Rezension

Ausbruch aus dem Ehealltag

Kreuzfahrt - Mireille Zindel

Kreuzfahrt
von Mireille Zindel

Bewertet mit 3 Sternen

Die 40jährige Meret ist seit 10 Jahren verheiratet mit Dres. Sie haben zwei kleine Söhne. Entfremdet von Dres und  mit den Kindern überfordert, verliebt sie sich im Italienurlaub in Jan, der ebenfalls verheiratet ist – mit Romy – und zwei Kinder hat. Zu Hause in Zürich werden die Paare Nachbarn und intensivieren ihre Freundschaft. Es dauert eine Weile, bis Meret und Jan eine außereheliche Beziehung aufnehmen. Sie findet dann recht bald aufgrund eines äußeren, unvorhersehbaren Ereignisses ein plötzliches Ende.

Meret kommt die Rolle der Erzählerin zu. Im Rückblick erzählt sie ihre und Jans Geschichte, und zwar in Form eines an ihn gerichteten Briefes, verfasst kurz nach dem oben erwähnten Wendepunkt. Der Grundton ist sehr nachdenklich und versetzt beim Lesen in eine ebensolche Stimmung.  Es wird immer wieder deutlich herausgearbeitet, wie sehr Meret mit ihrer Rolle hadert und sich mit ihrem Ehebruch und den Folgen für ihre Familie schwer tut. Die direkte Ansprache Jans wirkt persönlich, während in diesem Zusammenhang die häufige Benutzung des Präteritums merkwürdig klingt (z.B.: „Du strafftest deinen Körper“). Bei Merets theoretisierender Abhandlung über das Fremdgehen kommt die Handlung eher zu kurz. Vermisst habe ich auch eine Antwort darauf, ob die jeweiligen Ehepartner um Merets und Jans Verhältnis wissen. Das Ende des Buches hat mich ein wenig verwirrt zurückgelassen, soll danach doch diese Geschichte erfunden sein. Ebenso interpretationsbedürftig bleibt eine „Geschichte in der Geschichte“ – immer wieder erzählt Meret ihren Freunden stückweise von einer Kreuzfahrt (daher wohl der Buchtitel), die eine Bekannte unternommen hat und auf der diese ein Verhältnis mit einem Schiffsbediensteten eingegangen ist.

Für mich ein im Mittelfeld angesiedeltes Buch.