Rezension

Debut mit Stärken und Schwächen

Die Zahlen der Toten - Linda Castillo

Die Zahlen der Toten
von Linda Castillo

Kate Burkholder, die junge Polizeichefin im verschlafenen Dorf Painter’s Mill wird mitten in einer kalten Winternacht auf eine Kuhweide bestellt. Der Grund: Eine grausam verstümmelte Frauenleiche. Bei einer ersten Untersuchung werden seltsame Zeichen entdeckt, die in den Bauch der Toten geritzt wurden. Kate erinnern diese stark an eine Mordserie in ihrer Vergangenheit, bei der der Täter seine Opfer ebenfalls mit römischen Zahlen markiert hat. Der Plot wäre noch nicht perfekt, hätte Kate nicht eine sehr grausame Erinnerung an den damaligen Schlächter, die um alles in der Welt ihr Geheimnis bleiben muss.

Der Thriller beginnt unmittelbar mit dem Entdecken der Leiche, was den Leser sofort in den Bann zieht. Der rote Faden ist schnell gesponnen und man erwartet, dass es rasant weitergeht. Leider ist dem nicht so. Viel zu viel Zeit wird für die Darstellung der Reaktionen auf den erneuten Mordfall verwendet. Das Leben in der Polizeidienststelle, Kate’s Überforderung, ihre Familienprobleme, die Intrige der wichtigen Dorfpersönlichkeiten, die Vergangenheit von John Tomasetti  und dessen Weg nach Painter’s Mill – alles schön und gut, aber es nimmt dem spannenden Einstieg den Wind aus den Segeln. Ich habe mich stellenweise wirklich gelangweilt und musste mich zum weiterlesen regelrecht motivieren.

Zum Glück war die Motivation nicht völlig umsonst: Gegen Ende gewinnt die Handlung wieder an Tempo. Es geht Schlag auf Schlag und bald wird der Leser über so manche Dinge aufgeklärt. Das Finale hat Linda Castillo sehr spannend gestaltet. Leider war die Erklärung teilweise nicht ganz schlüssig bzw. hätte ich etwas anderes erwartet. Auch die Art und Weise, wie Kate dem Mörder plötzlich auf die Spur kommt fand ich etwas an den Haaren herbeigezogen und auf zu vielen Zufällen basierend.

Einen Pluspunkt bekommt die Autorin für die Darstellung der Kluft zwischen Amischen und Englischen Dorfbewohnern. Damit verleiht sie dem Buch einen ernstzunehmenden Hintergrund, der auch heute noch von großer Bedeutung ist.

Alles in allem ein durchaus gelungenes Debüt, das gleichermaßen Stärken und Schwächen aufweißt.

Kommentare

Naibenak kommentierte am 02. Juni 2016 um 10:20

Wie spannend! Ich lese - nein "inhaliere" derzeit diesen Thriller und das, was dich so gelangweilt hat, macht für mich gerade die große Stärke dieses Buches aus ;) Für mich ein extrem spannender und gleichzeitig toll erzählter Thriller, bei dem ich bisher keine Sekunde Langeweile verspürt habe. Wie unterschiedlich das mal wieder ist... herrlich ;)