Ein Buch, das polarisiert
Bewertet mit 4 Sternen
Fünf Jugendliche werden gekidnappt, eingesperrt in einen Keller und sich selbst überlassen.
Leon, Sophia, Conrad, Maren und Eike sind in einer Hölle gefangen, der sie nur in ihre Traumwelten und Erinnerungen entfliehen können.
Ihnen wird eine Routine und ein Leben vorgespielt, die sie nicht durchbrechen dürfen, denn wer sich auflehnt stirbt.
Wer von den Dingen berichtet die "oben" geschehen, stirbt.
Wer von seiner Vergangenheit spricht, stirbt.
Die Hoffnung haben sie schon lange aufgegeben, doch dann wird ein neuer Junge zu ihnen gebracht, der alles ändern könnte...
Der Schreibstil ist ungewöhnlich aber gut zugänglich.
Anfänglich hat mir der stete Perspektivenwechsel etwas Verwirrung bereitet, aber wenn man sich darauf einlässt, wird man schnell von der Geschichte gefangen.
Mit Sicherheit ist dieses Buch von Friedrich Ani eines, das polarisieren wird.
Die einen werden es großartig finden und trotz des wirklich schwierigen und bedrückenden Plots, eine fast schon poetische Seite an diesem Buch erkennen und die anderen werden es schlicht nicht mögen und keinen Zugang zu der Geschichte erhalten.
Ich musste mir zu Beginn des Buches die Frage stellen, ob ich mich wirklich auf diese Thematik einlassen kann. Und Trotz meiner inneren Befangenheit und auch Angst gegenüber dem Thema Kindesentführung und -missbrauch, haben mich die fünf Jugendlichen direkt
gebannt und in ihre zerstörte und traurige Welt gezogen.
Es ist erschreckend und faszinierend zugleich zu sehen, wie jeder einzelne der Jugendlichen mit der Gefangenschaft und dem Missbrauch umgeht.
Auf die ein oder andere Weise traumatisiert, schaffen sie es doch , sich gegenseitig ein wenig Halt und Vertrauen zu schenken.
Sie alle sind in eine regelrechte Lethargie verfallen und passen sich teilnahmslos dem ihnen aufgezwungen Alltag an.
Mir hat das Feingefühl und die Intensität mit der Friedrich Ani die Charaktere gezeichnet hat, sehr gefallen und ich muss abschließend sagen, dass ich dieses Buch für erstaunlich , aber auch sehr bestürzend halte.
Mit Sicherheit wird es mich noch eine Weile beschäftigen und über das Ende grübeln lassen.
Das Buch ist stellenweise sehr beklemmend , und wer sich mit dieser Thematik nicht auseinandersetzen kann oder will, sollte von der Lektüre absehen.
Von mir gibt es für Die unterirdische Sonne 4 von 5 Sternen