Rezension

Ansatz gut, Handlung einfach absurd und realitätsfern

Noah - Sebastian Fitzek

Noah
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 2.5 Sternen

Geschichte und Erzählstil:

Sebastian Fitzeks Noah lag ziemlich lange auf meinem SuB. Aus keinem bestimmten Grund, ich kam bisher einfach noch nicht zum Lesen. Jetzt endlich habe ich mir das Hörbuch zu Gemüte geführt und bin am Ende eher semi-begeistert. Aber der Reihe nach: Mit Noah verlässt Fitzek wieder einmal das vertraute Terrain des Psychothrillers und widmet sich aktuellen und vor allem brisanten Themen. Keine leichte Kost, denn im Roman spielen neben im Untergrund agierenden Geheimorganisationen auch ein tödliches Virus, das sich rasend schnell verbreitet, und die Überbevölkerung der Erde eine wesentliche Rolle. 

Diese Themen verwebt Fitzek zu einer anfangs recht undurchsichtigen und leicht chaotischen Story, die mit dem Obdachlosen Noah ihren Anfang nimmt. Noah ist ohne Gedächtnis in Berlin gestrandet und hat eigentlich nur die Tätowierung auf seinem Handballen als Anhaltspunkt. Mithilfe von Oskar, einem ziemlich durchgeknallten Verschwörungstheoretiker, macht er sich daran, das Puzzle seiner Identität zusammenzusetzen und stößt dabei auf Geheimorganisationen, verschiedene Auftragskiller, die es auf ihn abgesehen haben, und einen ungeheuerlichen Plan, der irgendwie mit der sogenannten Manila Grippe, die die Geschehnisse noch einmal kräftig anheizt, zusammenhängt.

Gleichzeitig verfolgt man als Leser durch parallele Handlungsstränge auch, was im Hintergrund abläuft. Das Ganze ist stellenweise ziemlich wirr und wirkt andererseits auch manchmal zu abgedreht und konstruiert. Ich möchte natürlich nicht verraten, was tatsächlich hinter dem Schriftzug "Noah" steckt, aber mir war das alles zu übertrieben. Auch die rasanten Verfolgungsjagden, die sich nahtlos aneinanderreihen und bei denen Noah zahlreiche Menschen über den Haufen schießt oder umlegt, waren mir zu viel des Guten. Überzogen, unglaubwürdig und einfach absolut realitätsfern.

Im Gegensatz dazu finde ich die Grundidee durchaus spannend und überzeugend - ein Virus, das vermutlich die Hälfte der Weltbevölkerung dahinrafft und dadurch womöglich den Planeten heilt. Überbevölkerung ist ein brisantes Thema, das so aktuell ist wie nie. Die Art und Weise, wie Fitzek es in einen Thriller einbettet, ist radikal und ebenso schockierend wie faszinierend. Die Ansätze sind also wirklich gut, das Drumherum wirkte auf mich allerdings eher wie ein billiger Actionfilm á la Cobra 11. Hinzukommen am Ende derart abstruse Enthüllungen, dass man das Ganze einfach nicht mehr ernst nehmen kann. Zumindest ging es mir so. Das gesamte Handlungsgerüst wackelt von Anfang an und bricht schlussendlich in sich zusammen. Mich hat das überhaupt nicht überzeugt, zumal auch die Spannung stellenweise wirklich auf der Strecke blieb und man sich nach der x-ten Leiche, die Noahs Weg pflastert, eigentlich über gar nichts mehr wundert. Schade, denn die Thematik hätte mehr hergegeben (da hat mich Dan Browns Thriller Inferno, der sich ja mit ähnlichen Themen befasst, deutlich mehr gepackt).

Sprecher:

Wie alle Vertonungen von Fitzeks Büchern wird auch Noah von Simon Jäger gelesen, einem wahrhaft begnadeten Hörbuch- und Synchronsprecher. Auch hier hat mich seine Stimme wieder vollkommen überzeugt und mich am Ball bleiben lassen, wo die Story selbst mich nicht mitreißen konnte.

Mein Fazit:
Obwohl mich Schreibstil, Thematik und Teile der Story durchaus überzeugt haben, ist Noah der erste Roman von Sebastian Fitzek, der mich in gewisser Weise richtig enttäuscht hat. Zu abstrus, zu unrealistisch, insgesamt einfach zu weit hergeholt. Und auch Spannung wollte hier nicht so richtig aufkommen. Da halte ich mich dann doch lieber an Fitzeks Psychothriller.