Rezension

Eine gute Umsetzung, aber nicht so fesselnd wie gedacht.

Die Dreizehnte Fee - Erwachen - Julia Adrian

Die Dreizehnte Fee - Erwachen
von Julia Adrian

Bewertet mit 3 Sternen

Zum Inhalt:

Ich bin nicht Schneewittchen.
Ich bin die böse Königin.

Für tausend Jahre schlief die Dreizehnte Fee den Dornröschenschlaf, jetzt ist sie wach und sinnt auf Rache. Eine tödliche Jagd beginnt, die nur einer überleben kann. Gemeinsam mit dem geheimnisvollen Hexenjäger erkundet sie eine Welt, die ihr fremd geworden ist. Und sie lernt, dass es mehr gibt als den Wunsch nach Vergeltung.

»Kennst du das Märchen von Hänsel und Gretel?«, frage ich flüsternd. Er braucht mir nicht zu antworten, er weiß, dass nicht alle Märchen wahr sind. Nicht ganz zumindest.

Es gibt keine Happy Ends, es gab sie nie. Für keine von uns.

 

Über die Autorin: 

"Meine Schreibbiografie beginnt wie die hunderter Autoren:
Ich liebe Buchstaben seit ich denken kann. Schwarze Wörter auf weißem Papier, ein Hauch von Staub, das Knistern beim Umschlagen, eine verborgene Geschichte.
Wie passt eine ganze Welt zwischen zwei Buchdeckel?
Wie kann sie uns so sehr gefangen nehmen und fesseln, dass wir selbst nach dem kleinen Wort ENDE noch in ihr verweilen, des Nachts von ihr träumen?
Bücher - sie besitzen eine ganz eigene Art von Magie.
Wir werden zu Helden, zu Weltrettern, zu Liebenden.
Und wenn wir ein Buch zuschlagen, dann bleibt immer ein Stück von uns in seinem Herzen zurück. Solange, bis wir uns erneut auf die Reise begeben und uns an die Stellen erinnern, an denen wir schon einmal entlang gekommen sind.  Bücher. Magie und Kunst. Lasst euch verzaubern!"

 

Mein Fazit und meine Rezension: 

Wer kennt sie nicht? Die dreizehnte Fee - die dunkle Fee aus "Dornröschen", gefürchtet von allen, scheinbar geliebt von niemandem. Spätestens seit der neuen Disney Verfilmung "Maleficent - die dunkle Fee" ist uns Malefizia bekannt. In Julia Adrians Roman "Die dreizehnte Fee" geht es um eben genau diese Fee, nur hat sie hier einen anderen Namen: Lilith. 

Wir finden uns in der Märchenwelt wieder und bereits zu Beginn des Buches wird der Leser mit einer schaurigen Szene konfrontiert, die niemals an den Einstieg in ein "klassisches" Märchen erinnert, doch was ist schon "klassisch" oder "traditionell"? Diese Frage stellt sich nicht nur der Leser, sondern auch die Protagonistin selbst. Aus einem langen Schlaf erwacht, findet sich die dreizehnte Fee im hohen Turm wieder, nackt, da ihr Gewand unter der Berührung des Prinzen zu Staub gefallen ist, doch anstatt der Liebe, die sie sich erhofft (immerhin wird "der Liebe wahre Kuss" sie aus dem todesähnlichen Schlaf befreien), wird ihr Furcht und Hass entgegengebracht. Ehe sie sich versieht, befindet sie sich in der Gefangenschaft des Hexenjägers, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die anderen 12 Hexen - die Schwestern unserer Protagonistin - zu jagen und zu töten, denn diese herrschen grausam über die einst so geliebte Welt. Zunächst begleitet sie den Hexenjäger widerwillig, doch schon kurze Zeit später merkt sie, dass sie von ihm viel lernen kann: die menschlichen Emotionen. Noch irritiert von dem, was ihr widerfahren ist, scheint sie nicht nur ihrer Identität beraubt zu sein, sondern auch ihrer Magie. Angetrieben von der Rache gegen ihre Schwestern, macht sie sich gemeinsam mit dem Hexenjäger auf den Weg, um jede einzelne von ihnen zur Rechenschaft zu ziehen und schon bald schwindet nicht nur die Magie, sondern auch eine Fee nach der anderen. Doch ist es wirklich das, was Lilith will? 

Mehr verrate ich noch nicht. ;) 

Wer denkt, er habe es hier mit einem Märchen zu tun, der irrt sich - zumindest wenn man die verklärt romantische Sicht auf Märchen hat, die uns einst Walt Disney aufgezeigt hat. Wir finden uns hier wahrhaft in einem Märchen wieder, doch ist es wirklich das: ein MÄR-chen. Von Liebe, Freundschaft, Vergebung und musicalähnlichen Auftritten ist hier nichts zu sehen / zu hören oder zu lesen. Wir befinden uns in einer harten Gegenwart, in einer Realität, in der die Menschen vor Angst erzittern, wenn sie allein an die Gegenwart der Zwölf großen Feen denken, denn die sind keineswegs lieb, freundlich, klein und wollen dir deine Wünsche erfüllen. Mitnichten. 

So trifft man auf die "Kinderfresserin", die tief unten in der Erde lebt auf einem Haufen von Kinderknochen und -schädeln und ebenfalls nach dem Leben der dreizehnten Fee trachtet, immerhin hat diese die Macht sie zu stürzen. Neben ihren Taten hat sie auch ihre Magie stark gezeichnet und ihr den Verstand geraubt - Gretchen hat ihren Auftritt. Nach einem kurzen, aber heftigen Schlagabtausch, ist ihr Schicksal allerdings auch sehr schnell besiegelt. 

Weitere Schwestern folgen bald und man ahnt immer mehr, dass man es hier nicht mit einem Märchen zu tun hat. Julia Adrian entführt uns mit ihrem Buch "Die dreizehnte Fee" in die Welt der Fantasie und Magie, doch führt sie uns diese so real vor Augen, dass man die Ängste der Menschen und auch der Protagonistin selbst spüren kann. Der Zwiespalt, der Lilith schier zu zerreißen droht, ist für den Leser greifbar und lässt ihn doch etwas verwirrt zurück. 

Wer ist Lilith? Ist sie gut oder böse? Wird sie tatsächlich all ihre Schwestern töten? Sinnt sie tatsächlich nur auf Rache oder will sie Mensch sein? Was ist mit ihrem größten Wunsch? 

Lilith war einst mächtig, doch ihre Magie hat sich verflüchtigt. Wie sie in den Turm kam und warum sie in einen langen Schlaf gefallen ist, wird zunächst gut verschwiegen. Doch bemerkt man schnell, dass es sich hierbei nicht um eine Fee (oder auch Hexe) handelt, die mit sich im Reinen ist. Tief in ihrem Inneren ist immer noch das Böse verborgen, doch sie möchte gut sein, oder doch nicht? Einige Passagen sind wahrlich verwirrend für den Leser und auch ich weiß bis jetzt noch nicht, was ich von ihr halten soll. 

Ebenso viele Rätsel birgt für mich der Hexenjäger. Den Namen von ihn weiß ich bis jetzt noch nicht. Nach und nach erfährt man, was er in der Vergangenheit erlebt hat und warum er auf der Jagd nach den Hexen ist. Doch was verbindet ihn und Lilith? Gibt es wirklich ein Schicksal, das beide verbindet oder aber führt er beide ins Verderben? 

Im Grunde genommen werde ich am Ende des ersten Bandes mit vielen offenen Fragen zurück gelassen. Ein guter Cliffhanger und eine wirklich gute Idee der Autorin, um den Leser weiterhin in ihrer Geschichte zu fesseln. Da die beiden Fortsetzungen bereits erschienen sind, ist es auch ein Leichtes, die Geschichte in einem zu lesen. 

Was mir wirklich sehr gefallen hat, waren die nicht zu langen Kapitel, ab und an wurde es ausschweifend, wenn es um die Gefühle von Lilith ging, doch das hat einfach ihren inneren Konflikt noch stärker betont. Die Märchenwelt ist auch sehr gut und real beschrieben. Hier geht es nicht nur um liebenswerte Wesen - nein. Hier wird gezeigt, was passieren kann, wenn eine mächtige Fee in einen langen Schlaf verfällt und ihre Schwestern an die Macht kommen: Tod und Verderben prasseln auf die Menschen nieder. Natürlich hätte es auch das Gegenteil sein können - immerhin war ich etwas verwundert, dass Lilith als einstige Königin als eiskalt und unberechenbar beschrieben wird, ihre Schwestern ihr aber scheinbar in nichts nachstehen ... 

Aber gut, bevor ich euch als künftige Leser von Julia Adrian noch weiter verwirre oder euch die Spannung gänzlich aus der Geschichte raus nehme, nur so viel: 

Julia Adrian weiß, wie sie ihre Leser fesseln kann. Wer sich in der Märchenwelt auskennt und sich auch in der Welt der Fantasie heimisch fühlt, der ist bei dieser Reihe genau richtig! Doch sollte man nicht zu verklärt an die drei Bände herangehen und die rosa rote Brille mit Glitzer und Herzen absetzen: hier geht es nicht um eine große Liebe, die den Tod und die schwarze Magie bezwingt, sondern um sehr viel mehr und es ist wahrlich viel grausiger und realistischer als zuvor gedacht. 

Ich persönlich habe das Buch aufgrund seines Umfangs (206 Seiten) innerhalb kürzester Zeit durchgelesen und ja, es hat mich unterhalten, doch konnte es mich nicht so einfangen, wie ich es mir erhofft habe. Vielleicht werde ich die nächsten beiden Bände noch ausleihen und lesen, aber den Drang, jetzt, sofort und auf der Stelle den nächsten Band in die Hand zu nehmen, um zu wissen, wie es weiter geht, habe ich nicht.