Alle Rezensionen von Beust

Der Gott der Dunkelheit - Tom Bradby

Der Gott der Dunkelheit
von Tom Bradby

Dichte Kriminalgeschichte am Rande des Wüstenfeldzugs

Bradby traut sich einiges zu: Auf Kairo liegt 1942 Rommels langer Schatten, die Briten packen hastig ihre Sachen, ägyptische Unabhängigkeitsgedanken werden wieder lautstark geäußert und gutvernetzte Kriminelle sehen in der sich zuspitzenden Katastrophe, dass Geld auf der Straße liegt.

Bryant Park - Ulrich Peltzer

Bryant Park
von Ulrich Peltzer

mühsam und ertragsarm

Der Klappentext ist unfreiwilllig missraten: "Ulrich Peltzer schreibt ein Buch über New York, als plötzlich die Katastrophe vom 11. September 2001 in die Erzählung einbricht: Nachmittag in Manhattan. Im Bryant Park laufen die Vorbereitungen fürs Open-air-Kino. Ein Mann sitzt in der Public Library, seine Gedanken schweifen ab. In der 36. Straße stürzt ein Gerüst zusammen.

Pause für Wanzka - Alfred Wellm

Pause für Wanzka
von Alfred Wellm

Die Stärkung des Einzelnen gegenüber den Vielen

Wenn ich heutzutage DDR-Literatur lese, dann habe ich oft das Gefühl, dass die Geschichte wie eine alte Matrizen-Kopie sind: blass, nicht farbecht, provisorisch und zu den Rändern hin altersbraun verfärbt.

Briefe in die chinesische Vergangenheit - Herbert Rosendorfer

Briefe in die chinesische Vergangenheit
von Herbert Rosendorfer

Ein konservativer Spiegel mit verschleißendem Witz

Rosendorfers "Briefe in die chinesische Vergangenheit" sind natürlich Rosendorfers Briefe an die (bayerische) Gegenwart. Indem er den tausend Jahre zuvor aufgebrochenen Kao-tai bemüht, einen Blick auf unser Deutschland zu werfen, hält er ihm einen skurrilen Spiegel vor. Das ist oft sehr witzig, weil Rosendorfer Kao-tai genau beobachten lässt.

Nana Plaza
von Christopher G. Moore

Vorhang auf für Bangkok

Vincent Calvino ist ein spannender Ermittler, der sich auf den Spuren der hard-boiled detectives durch ein grelles Bangkok ermittelt. Autor Christopher G. Moore versteht sein Handwerk gekonnt, indem ihm zwei Dinge besonders gut gelingen:

All das zu verlieren - Leïla Slimani

All das zu verlieren
von Leila Slimani

Sie hat es immer gemocht, Hunger zu haben

Adèle ist eine moderne Frau – sie ist unabhängig, berufstätig, Mutter und Gattin. Modern ist sie aber auch darin, egoistisch zu sein, ihren Bedürfnissen zu folgen, ja: ihrer Gier nachzugeben.

Dschungel - Friedemann Karig

Dschungel
von Friedemann Karig

Vernünftig sein ist wie tot sein, nur früher

Auf Seite 37 beginnt auf dem Grundschulhof die „Jugendstrafe“ des Erzählers - lebenslänglich: Er lernt Felix kennen, den extrovertierten, übergriffigen Sonnenschein von einem Draufgänger, in dessen bann und Schatten er stehen wird – bis zur letzten Seite. Felix ist sogar dann noch da, wenn er nicht mehr da ist, sondern in Kambodscha verloren gegangen ist.

Lola - Melissa Scrivner Love, Melissa Scrivner Love

Lola
von Melissa Scrivner Love Melissa Scrivner Love

Acacia: Die Fernen Lande - David A. Durham

Acacia: Die Fernen Lande
von David A. Durham

Grundsolide Fantasy, stärker als Band 1

Acacia kommt nicht zur Ruhe: Auch unter Königin Corinn, die ein bestens eingeführtes Hassobjekt ist, ist das Reich der Herrscherdynastie bedroht, sowohl von „Übeldingen“ (das sind magisch pervertierte Monstrositäten) als auch von einer gärenden Revolte der arbeitenden Klasse sowie den Auldek aus der „Unbekannten Welt“.

Acacia: Macht und Verrat - David A. Durham

Acacia: Macht und Verrat
von David A. Durham

Verfangen im Konventionellen

Durhams Acacia-Auftakt ist konventionelle Fantasy mit einem niedrigen Anteil von Magie und einem vergleichsweise hohen an Politik. Das war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch eine eher seltene Mischung, und man sollte dies in der Bewertung in Rechnung stellen (auf der Haben-Seite). Allerdings hatte ein anderer Autor mit einer ähnlichen Mischung bereits vorgelegt: Goerge R.R. Martin.

Die Mauer - John Lanchester

Die Mauer
von John Lanchester

Auf der Mauer, auf der Lauer

Joseph „Yeti“ Kavanagh muss seinen Wehrdienst auf der Mauer ableisten: Zwei Jahre wird er in der Kälte oben auf der Mauer stehen, die Großbritannien rundum an allen Küsten umgibt, um das Land vor „den Anderen“ zu schützen, die von außerhalb eindringen wollen. Großbritannien (das erstmals auf S.

Wallace - Anselm Oelze

Wallace
von Anselm Oelze

Kein Knaller, nur ein Böllerchen

Am Anfang dieses Roman stand vermutlich eine Idee: Wie ungerecht es nämlich ist, dass Darwin und Wallace zwar gleichzeitig auf die Evolutionstheorie kamen, aber nur der eine sich als Ikone der Wissenschaft in das Gedächtnis der Menschheit brannte, obwohl der andere die Idee sogar als Erster aufs Papiergebracht hat: in einem Brief von Wallace an Darwin.

Die zehn Lieben des Nishino - Hiromi Kawakami

Die zehn Lieben des Nishino
von Hiromi Kawakami

Brillant erzähltes Kaleidoskop über die Liebe - oder eben nicht

„Nishino ist der perfekte Liebhaber, der die geheimen Wünsche jeder Frau errät“, stimmt der Klappentext auf das Porträt dieses modernen japanischen Don Juans ein, der  dennoch ohne erfüllte Liebe leben muss. Warum? Hiromi Kawakami lässt zehn Liebhaberinnen Nishinos zu Wort kommen. Sie alle berichten über ihre Tage, Monate oder Jahre mit Yukihiko Nishino.

Papa Wundertsich - Wahrscheinlich gucke ich falsch - Anja Nehls

Papa Wundertsich - Wahrscheinlich gucke ich falsch
von Anja Nehls

Winteranzug in Echtfelloptik mit „High Neck“ und „Schweiflatz“

„Papa Wundertsich“ – das sind dreißig witzige, gut beobachtete, ereignisreiche und treffsichere Episoden aus dem Leben eines Pferdepapas. Also eines Vaters mit einer reitbegeisterten Tochter.

Märzwinter - Ein Berlin Krimi - Bettina Kerwien

Märzwinter - Ein Berlin Krimi
von Bettina Kerwien

Liberty or Death - Moabit ist beste

Ein ungewöhnlich langer und kalter Winter umklammert das an graue Kälte gewohnte Berlin, aber Bettina Kerwiens „Märzwinter“ lässt den Leser alles andere als kalt. Im Gegenteil: Heiß ist die Protagonistin Liberty Vale, heiß die turbulente Geschichte und hitzig die Dialoge. Überhaupt: Dialog, Wortwitz, Sprachbilder – das sind die Stärken der Autorin.

Anmut und Gnade
von Wolfgang Schlüter

Qualvoll quellen die Quisquilien

Die größte Gefahr für einen Stilisten wie Schlüter, der sich der Barock-Oper im Roman nähern möchte, scheint zu sein, sich ganz und gar im barocken zu verlieren. Schlüter breitet im formalen Korsett der französischen Oper à la Rameau die Geschichte des PR-Manns Mardtner aus, der das ‚Ensemble Les Enceclopédistes‘ zu einem neuen Opernprojekt nach Paris begleitet.

Im Frühling sterben - Ralf Rothmann

Im Frühling sterben
von Ralf Rothmann

Der unbekannte Vater einer ganzen Generation

Rothmann erzählt die Geschichte zweier junger Männer – Fiete und Walter –, die in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges noch in die Waffen-SS gezwungen und an die Front in Ungarn geschickt werden.

Kein schönerer Ort - Manichi Yoshimura

Kein schönerer Ort
von Manichi Yoshimura

Kyoko denkt nach

Umizuka ist ein Ort, der immer schöner werden soll. dafür sind den Einwohnern zahlreiche Regeln auferlegt worden - vom nachbarschaftlichen Mülleinsammeln, Grünanlagenpflegen bis hin zu gemeinschaftlichen Feiern und einer gruppenstiftenden Hymne.

Operation Shylock - Philip Roth

Operation Shylock
von Philip Roth

Der dreifache Roth - ein Widerspruch in sich

„Operation Shylock“ ist ein ‚Bekenntnis‘, kein Roman, betont Philip Roth schon im Untertitel. der Textberuhe auf genauesten Aufzeichnungen seiner Tätigkeit für den israelischen Geheimdienst Anfang 1988 in Athen. Und in der Tat geben sich ganze Abschnitte den Anschein, Aufzeichnungen, Zusammenfassungen, Ideensplitter zu sein.

Der Nebelmann - Donato Carrisi

Der Nebelmann
von Donato Carrisi

Das Mädchen im Nebel

Carrisis  „Nebelmann“ trägt einen der verwirrendsten Klappentexte auf dem Rücken: Er verrät nämlich ohne Not einen Clou des Romans, der sich erst sehr, sehr spät enthüllt, und legt überdies damit einen Schwerpunkt, den der Roman nicht hat.

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