbeitet haben, dachte ich mir, das Projekt ist ihnen wirklich gut gelungen.

Doch mit der Zeit hat meine Begeisterung nachgelassen. Zum einen zeichnet sich das Buch immer wieder durch extrem gewalttätige Szenen aus. Diese sind nicht nur da in die Handlung integriert, wo sie notwendig sind. Ich habe sie als eigenes Stilmittel der Erzählung empfunden und das wurde mir mit der Zeit zu viel. Doch das sollte bei einer Geschichte, an der Frank Miller mitwirkt, vielleicht nicht überraschen.

Zum anderen habe ich das Verhalten der Figuren als durchgängig sehr sprunghaft empfunden. Dabei bleibt Merlin durchweg ein sehr undurchschaubarer Charakter. Aber auch bei zum Beispiel Arthur oder Nimue war dieses heute hü, morgen hott gegenwärtig.

Das Buch ist eine Neuerzählung der Artus-Saga. Wobei ich sagen muss, dass ich froh bin, dass ich keine genaue Vorstellung mehr von dieser Legende habe. Denn in diesem Buch scheint fast jeder eine andere Rolle zu spielen als in den früheren Erzählungen. Von den älteren Erzählungen der Legende hätte ich mich jedoch nur schwer lösen können und es hätte mich beim Lesen eher verwirrt.

Doch auch so hat die Geschichte nach und nach einen Verlauf genommen, der mir nicht gefallen hat. Nimue macht durch ihr unüberlegtes Agieren oft alles schlimmer als es ursprünglich war. Jede Intrige scheint eine weitere Intrige zu beinhalten, sodass alles immer unübersichtlicher wird. Nicht nur für den Lesenden, sondern auch für die Figuren des Buches. Und zum Schluss endet das Buch mit ganz vielen offenen Fäden und Cliffhangern. Doch dadurch, dass ich den Verlauf der Geschichte nicht mochte, bin ich nicht sehr neugierig darauf, wie es weitergeht. Denn wahrscheinlich dreht sich die Story noch ein paar Mal komplett um sich selbst und entwickelt sich dann doch ganz anders als vermutet. Das kann spannend sein, ist es in diesem Fall für mich jedoch nicht.