Do it yourself: Die Tasche zum Buch

Scheitern als Chance?! Meine DIY-Urlaubsvertretung

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegen mitunter Welten, wie ich erst in dieser Woche erneut feststellen durfte: Von verbrannten Kuchen, Beinahe-Feuerwehreinsätzen, Bruce Darnell und einem Happy End in allerletzter Minute (inklusive Gewinnspiel) ...

Ja, richtig gelesen: Ihr müsst jetzt ganz tapfer sein, denn meine Redaktionskollegin und DIY-Expertin Maren hat(te) in dieser Woche Urlaub.
„Gar kein Problem", hatte ich großspurig angekündigt, „da fällt mir schon etwas ein!" Zugegeben: An Einfällen hat es auch nicht gemangelt, ich hatte lediglich die Kleinigkeit ihrer praktischen Umsetzbarkeit außer Acht gelassen.

Ganz wichtig in diesem Zusammenhang: Kenne die Grenzen Deines handwerklichen Geschicks! Dass sich meines in sehr engen Grenzen bewegt, muss ich irgendwann über die Jahre vergessen haben - anders kann ich es mir rückblickend nicht erklären, wie ich auf die glorreiche Idee gekommen bin, eine Schokoladentarte machen zu wollen, die anschließend mit kunstvollen Fondant-Schichten verziert werden sollte, um sie abschließend wie ein Buch aussehen zu lassen.

Scheinbar habe ich mir dieses Bild aber dermaßen oft zusammenfantasiert, dass ich davon überzeugt war, es auch umsetzen zu können. Gut, ich hatte noch nie zuvor einen Kuchen gebacken, aber sooo schwierig wird das alles schon nicht sein. Also auf die Schnelle noch ein paar Tipps geholt - und dann ging es auch schon los: Backform, Teigroller, Fondant gekauft, ... und losgelegt: Backblech eingefettet, Kuchenteig dazu, ... und ab in den Ofen.

Bis zu diesem Zeitpunkt lief's wirklich 1A, so dass ich mir ein kurzes Päuschen gönnte, bevor es mit dem Fondant weitergehen sollte. ... ja, der Kuchen würde wirklich fantastisch aussehen und ich muss gerade davon geträumt haben, dass der entsprechende DIY-Beitrag millionenfach geteilt würde, als mich ein seltsamer Geruch aus dem Schlaf riss. - Wo war ich? Alles schien in Nebel gehüllt, doch tatsächlich war es Rauch aus der Küche. Der Kuchen … argh!!

„Noch ist nichts verloren", versuchte ich mir einzureden, „den Kuchen kannst Du zur Not auch noch ein bisschen photoshoppen - Hauptsache, der Fondant sitzt." Und damit sollte das Dilemma in die Verlängerung gehen. Ich hatte kein schwarzes Fondant bekommen, so dass ich die weiße Variante färben wollte ... mit Kohletabletten sollte das funktionieren, wurde mir bei Chefkoch.de eindrucksvoll versichert. 
Also wurden die Tabletten klein geraspelt, bevor sich mir die Frage stellte, wie man das Pulver eigentlich untermischen sollte. Vielleicht verdünnen?! Ich probierte es einfach aus und tatsächlich: Der Fondant wurde ... dunkelgrau. Viel schlimmer jedoch: Die Konsistenz war halb flüssig, halb klebrig  - das Ausrollen und Fein konturieren konnte ich vergessen. 

Ich war gnadenlos gescheitert - auf allen Ebenen! Eintrag ins Back-Tagebuch, Tag 1: „10:32 Uhr Backform gekauft / / 17:47 Uhr Backform entsorgt / / Schönstes Erlebnis: Der Rauchmelder hat nicht angeschlagen."

Nun war guter Rat teuer: Was könnte ich stattdessen machen? Ich musste meine Ansprüche herunterschrauben, aber eine Vollblamage dürfte es natürlich auch nicht werden. „Kenne die Grenzen Deines handwerklichen Geschicks", ... jaja! Krampfhaft versuchte ich mich an meine Kindergartenzeit zu erinnern: Was wurde damals gebastelt und würde ich das noch heute können?

Ich stand kurz vor der Kapitulation, doch als ich eure Kommentare und euer Feedback zum „Danke!"-Artikel las, wusste ich, dass das nun nicht mehr möglich wäre . „Besonders gerne mag ich die DIY-Beiträge", war dort häufig zu lesen.

Und in genau dieser Situation kam mir tatsächlich Bruce Darnell zu Hilfe: In Aachen trifft man den Superstar-Juror desöfteren - und jedes Mal muss in an seinen Spruch „Ohne Tasche keine Competition" denken.
Das war es! Ich mache eine Tasche ... natürlich nicht irgendeine Tasche, sondern eine Tasche zum Buch! 

Am Donnerstag (also gestern) besuchte ich einen Bastelladen und kaufte mir diverse Untensilien, um diesen Plan in die Tat umzusetzen.

Letztendlich waren es viel zu viele - von daher vergesst einfach, was ihr auf dem Foto seht. Was ihr tatsächlich braucht, ist überraschend wenig:
- Eine unbedruckte Baumwolltasche
- Textilfarben (sind sehr ergiebig; es reichen kleine Döschen)
- Handelsübliche Borstenpinsel (für die Details sehr fein: 2)
- Ggf. einen wasserfesten Stift

Und dann ging's los ... natürlich auch ganz anders als geplant:
Ich hatte mir überlegt, eine Tasche im Stile des Bestsellers "Ein ganzes halbes Jahr" (Jojo Moyes) anzufertigen. Dazu vergrößerte ich das Cover auf zwei querformatige DIN A4-Pappseiten und wollte die Formen mit einem feinen Cutter ausschneiden, um sie als Schablone nutzen zu können (siehe Foto oben)

Leider musste ich feststellen, dass der Cutter nicht wirklich zu den vielen Rundungen passte, so dass der ursprüngliche Plan bereits nach fünf Minuten hinfällig war.
Zweite Möglichkeit: Man legt die Vorlage in die Taschen und versucht, diese 'abzupausen'. Auch das ist nur eingeschränkt und bei großen, stark konturierten Formen möglich - für alles andere ist der Baumwollstoff zu dicht.
Also, mein Tipp: Seid mutig und gestaltet es freihändig nach Vorlage. Im ersten Schritt könnt ihr es mit einem Bleistift probieren, dann mit einem ganz feinen wasserfesten Stift - und schließlich mit Textifarbe und Pinsel. Schritt für Schritt habe ich so die Formen entstehen lassen ... 

Nur für die Blüten habe ich dann noch einmal auf einer Ersatztasche 'herumprobiert'. Ohne Kontur gefiel mir die Form nicht so gut wie auf dem tatsächlichen Cover, so dass ich sie abwandeln wollte. Doch wenn sich Kontur (schwarz) und Blüte (rot) treffen, entsteht ein schmutziges Rot, da sich die Farben unschön vermischen. Letztendlich bin ich so vorgegangen, dass ich die Kontur mit einem feinen Textilstift aufgetragen habe, dann ganz fein ausgemalt - und schließlich eine schwarzen Punkt hereintupfte.

Et voilà: So sieht die Tasche letztendlich aus!
 
Und da „Ein ganzes halbes Jahr" ausgewiesenermaßen das meistbewertete Buch auf „Was liest Du?" ist, habe ich mir in diesem Zusammenhang ein kleines Gewinnspiel ausgedacht:

Die Tasche wird hiermit als echtes Unikat verlost; gebt in euren Kommentaren einfach kurz Bescheid, wenn ihr Interesse daran habt (Teilnahmeschluss ist der kommende Donnerstag, 23:59h).

Artikel eingestellt von: +Torsten Woywod