Rezension

Zu wenig Leidenschaft

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen -

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen
von Henrike Engel

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nachdem sie fluchtartig England verlassen musste, begibt sich Anne unter falschem Namen und als studierte Medizinerin auf den schweren Weg einer Ärztin und helfenden Hand in einen Frauenhaus im Hamburger Hafengebiet. Schon bald keimt in ihr der Wunsch, ein eigenes Frauenhaus zu gründen - speziell in einem Brennpunkt für Prostituierte. Helene, aus gutem Haus, aber mit dem großen Wunsch nach Eigenständigkeit, sieht dieses Projekt als Chance, ihren eigenen Weg zu gehen. Ausgerechnet am Tag der Eröffnung macht sie die grausige Entdeckung zwei übel zugerichteter Leichen in der Nähe des geplanten Frauenhauses und damit scheint ihr großes Vorhaben erst einmal beendet zu sein. Doch so schnell geben die beiden Frauen nicht auf und finden in Berthold als Vertreter der Staatsmacht einen Verfechter der Gerechtigkeit.
Ein spannender Ausgangspunkt im Hamburger Milieu. Neben den drei Hauptfiguren entwickeln sich viele weitere interessante Persönlichkeiten und geraten dabei teilweise ins Visier auf der Suche nach dem berüchtigten Hafenmörder, der schon bald weitere Opfer findet.
Leider hat sich für mich alles recht schnell so entwickelt wie vermutet und es gab bis zum Ende des Buches keine Überraschungen mehr. Nur in der Hoffnung, dass sich daran noch etwas ändert, habe ich weitergelesen. Selbst Annes weitere Geheimnisse werden schon so komplex umrissen, dass man sich alles bereits zusammenreimen kann und einfach keine Neugier auf den 2.Teil dieser Saga übrig bleibt. Diese Vorhersehbarkeit nimmt dem Buch den Reiz, die Figuren selbst bieten so viel Spielraum, aber der wird leider nicht ausgenutzt. Der Handlung insgesamt fehlt die Leidenschaft.
Wenn ich den Vergleich z.B. mit den beiden Bänden "Elbleuchten/Elbstürme" wagen darf, die im ähnlichen geschichtlichen Zeitraum und im gleichen Milieu angelegt sind, dann liegen da Welten dazwischen. Man möchte ein mutiges Frauenbild in einer schweren Zeit vermitteln, aber leider wirkt alles nur seicht und vergeblich.
Das Cover wirkt sehr edel und gibt der zweiteiligen Saga ein eigenes Gesicht.