Rezension

Epochale Zeitreise

Der Jahrhunderttraum - Richard Dübell

Der Jahrhunderttraum
von Richard Dübell

Bewertet mit 5 Sternen

1891-1909. Der Schicksalsschlag trifft Otto von Briest und seine Geschwister Levin und Amalie völlig unvorbereitet. Paul und Louise, ihre Großeltern, starben in der Schweiz bei einem Zugunglück. Otto, der zwar studiert, aber eigentlich lieber Detektiv werden möchte, hängt sich an seinen Freund Edgar Trönicke, der eigenständig Nachforschungen anstellt, weil dieser an Sabotage glaubt. Levin träumt von nichts anderem als Fliegen zu lernen, seitdem er Otto von Lilienthal gesehen hat. Und Amalie, die im Schatten ihrer Brüder steht, trifft auf die schillernde Emma von Schley und schon bald sind die beiden jungen Frauen mehr als nur engste Freundinnen. Jeder der drei Geschwister tut alles für die Erfüllung ihrer Träume, aber haben ihre Träume Platz in dieser Welt, wird es ihnen gelingen, ein glückliches Leben zu führen?

Richard Dübell hat mit seinem Buch „Jahrhunderttraum“ den Nachfolgeband seines Romans „Der Jahrhundertsturm“ vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und humorig. Ebenso bedient sich der Autor auch einiger Dialekte, die er gekonnt in seine Handlung einfließen lässt, wodurch diese an Authentizität gewinnt. Die gekonnt vorgenommenen Perspektivwechsel zwischen Otto, Levin und Amalie halten den Leser immer aktuell auf dem Stand der Gefühls-, Gedanken- und Erlebniswelt der einzelnen Geschwister. Die geschichtlichen und politischen Hintergründe dieser Zeitepoche des technischen Wandels wurden sehr gut recherchiert und mit der Handlung verflochten, so dass sich neben den fiktiven Protagonisten auch bekannte Persönlichkeiten in der Geschichte wiederfinden und dem Leser bei der Lektüre das Gefühl vermittelt wird, in diesem spannenden Zeitalter hautnah dabei zu sein. Der früh angelegte Spannungsbogen steigert sich im Laufe der Handlung immer mehr und überrascht am Ende mit einem großen Finale.

Die Charaktere sind sehr schön ausgestaltet und in ihrer Zeit verankert, sie wirken sehr lebensecht und authentisch. Otto ist ein sympathischer Mann, der sich für die Ermittlungsarbeit und den Beruf des Detektives interessiert. Während er eher nüchtern und durchdacht auftritt, hat man bei seinem Bruder Levin den Eindruck eines Träumers. Er wirkt immer ein wenig entrückt und unentschlossen. Amalie ist noch sehr jung und etwas naiv, dadurch auch schnell zu beeinflussen. Sie ist allerdings auch bereit, ein großes Risiko auf sich zu nehmen, denn sie verlässt die Konventionen der Zeit und begibt sich in ein Abenteuer, welches sie in größte Schwierigkeiten bringen könnte, sollte es publik werden.

„Der Jahrhundertraum“ ist eine sehr spannende und unterhaltsame historische Zeitreise in eine der interessantesten Epochen überhaupt und ein würdiger Nachfolgeroman des „Jahrhundertsturms“. Hier kann man Geschichte hautnah miterleben. Man darf gespannt sein auf die nächste epochale Zeitreise aus der Feder des Autors. Absolute Leseempfehlung!