Rezension

Eigentlich sind wir doch alle gleich

Der Junge im gestreiften Pyjama - John Boyne

Der Junge im gestreiften Pyjama
von John Boyne

Bewertet mit 5 Sternen

Bruno stammt eigentlich aus Berlin, aber muss aufgrund des Berufes von seinem Vater umziehen. Zunächst ist er davon wenig angetan, da er in seiner neuen "Heimat" keine Freunde findet. Allgemein scheint hier nichts los zu sein. Bis er irgendwann den Zaun näher erkundet, der sich neben seinem Haus unendlich weit erstreckt, und dabei den Jungen Schmuel kennen lernt. Von da an ändert sich alles - plötzlich möchte Bruno unbedingt da bleiben, auch wenn es eben nicht Berlin ist. Eine Freundschaft für ein ganzes Leben...

Wie sich jeder denken kann, geht es in diesem Buch um den Nationalsozialismus und vor allem um die Verfolgung und Vernichtung der Juden. Ich selbst war sehr gespannt, wie dieses Buch sprachlich dargestellt werden würde, weil es eben doch ein äußerst emotionales und sensibles Thema ist. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde und hoffte einfach nur, dass ich nicht enttäuscht werden würde.

Ds wurde ich glücklicherweise nicht. Im Gegenteil: das Buch überzeugte mich nur noch mehr. Es ist so einfühlsam und verständnisvoll geschrieben, dass man als Leser nur so mitleidet! Sehr gut hat mir vor allem die Perspektive gefallen - denn hier wird nie wirklich erklärt, was eigentlich passiert. Der Leser kann sich alles zusammreimen, weil er das dunkle Kapitel der Deutschen kennt, aber für die Figuren selbst, zumindest für Bruno und Schmuel, ist alles unerwartend. Mit dieser kindlichen Naivität wird das ganze Buch und desse Geschehen beschrieben. Wenn vom Führer die Rede ist, spricht Bruno vom "Furor" und wird wütend, wenn man ihn verbessert.

Gerade wegen des Themas sind hier vor allem die Werte von prägender Entscheidung. Die Freundschaft, die sich zwischen Bruno und Schmuel entwickelt, ist besonders. Sie wird aber nicht idealisiert dargestellt, sondern realisitsch. Auch sie ist von Gefühlen gekennzeichnet, vor allem von der im Nationalsozialismus immer vorherrschenden Furcht.

Das Ende ist schockierend und berührend zugleich. Man ahnt schon am Anfang, dass etwas Schlimmes passieren wird, aber dennoch habe ich immer wieder gehofft, dass das Buch nicht so ausgehen wird. Vor allem die letzten Sätze des Buches haben mir sehr gut gefallen. Sie vermitteln eine Botschaft, die sich jeder merken sollte und die für die Demokratie ist.

Die FAZ meinte, dass dies ein neuer Klassiker werden könnte. Dem kann ich nur zustimmen. Das Buch ist ein literarisches Meisterwerk, das einen zum Nachdenken anregt, aber nie den moralischen Zeigefinger erhebt. Auch ist es nicht schonungslos, sondern auf subtile Art und Weise aufklärend. Dieses Buch werde ich definitiv niemals vergessen. Für mich gehört es zu den Büchern, die ein jeder in seinem Leben einmal gelesen haben sollte!