Rezension

Kein klassisches Märchen

Die Dreizehnte Fee - Erwachen - Julia Adrian

Die Dreizehnte Fee - Erwachen
von Julia Adrian

Bewertet mit 3 Sternen

INHALT
Die böse Königin erwacht aus ihrem Dornröschenschlaf. Doch die Welt hat sich die letzten 1000 Jahre stark verändert und der Schlaf stahl ihre Magie. Ihre Schwestern nutzten ihre Abwesenheit, um die Menschen zu terrorisieren - ganz wie sie es einst auch tat. Gemeinsam mit dem Hexenjäger macht sie sich auf den Weg, umihre Schwestern zu töten und die Welt zu einem weniger grausamen Ort zu machen. Denn mit dem verschwinden ihrer Magie, spürt sie immer mehr menschliche Gefühle wie Mitgefühl und Reue. Aber spornt sie wirklich der Wille zu helfen an oder ist es allein die Lust auf Rache?

MEINUNG
Ohne das Bloggen wäre ich vermutlich nie auf den Drachenmond Verlag aufmerksam geworden; hätte viele wundervolle Bücher nie kennengelernt. Eines davon ist sicherlich Die Dreizehnte Fee.  Bereits durch die Märchenwoche im Februar bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden und es auf meine Wunschliste gesetzt. Endlich habe ich es mir gegönnt, um in eine Märchenwelt ganz nachgrimmscher Manier zu geraten. Denn die Welt der dreizehn Feen ist düster und grausam - es kann eben nicht immer ein Happy End geben.

"Ich presse mein Gesicht fester an ihn. Er ist mein Feind. Er will mich jagen. Warum ist es dann so schwer, ihn zu hassen?" ~ S. 58

Das Buch ist sehr kurz und so bietet es sich an, dass man direkt mitten in der Geschichte landet. Zu Beginn musste ich mich erst an die kurzen Sätze gewöhnen, welche dem Buch eine ganz besondere Stimmung verleihen. Lediglich die Dialoge wirkten mir stellenweise zu aufgesetzt oder übertrieben. Es fehlte mir irgendwie an Natürlichkeit. Die Charaktere hingegen waren mir sehr sympathisch. Die dreizehnte Fee Lillith und der Hexenjäger konnten mich direktum den Finger wickeln. Besonders in Lillith kann man sich sehr gut hineinversetzen, weil die Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt wird. Ihre komplexe Art macht durchaus Sinn, denn sie erwachte in einer ihr fremden Welt ohne Fähigkeiten. Plötzlich empfindet sie Reue und Mitleid - vielleicht sogar Liebe, aber manchmal dringt die grausame Königin wieder an die Oberfläche. Zum Ende hin hätte ich mir jedoch eine Entwicklung gewünscht. Der Hexenjäger ist sehr emotionslos und sehr abweisend gegenüber Lillith; leider ändert sich das bis zum Schluss nicht. Zu anderen Charakteren - wie beispielsweise Elle - konnte ich keine Beziehung aufbauen, weil alles so schnell ging. Hier wirkte die Handlung sehr gehetzt und somit hat mich ihr Schicksal auch nicht wirklich tief getroffen.

"Die Fehler geschahen vor langer, langer Zeit. Damals hätten sie gerettet werden können. Heute? Heute zahlen wir den Preis für die Fehler, die wir begingen." ~ S. 112

Die Verpflechtung bekannter Märchen und Mythen hat mir unglaublich gut gefallen. Man hatte sofort denWiedererkennungswert, obwohl die Geschichten im Buch völlig eigenständig waren. Jedes Märchen hat ein neues Gewand bekommen. So begegnen wir Frau Holle und der Pechmarie, den sieben Zwergen, aber auch Eva mit ihrem Apfel. Ihre Märchen werden komplett umgekrempelt und sind noch düsterer und unheimlicher. Man begleitet die Fee und den Hexenjäger quer durch ihre Welt. Man erfährt von Orten, Menschen und Wesen, die einen nicht mehr loslassen. Leider kommen viele Stellen viel zu kurz und ich hätte mir eine längere Geschichte gewünscht. Ich baue aber darauf, dass die Fortsetzung viele dieser Lücken aufgreift.

FAZIT 
Düster, spannend und zauberhaft. Eine Geschichte zwischen erbitterten Kämpfen und pragmatischer Leidenschaft. Durch Illustrationen spürt der Leser die Magie sofort und durch die kurzen Kapitel fliegt man regelrecht über die Seiten hinweg. 

Das Bücherchamäleon