Rezension

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Wunderschön berührende Geschichte mit leichten Schwächen!

Was uns bleibt ist jetzt - Meg Wolitzer

Was uns bleibt ist jetzt
von Meg Wolitzer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Du musst dich entscheiden: Möchtest du im Jetzt leben und die Zukunft erleben können oder für immer der Vergangenheit hinterherhängen?

Nach dem Jam scheinbar ihre große Liebe Reeve endgültig verloren hat, bricht sie in ihrem Leben völlig zusammen, verkriecht sich in ihrem Zimmer und lässt sich auf niemanden mehr ein. Als letzten Ausweg schicken ihre Eltern sie auf das Internat Wooden Barn, was sich spezialisiert hat auf ,,Emotional fragile, hochintelligente Teenager". Dort trifft sie auf vier weitere Jugendliche, die ähnliche individuelle traumatische Dinge durchgemacht haben wie sie, in einer speziellen Klasse, die sich ,,Ausgewählte Themen der Literaturgeschichte" nennt. Allein schon die Anzahl der Schüler ist recht merkwürdig, dazu erhalten sie je ein Tagebuch, in dem sie ihre Gedanken aufschreiben sollen. Doch anstatt gezwungenermaßen irgendwelche Gefühle niederzuschreiben, gelangen sie in ihre persönliche Vergangenheit vor dem Ereignis, welches ihr Leben für immer veränderte und alles was sie sich wünschen ist wieder da, allerdings nur in dieser Welt, die das Tagebuch ermöglicht. Jeder muss sich mit seinen Erfahrungen auseinandersetzen und sich am Ende entscheiden: Für das Jetzt/die Zukunft oder die Vergangenheit?

Der Klappentext klingt wirklich sehr einladend und ich war anfangs sehr gespannt und neugierig auf das Buch. Der Titel passt wirklich sehr gut zur Geschichte und klingt zudem sehr mysteriös ;) die Protagonisten waren mir alle sympathisch und die Geschehnisse schön strukturiert und passend angeordnet. Jam ist die Ich-Erzählerin und durch Rückblicke erhält man als Leser nach und nach Informationen über das schlimme Ereignis aus ihrem Leben. Das Buch hält so einige überraschende Wendungen parat, die man als Leser nicht kommen sieht. Es ist tatsächlich so, dass sich die Wahrheit Jams Verstand entzieht, auch wenn sie sie tief in ihrem Herzen kennt. Dadurch erfährt der Leser auch erst am Ende was wirklich geschehen ist.  An vielen Stellen, vor allem im letzten Viertel haben mich die Ereignisse zu Tränen gerührt. Schönes Jugendbuch!

Nun zu den wenigen Kritiken. Obwohl Jams Situation im Klappentext als ,,intensiv wie nie zuvor" dargestellt wird und alles so dramatisiert wird, fehlten mir die intensiven Gefühle zwischen Jame und Reeve. Meiner Meinung nach wurde das zu oberflächlich behandelt, da ich mir zumindest mehr vorgestellt habe. So eine wirklich schlimme Liebeskummergeschichte. Da wurde ich leider etwas enttäuscht, da diese Liebe auch mehr von Jam herbeigewünscht und nicht so ganz real war - zumindest aus Reeves Sicht. In diesem Zusammenhang hat mir auch die Entwicklung der Liebe zwischen Jam und Griffin gefehlt. Auf einmal mochten sie sich, ohne das zuvor etwas in der Richtung geschehen ist. Das erschient mir nicht sehr realistisch. Dann fand ich das Auftauchen von André auch eher unrealistisch und das abrupte Happy-End in Bezug zu Sierra, wirkte wie gezwungen - auch wenn mich das sehr beruhigt hat, weil die Vorstellung, dass Sierra für immer dort gefangen wäre, für mich schrecklich war.

Insgesamt wiegen die emotionalen Momente, die weniger emotionalen Momente ganz gut auf, weswegen ich diesem Buch doch gerne 4,5 Sterne gebe.