Rezension

Einen neuen Anfang wagen

Was uns bleibt ist jetzt - Meg Wolitzer

Was uns bleibt ist jetzt
von Meg Wolitzer

Bewertet mit 4 Sternen

★♡★♡★♡★

Jamaika, genannt Jam, hat sich seit einem traumatischen Ereignis völlig zurückgezogen. Sie trauert ihrem Freund Reeve, einem Austauschschüler aus England, nach. Die beiden hatten nur 41 Tage, aber diese Tage hütet Jam in ihrer Erinnerung, wie einen Schatz. Eltern und Psychologe beschließen, dass Wooden Barn, einem Internat für Kids, die „fragil“ sind, die beste Lösung wäre und Jam wieder Lebensmut geben könnte. Tatsächlich landet sie in einem Zimmer mit der übellaunigen DJ und in einem Kurs, in dem außer ihr nur noch vier andere Schüler sind. Was zunächst nach einem völligen Reinfall aussieht, entwickelt sich zu einer echten Chance – nicht nur für Jam.

 

„Was und bleibt ist jetzt“ liest sich sehr gut. Mel Wolitzer lässt Jam ihre Geschichte selbst erzählen. Recht emotional, aber doch auch distanziert öffnet sich Jam dem Leser Stück für Stück. Streckenweise hatte ich das Gefühl, die Story tritt auf der Stelle, trotzdem war es nicht langweilig. Nur ging eben nichts voran. Das Leben in Wooden Barn wird nicht zu ausführlich geschildert, sodass es anfangs gar nicht auffällt, dass uns Jam eine wichtige Information gar nicht gegeben hat. Das macht sie am Ende dann in einem großen Showdown – und raubt zumindest mir damit den Atem. Jam ist ein sehr sympathischer Teenager, trotz und gerade wegen ihrer psychischen Probleme, in die sie geraten ist. Sie entwickelt sich im Laufe des Schulhalbjahres auch sehr realistisch.

 

Auch die anderen Protagonisten passen sehr gut in die Geschichte, entwickeln sich weiter und haben ihre Geschichte zu erzählen. Fast wie beim „Breakfast Club“ verändert sich das Bild, das man anfangs von ihnen hat. Die Beziehungen zu Geschwistern werden sehr schön dargestellt. Auch das Thema „Mobbing“ wird behandelt. Insgesamt schneidet die Autorin eine ganze Menge Themen an, die Teenager in der Pubertät betreffen. Trotzdem wird sie nie lehrmeisterhaft oder erhebt den moralischen Zeigefinger. Sie lässt dem Leser den Freiraum, all dies selbst zu interpretieren und für sich zu entscheiden, was richtig und was falsch ist.

 

Zu der sehr realitätsnah erzählten Story kommt ein mystisches Element, das mir persönlich sehr gut gefallen hat, auch wenn es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass dies tatsächlich geschehen kann. Trotzdem passt es sehr gut ins Buch und zur eigentlichen Zielgruppe. Und ich gebe zu, ich war nahe dran, mir „Die Glasglocke“ von Sylvia Plath zu kaufen!

 

Insgesamt gefällt mir „Was uns bleibt ist jetzt“ mit kleinen Einschränkungen sehr gut. Auch für Erwachsene gibt Meg Wolitzer Denkanstöße. Die fünf Sterne erreicht es nicht ganz, aber es ist nahe dran. Deshalb vergebe ich vier Sterne.

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