Rezension

eine mutige junge Ärztin in Hamburg

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen -

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen
von Henrike Engel

Bewertet mit 4 Sternen

Hörbuch Rezension

„Die Hafenärztin“ Ein Leben für die Freiheit der Frauen von Henrike Engels erschien als Hörbuch am 03.01.2022 bei Hörbuch Hamburg.

Spieldauer: 13 Std. 42Min.

Sprecherin: Verena Wolfien

 

1910. Die junge Ärztin Anne Fitzpatrick muss London über Nacht überstürzt verlassen. In ihrer Geburtsstadt Hamburg wagt sie einen Neuanfang, ihr Ziel, sie möchte Frauen helfen. Bei der Eröffnung ihres Frauenhauses im Hafenviertel, findet die junge Pastorentochter Helene eine Frauenleiche, in einem kleinen Boot. Am gleichen Tag, dicht neben dem ersten Fundort, wird eine zweite Frauenleiche gefunden, beide brutal ermordet. Die Ermittlungen führen Kommissar Berthold Rhyedt zu den solzialen Einrichtungen für Frauen, in denen auch Anne Fitzpatrick arbeitet. Warum mussten die Frauen sterben, hat es Hamburg mit einem Serientäter zu tun? Viele Spuren gibt es nicht, doch Anne Fitzpatrick kommt ins Visier der Ermittlungen.

 

Der Autorin gelingt es von Anfang an den Hörer*in mitzunehmen, tief taucht man ein in das Hafenviertel rund um die Innenalster, die Salons, gut bürgerlichen Häusern und den Elendsquartieren. Sie versetzt den Hörer*in buchstäblich ins Jahr 1910. Die Zeit die Henrike in die Recherche zum Hamburg um 1910 gesteckt hat ist spürbar. Die Elendsviertel mit den unterernährten Kindern, die bei katastrophalen hygienischen Bedingungen aufwuchsen, oft sehr früh starben, entstehen vor dem inneren Auge. Die Sprecherin trägt mit ihrer ausdrucksstarken Stimme bei, den Hörer*in die verschiedenen Schauplätze zu verinnerlichen. Es war eine Zeit in der Frauen langsam Selbstbewusstsein entwickelten, die englischen Suffragetten machten es vor, denn bis dato wahren Frauen nicht geschäftsfähig und durften sich politisch nicht betätigen, viele trieb die Armut in die Prostitution. Anhand von Einzelschicksalen, zeigt sie sehr eindrücklich wie schwer das Leben der Menschen im Hafen war, und wie privilegiert die gutbürgerlichen Menschen lebten. Diese Themenfülle hat Henrike Engels dicht in die Kriminalgeschichte eingewoben.Erzählt wird die Geschichte aus drei unterschiedlichen Perspektiven, die von Anne Fitzpatrick, der Pastorentochter Helene Curtius und dem Kommissar Berthold Rheydt. Derschreibstil ist flüssig zu lesen, fesselnd und spannungsvoll.

Fazit: Eine spannende historische Kriminalgeschichte, die das Hafenviertel Hamburgs im Jahr 1910 beleuchtet. Die historischen Einblicke in die Hafenstadt, der kaiserlichen kolonialen Vergangenheit, sowie den Anfängen des 1. FC St. Pauli, konnten mich sehr gut unterhalten. Die Sprecherin ist gut gewählt, sie setzt ihre Stimmen variantenreich ein. Ich kann die Geschichte sehr gerne weiter empfehlen, an historisch interessierte Krimifans.