Rezension

Die Erlebnisse einer verrückten Nacht

Ana und Zak - Brian Katcher

Ana und Zak
von Brian Katcher

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem ich die Leseprobe gelesen hatte, war mir klar, dass ich dieses Buch haben wollte. Der Schreibstil war leicht und locker, man hat sofort in die Handlung reingefunden und die Geschichte hörte sich interessant an.

Hier geht es um zwei augenscheinlich grundverschiedene Jugendliche. Ana ist ehrgeizig, ambitioniert, in der Schule hat sie überall Topnoten - aber sie hat kaum Zeit für sich. Zak hingegen ist eher faul, macht nie mehr, als er wirklich muss und interessiert sich viel mehr für Videospiele und Co. als für Football. Ana und Zak haben nichts miteinander zu tun, bis Zak in Anas Quiz Bowl Mannschaft gezwungen wird. Fast die gesamte Geschichte spielt sich an nur einem Tag ab. Die ersten etwa 30 Seiten sind eine Art Erklärung, wie es zu diesem Tag kommt, aber der Rest der gut 300 Seiten dreht sich um diesen einen Tag beziehungsweise diese eine Nacht. Und ich hätte nie gedacht, dass 24 Stunden so interessant sein können! Aber es geht, denn Ana und Zak erleben unglaublich viel in dieser Zeit, die Comic Convention hält immer neue Abenteuer bereit und die Suche nach Clayton, Anas kleinem Bruder, erweist sich als schwieriger als gedacht. Somit ist die Handlung also auf keinen Fall langatmig, sondern immer wieder spannend, mal mit turbulenten, mal mit ruhigen Momenten. Die Liebesgeschichte hier mochte ich auch sehr. Sie hat mich ein ganz kleines bisschen an "All die verdammt perfekten Tage" von Jennifer Niven erinnert, wahrscheinlich, weil Zak genau wie Finch ein bisschen verrückt rüberkommt und Ana wie Violet eher die perfekte Tochter ist. Ansonsten gibt es da aber keine Überschneidungen. Die Lovestory hier kommt sehr ungewöhnlich, aber trotzdem süß daher und ja, Ana und Zak verbringen eigentlich nur einen einzigen Tag miteinander, aber ich kaufe sie dem Autor trotzdem ab und vor allem wird nicht rumgekitscht.

Der Schreibstil spiegelt all das wider. Brian Katcher schreibt ja aus zwei Perspektive, die von Ana und Zak, immer abwechselnd und als dieser eine Tag anfängt auch immer unter Angabe der Uhrzeit. Der Roman lässt sich richtig gut runterlesen durch den einfachen Schreibstil und die Ladung Humor, die hier reingepackt wurde. Vor allem gefällt mir, wie gut der Schreibstil zu den Charakteren passt. Nicht nur, dass man dem Autor abkauft, dass die Geschichte aus der Sicht von zwei Jugendlichen erzählt wird, nein, auch die beiden Perspektiven unterscheiden sich voneinander. Anas Sicht ist noch die eher unspektakuläre von beiden, deswegen aber nicht schlecht. Ihre Gedankengänge wirken eher normal. Man fühlt ihren Ehrgeiz quasi in den Zeilen, spürt, wie sehr sie sich vor den Konsequenzen fürchtet, wenn sie aus der Reihe tanzt und ihre Eltern enttäuschen könnte. Die zweite Perspektive von Zak ist meiner Meinung nach ein bisschen spannender. Das liegt vor allem daran, dass er ziemlich nerdig ist und es bei seiner Sicht oft Anspielungen auf Filme, Serien, Comics, Games und so weiter gibt. Der Kontrast, der aus diesen zwei so unterschiedlichen Perspektiven entsteht, ist einfach nur klasse. Auf der einen Seite Zak, der sich auf der Comic Convention pudelwohl fühlt, auf der anderen Seite Ana, die sich fühlt wie in einer anderen Galaxie^^

Man lernt also durch Sichtweisen jeweils etwas über die Charaktere. Da wird es auch nochmal interessant, weil man zwei verschiedene Sichten auf die Protagonisten hat. Also wie Ana sich selbst sieht und wie Zak sie sieht. Und wie Zak sich selbst sieht und wie Ana ihn sieht. Dadurch, dass die Meinungen hier teilweise auseinander gehen, wird es nur noch spannender, man lernt quasi zwei Seiten der Figuren kennen und ich muss sagen, dass mir beide unglaublich sympathisch wurden.

Ana ist wie schon gesagt einerseits diese Super-Schülerin. Sie ist Leiterin der Quiz Bowl Mannschaft, ist im Debattierclub und macht Bogenschießen. Jedoch macht sie davon eigentlich nichts, weil es ihr besonders gefallen würde, sondern weil sie auf erstklassige Noten und ein Stipendium hinarbeitet. Ihr gesamtes Leben ist durchgetaktet, von den Eltern vorgegeben, die riesige Erwartungen an sie haben und man merkt Ana im Laufe der Geschichte an, wie sehr sie unter dieser Kontrolle leidet. Sie hat keine richtigen Freunde, keine wirkliche Freizeit, hat nie wirklich Spaß. Sie ist auf jeden Fall ein interessanter Charakter, wie sie auf andere eher kühl und überlegt rüberkommt, das aber eigentlich daher kommt, dass sie ihre Eltern nicht enttäuschen möchte und deswegen nach deren Regeln lebt.

Zak erscheint auf den ersten Blick wie das komplette Gegenteil von Ana. Wie schon erwähnt nimmt er die Schule eher nicht so ernst und vertieft sich lieber in Fantasiewelten. Er macht kaum etwas, das ihm nicht auch Spaß macht, nimmt scheinbar alles auf die leichte Schulter und die Convention ist sein Ein und Alles. Sehr cool fand ich, wie anders er dort auf der Comic Convention wahrgenommen wird. Ana sieht ihn eigentlich nur als Nerd an, als Faulpelz, aber auf der Con ist er fast schon eine Legende, was sie nicht verstehen kann. Man merkt Zak aber auch immer wieder an, wie intelligent er ist und dass auch er eine ernsthaftere Seite hat. Bei ihm läuft nämlich auch nicht alles so rund, wie man es vielleicht erwarten würde, er hat zum Beispiel so seine Probleme mit seinem Stiefvater.

Die Nebencharaktere finde ich ebenfalls gut beschrieben. Am liebsten mochte ich Clayton, Anas kleiner Bruder, der einfach so abhaut, um auf die Convention zu gehen. Er kam einfach sooo knuffig rüber, manchmal wie ein kleiner Erwachsener, manchmal wie ein großes Kind und immer für eine Überraschung gut. Anas Eltern hingegen sind mit ihren Regeln und den festen Abläufen eher unsympathisch, obwohl ihre Handlungen zum Ende hin erklärt werden. Und auf der Comic Convention lernt man sowieso die witzigsten, verrücktesten Personen kennen, ob das jetzt Arnold ist, ein riesiger Wikinger oder Strawberry.

Das Einzige, was ich ein bisschen bemängeln kann, ist die Tatsache, dass an diesem einen Tag fast schon übertrieben viel passiert. Ana und Zak rennen wirklich in jede Schwierigkeit hinein, die sich auftut, lassen nichts aus. Aber eigentlich finde ich das gar nicht so schlimm, denn sie sind auf einer Comic Convention und da passieren eben die krassesten Sachen.

Das Ende des Romans finde ich sehr schön. Es verläuft nicht alles so, wie man es als Leser erwarten würde, was aber schon das ganze Buch über so ist. Und mal etwas richtig Gutes ist, denn hier werden kaum Klischees aufgegriffen. Das Ende bleibt dann auch ziemlich offen und es ist einem selbst überlassen, sich vorzustellen, was wohl als nächstes passieren wird. Ich jedenfalls hatte unglaublich viel Spaß beim Lesen dieses Romans mit viel Witz und einer guten Prise Ernsthaftigkeit.