Rezension

düster und atmosphärisch

Italienische Nächte
von Katherine Webb

Bewertet mit 5 Sternen

Wer sich bei dem Buch " Italienische Nächte " von Katherine Webb durch das Cover täuschen lässt und glaubt ,hier eine unterhaltsame Liebesgeschichte im sonnigen Apulien vorzufinden, der wird enttäuscht sein von diesem Buch. Keine locker, flockige Liebesgeschichte wird in diesem Buch beschrieben, sondern ein Krieg zwischen Arm und Reich, der Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhundert im Süden Italiens entbrannte und die Anfänge der Faschisten in diesem Land besiegelte.

Ganz langsam fängt die Autorin dieses Buch an, welches aber von Anfang an einen düsteren Unterton hat. Blut und Verzweiflung liegen in der Luft und der Leser weiß zu Anfang nicht so genau, wo dies hinführen wird.

Die Engländerin Clare kommt mit ihrem Mann Boyd und seinem Sohn Philipp aus erster Ehe, in ein kleines Dorf in Apulien. Er arbeitet dort als Architekt und soll einem Grundbesitzer Zeichnungen für den Umbau seines Anwesens erarbeiten. Leandro Cardetta und Boyd kennen sich schon aus New York, als Boyds erste Frau noch lebte und Clare weiß nicht genau, was Boyd und Leandro verbindet. Sie spürt nur, dass Leandro sie nicht gehen lassen will und den Auftrag immer wieder hinauszögert. Was steckt dahinter ?

Die schon beschriebene dunkle Atmosphäre dieser Geschichte zieht sich durch das ganze Buch. Apulien , ein armes Land leidet , wie auch seine Bewohner, noch unter dem großen Krieg , der manch einem Mann das Leben gekostet hat. Die Besitzverhältnis im Süden Italiens sind , wie in vielen südlichen Ländern zu dieser Zeit ,klar definiert. Es gibt entweder Arm oder Reich. Die arme Bevölkerung leidet, hat kaum das Notwendigste zum Leben und die Grundbesitzer lassen es sich gutgehen, feiern Feste und sichern ihre Besitz durch brutale Wächter, die auch vor Mord nicht zurückschrecken. Jeden Tag müssen sich die Landarbeiter neu um Arbeit bewerben und die Löhne und Sicherheiten , die die Gewerkschaften für sie erstritten haben, werden von den Besitzenden ausgehebelt und die Leute gedemütigt. Mit einem Hungerlohn gegen die Leute nach Hause, die Glück hatten einen Tag Arbeit zu bekommen. Von den Aufsehern verhöhnt, die ihre Macht demonstrieren und darüber entscheiden, ob die Familie ohne oder mit vollem Bauch ins Bett geht. Clare lernt den Neffen ihres Gastgebers kennen, der für mehr Rechte der Armen in diesem Land kämpft und fühlt sich zu ihm hingezogen. Durch diese Begegnung wird sie mit beiden Seiten konfrontiert und fühlt sie sich hin und hergerissen zwischen Menschen deren Wünschen und Hoffen auf eine bessere Zukunft sie mehr als gut verstehen kann und der Welt, in der sie bisher gelebt hat.

In dieses Buch musste ich mich erst einmal einlesen, gaukelte mir der Umschlag doch eine nette Geschichte im südlichen Italien vor. Doch ich merkte gleich, hier wird kein Süßholz geraspelt, sondern hier geht es zur Sache. Ich fand die Schilderungen der damaligen Zeit in Apulien sehr gut und differenziert beschrieben, die Personen gut getroffen und die Geschichte als solches stimmig. Nur finde ich wirklich, dass der Umschlag in keiner Weise zum Inhalt des Buches passt. Hier findet jemand nur eine befriedigende Geschichte vor, wenn er sich für Politik und soziale Missstände interessiert. Diese werden dann auch sehr spannend in Szene gesetzt, wenn auch manchmal etwas ausschweifend erzählt. Mich hat das aber nicht gestört.
Dies war mein erstes Buch dieser Autorin und ich weiß jetzt nicht ganz genau, welche Intension ihre anderen Bücher haben, denn ich bin bisher davon ausgegangen, dass sie seichte Unterhaltungsliteratur schreibt. Mir wird also nichts anderes übrigbleiben, als noch ein Buch dieser Autorin zu lesen , um festzustellen, ob dem wirklich so ist, oder ob all ihre Bücher doch eine Aussage haben.