Rezension

** Ein sehr spezielles Hobby... **

Schändung - Jussi Adler-Olsen

Schändung
von Jussi Adler-Olsen

Bewertet mit 4 Sternen

Zunächst lässt sich erst einmal sagen, dass ich es für sinnvoller halte, wenn man stets mit dem ersten Band einer Reihe anfängt. Dies bewahrheitet sich auch bei „Schändung“ wieder einmal: Zwar kann man diesen Thriller auch ohne Vorkenntnisse aus dem Vorband lesen, allerdings wird doch schon des Öfteren auf die Vergangenheit eingegangen. Auch finde ich es deutlich interessanter und schlüssiger, wenn man die Entwicklung der Beziehungen der Protagonisten von Anfang an mitverfolgen kann. Insofern empfehle ich zunächst den ersten Fall der Reihe um Carl Morck mit dem Titel „Erbarmen“ von Jussi Adler-Olsen zu lesen.

Bei dem Thriller „Schändung“ ging es mir Anfangs zunächst so, wie bei dem vorherigen Teil des Autors: Das Buch war interessant und flüssig zu lesen, jedoch wurde ich nicht gänzlich in den Bann gezogen und hätte mir ein wenig mehr Spannung gewünscht. Im Laufe der kommenden Kapitel machte das Lesen jedoch zunehmend Spaß und man konnte sich trotz der vielen Charaktere schnell in die Story hineindenken.

Ein Buch mit fast 500 Seiten kann hin und wieder langwierig wirken. Dies war meiner Meinung nach bei diesem Werk von Jussi Adler-Olsen jedoch nicht der Fall. Die Beziehung zwischen den Hauptdarstellern festigte sich in „Schändung“ deutlich im Vergleich zum ersten Teil der Serie. Auch war der Fall, den das Sonderdezernat Q wieder aufrollte so umfassend, dass sich im Laufe der Geschichte immer wieder neue Taten, Verdächtige und Wendungen ergaben, die das Lesen spannend machten.

Im Grunde ist es für mich als Leserin jedoch unverständlich, wie grausam und kaltblütig die Gruppe junger Menschen schon zu Internatszeiten sein konnte. Natürlich hört oder liest man immer wieder, dass Jugendliche, gerade in Gruppen, brutal agiert, Leute überfällt und beraubt. Die Clique in „Schändung“ hingegen überschritt jedoch stets alle denkbaren Grenzen und handelte unfassbar brutal. Obwohl fast alle aus gutem Hause stammten und im Laufe der Jahre erfolgreiche Karrieren einschlugen, blieben die Faibles für Mord und Brutalität bestehen. Außerdem konnte ihnen über viele Jahre, bzw. Jahrzehnte bis dato keine einzige Tat zugeordnet werden. Für mich persönlich sind diese Umstände nicht nachvollziehbar und recht unrealistisch. Dass eine Gruppe von vier, fünf oder gar sechs Leuten, die sich in der Schule kennen gelernt haben, alle komplett ohne Gewissen derart agieren können und auch über Jahre nicht zur Vernunft kommen oder Angst vor „Entdeckung“ haben, erscheint für mich völlig aus der Luft gegriffen.

Nichtsdestotrotz kann man den Thriller „Schändung“ gut und flüssig lesen, die Charaktere wirken schnell vertraut und die Story macht Lust, immer weiter zu lesen. Ich wollte als Leserin stets erfahren, wie es nun weiter gehen und welches Ende der ganze Fall des Sonderdezernats Q nehmen würde. Besonders im letzte Viertel des Buches nahm die Story richtig an Fahrt auf und man war gebannt von den Geschehnissen. In diesem Teil des Buches wurde der Thriller im Grunde zum Psychothriller.

Alles in allem hatte dieses Buch alles, was ich mir von einem guten Thriller erhoffe. Einzig die Tatsache, dass ich die Grundidee nicht wirklich als realistisch betrachte, veranlasst mich einen Punkt Abzug zu geben. In Kürze werde ich mir den dritten Teil dieser Reihe von Jussi Adler-Olsen zu Gemüte führen, worauf ich mich bereits jetzt richtig freue.