Rezension

Eine Dystopie ohne Gnade

Die Straߟe
von Cormac Mccarthy

Bewertet mit 5 Sternen

Die Erde ist tot, verbrannt, entvölkert. Es gibt keine Tiere mehr und nur noch tote Pflanzen. Er, der Vater, zieht mit ihm, dem Jungen, die Straße entlang, immer nach Süden zum Meer, wo es wärmer ist, wo es vielleicht noch Hoffnung gibt.

„Sie hungerten erbärmlich. Das Land war geplündert, kahl gefressen, verheert. Jeder Krume beraubt. Die Nächte waren entsetzlich kalt und sargschwarz, und die lange Spanne des Morgen hatte etwas fürchterlich Stilles. Wie die Dämmerung vor einer Schlacht.“

Hier erlebt man das blanke Grauen. In dieser ohnehin lebensfeindlichen Welt müssen sie auch noch ständig auf der Hut sein. Die letzten Menschen sind durch diesen Überlebenskampf zu Bestien geworden. Es ist gefährlich, jemandem zu begegnen, dabei muss es doch irgendwo noch Menschlichkeit geben. Irgendwo müssen sie sein, die Guten. 
Diese Idee hält sie aufrecht, Vater und Sohn, vielleicht ist sie aber auch nur ein Vorwand, um überhaupt weiter zu gehen. Wenn es nur um ihn ginge, hätte er schon längst aufgegeben, aber da ist der Junge, der es verdient hat zu leben.

„Bringst du es fertig? Wenn es so weit ist. Wenn es so weit ist, wird keine Zeit sein. Jetzt ist Zeit. Verfluche Gott und stirb. Und wenn der Revolver nicht funktioniert? Er muss funktionieren... „

Unglaublich eindringlich erzählt Cormac McCarthy, wie es sein könnte, wenn die Erde zerstört ist. Dabei steht sehr viel zwischen den Zeilen. Was hält einen Menschen aufrecht, wenn es nichts mehr zu hoffen gibt? Lohnt sich das Weiterleben überhaupt in einer zerstörten Welt? Kann man überleben und zu den Guten gehören? Wo ist die Grenze? …
Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt und beeindruckt. Es zieht einen hinein in diese düstere Atmosphäre und man schwankt hin und her zwischen Entsetzen und Bewunderung. Wie man mit kurzen Sätzen und vermeintlich einfacher Sprache so treffen kann, ist phänomenal.

„Die Straße“ ist eine Dystopie ohne Gnade, ohne Endzeitromantik oder Moralinsaures, pur, schonungslos und bedrückend, aber auch einfühlsam und ergreifend, absolut lesenswert.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 16. November 2015 um 17:02

Wann hast du das fertiggelesen? Du wolltest doch fernsehen ! Jedenfalls eines dieser 1-A-Bücher, die immer 1 A bleiben werden.