Rezension

Der Punkt, der ein Fleck, dann ein Klacks, dann ein Schemen und schließlich ein Junge wurde

Der Junge im gestreiften Pyjama - John Boyne

Der Junge im gestreiften Pyjama
von John Boyne

Bewertet mit 4 Sternen

Bruno ist 9, als er mit seinen Eltern und seiner Schwester aus Berlin in einen komischen Ort namens Aus-Wisch zieht. Sein Vater wurde vom „Furor“ mit einer wichtigen Aufgabe betraut, weshalb die ganze Familie ihr bisheriges Leben hinter sich lassen musste. Bruno ist darüber wütend, bis er den Jungen Schmuel trifft, der auf der anderen Seite des Zauns wohnt, der Brunos Zuhause von dem Zuhause Schmuels trennt und wo lauter Leute in gestreiften Pyjamas leben. Eine Freundschaft beginnt.

Diese Geschichte über die Judenverfolgung und das Lager Auschwitz ist berührend, auch weil sie aus der Sicht eines unbekümmerten Jungen erzählt wird, der das Elend um Schmuel eher aus kindlicher Sicht und naiv sieht, weshalb manche seiner Äußerungen etwas unbedarft rüberkommen, man sie ihm aber nicht anlastet. Wie er Schmuel gegenüber sein Leben beschreibt, ohne zu ahnen, wie der fremde Junge auf der anderen Seite des Zauns lebt, das hatte etwas sehr Beklemmendes.

Gleichzeitig fand ich die Naivität Brunos aber auch etwas unglaubwürdig. Mal ehrlich: Er ist ein deutscher neunjähriger Junge, dessen Vater Kommandant ist und in dessen Elternhaus der „Furor“ (auch etwas, das mich verrückt gemacht hat, wieso kann der Junge nicht „Führer“ sagen?) zum Abendessen kommt. Aus Berichten dieser Kriegsjahre weiß man, dass schon den kleinen Kindern in der Schule die Ideologie der Deutschen nahegebracht wurde, weshalb es mir unverständlich ist, dass ein Junge wie Bruno noch nie etwas von Juden und deren Verfolgung gehört haben soll.

Aber egal. Insgesamt fand ich die Geschichte um Bruno und Schmuel gut zu lesen und berührend. Wie aus einer „Forschungsreise“ eine Tragödie wurde hat mich mitgenommen!