Rezension

Exzellenter historischer Roman

Der Schwur des Normannen - Ulf Schiewe

Der Schwur des Normannen
von Ulf Schiewe

Bewertet mit 5 Sternen

„...Aber wenn man sich auf eines verlassen kann, dann ist es, dass die Weiber tratschen...“

 

Der Normanne Gilbert reitet nach San Marco Argentano. Hier in Kalabrien wartet sein Söhnchen Ivo auf ihn. Gerlaine, die Mutter des Jungen, wurde von Sklavenhändlern entführt. Gilbert kennt kein anderes Ziel, als Gerlaine zu finden und auszulösen. Alle raten ihn davon ab, doch er schwört, sie zu suchen und zurück zu bringen.

Wir schreiben das Jahr 1054. Gilbert erzählt uns die Geschichte selbst. Dass der Ich-Erzähler ein Mann mit dem einen oder anderen Vorurteil ist, beweist das obige Zitat.

Gilbert macht sich mit seinen Freunden und Kampfgefährten Thore und Ivain auf den Weg nach Sizilien. Seinen Sohn weiß er in sicherer Obhut bei Alberada, der Frau von Robert..

Es handelt sich um den dritten Teil der Normannen-Saga. Die Geschichte beginnt spannend und kann den hohen Spannungsbogen bis zur letzten Seite halten.

Die Protagonisten sind gut charakterisiert. Gilbert ist zielstrebig, manchmal auch stur, aber ein Mann des Ausgleichs. Das ist in einer Weltgegend, in der in der damaligen Zeit verschiedene Völker und Religionen aufeinandertreffen, von unschätzbarem Wert. Trotzdem sind auch bei ihm Fehlentscheidungen nicht ausgeschlossen. Thore und Ivain stehen ihm treu zur Seite, trotz dass Thore die Augen nicht von den Frauen lassen kann, die ihnen hie und da begegnen. Eine interessante Persönlichkeit war für mich auch Vater Georgius. Harte Schale, weicher Kern trifft es bei ihm ziemlich gut. Sicher fehlen hier eine ganze Reihe von Namen, doch das würde den Rahmen der Rezension sprengen. Eine besondere Rolle spielt Loki, der Hund von Gilbert. Er ist der eigentliche Held der Geschichte.

Das Buch lässt sich flott lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Das liegt an der abwechslungsreichen Handlung und den angenehmen Schriftstil. Der Autor lässt mich tief in die Historie der damaligen Zeit eintauchen. Er erzählt nicht nur ein spannendes Abenteuer, sondern legt auch die historischen Zusammenhänge und Gegebenheiten offen. Dazu gehören auch Rückblenden in die Vergangenheit von Kalabrien und Sizilien. Dabei gelingt es ihm, das wie nebenbei in die Geschichte einzuflechten.

Die Handlungsorte werden so ausführlich beschrieben, dass sofort ein Bild im Kopf entsteht. Aussagekräftige Dialoge beschäftigen sich nicht nur mit den Fortgang der Handlung, sondern auch mit Themen, die bis heute aktuell sind. Dazu gehören unter anderem die Toleranz gegenüber dem Glauben des anderen und die Unmenschlichkeit der Sklaverei. Natürlich prallen dabei unterschiedliche Meinungen hart aufeinander. Stellen voller trockenem Humor lockern die Handlung auf.

Kampfszenen werden umfassend dargestellt, ohne bei dem in dieser Zeit blutigem Gemetzel zu sehr ins Detail zu gehen. Sehr gut werden die grundlegenden Unterschiede in der Lebensweise und den Ansichten zwischen den Normannen und den Sarazenen herausgearbeitet. Verrat, Rache und Intrige ziehen sich genauso durch die Geschichte wie Treue und Freundschaft.

Der Autor versteht es, manch zusätzliche Information über das historische Umfeld im Text unterzubringen.

Eine Karte, ein Personenverzeichnis und ein informatives Nachwort des Autors vervollständigen das Buch.

Das Cover mit dem Kopf des Normannenkriegers vor dunklen Hintergrund passt zum Inhalt.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist ein historischer Roman, der seinen Namen verdient. Es wurde nicht nur eine fesselnde Geschichte erzählt und historische Fakten vermittelt. Viele kleine Feinheiten und Einfälle machen Lesen des Buches zu einem Genuss.