Rezension

Fesselnde, kaum vorhersehbare Handlung

Mein böses Herz - Wulf Dorn

Mein böses Herz
von Wulf Dorn

Bewertet mit 5 Sternen

Die sechzehnjährige Doro wird seit dem Tod ihres kleinen Bruders von Schuldgefühlen und Halluzinationen geplagt. Denn Doro hat an dem Abend vor seinem Tod auf ihn aufpassen müssen und keine Erinnerungen mehr daran. Es scheint beinahe so, als ob ihr Unterbewusstsein jeden Rückblick in die Vergangenheit blockieren würde. Doros Familie zerbricht an diesem Schicksalsschlag. Die Eltern trennen sich und Doro muss sich in Therapie begeben, um ihre immensen Schuldgefühle und die wiederkehrenden Halluzinationen in den Griff zu bekommen. Doch nun scheint das Schlimmste überstanden zu sein. Doro und ihre Mutter ziehen gemeinsam aufs Land und wagen einen Neuanfang. Doch dieser steht von Anfang an unter keinem guten Stern, denn Doro hört plötzlich geheimnisvolle Stimmen und hat wieder das Bild ihres toten Bruders vor Augen. Als sie eines Nachts einen verstörten Jungen in ihrer Gartenlaube antrifft, der sie um Hilfe anfleht, droht die Situation ihr völlig zu entgleiten. Denn niemand, außer Doro selbst, hat den Jungen gesehen. Und plötzlich findet Doro auch noch heraus, dass der Junge schon vor der dramatischen Begegnung in der Gartenlaube Selbstmord begangen haben soll...

Meine Meinung

Im ersten Jugendthriller von Wulf Dorn erlebt man das Geschehen in der Ich-Perspektive, aus der Sicht der sechzehnjährigen Doro. Doro wirkt sehr sympathisch. Ihr Schicksal wird einfühlsam beschrieben. Es gelingt dem Autor hervorragend, die Gefühle des sechzehnjährigen Mädchens glaubhaft zu vermitteln. Man spürt beim Lesen förmlich, wie sehr sie unter dem schicksalhaften Tod des Bruders, und seinen Folgen für das Familienleben, leidet. Ihre Schuldgefühle verfolgen sie auf Schritt und Tritt. Gemeinsam mit Doro wird man in den Strudel der langsam wiederkehrenden Erinnerungen gerissen. Doch auch die Gegenwart hält einige Überraschungen bereit, denn Doro hört Stimmen und sieht Dinge, die die Menschen in ihrer Umgebung nicht wahrnehmen. Ihre Glaubwürdigkeit leidet deutlich darunter. Das Schlimmste daran ist allerdings, dass Doro sich selbst kaum noch trauen kann. Denn Wahrheit und Wahn lassen sich nur schwer voneinander unterscheiden und so gerät man, gemeinsam mit der Hauptprotagonistin, in den Sog der Ereignisse.

Der Schreibstil von Wulf Dorn ist flüssig und angenehm lesbar. Es gelingt ihm mühelos, mit relativ einfachen Worten, eine Atmosphäre zu erschaffen, der man sich nur schwer entziehen kann. Doros Schicksal fesselt und man wird nicht eher zufrieden sein, bevor man nicht die letzte Seite gelesen hat. Die Spannung ist von Anfang an da und wird in der gesamten Handlung aufrecht erhalten. Überraschende Wendungen sorgen dafür, dass man das Buch nur ungern aus der Hand legen möchte. Man ist beim Lesen hin- und hergerissen. Denn auf der einen Seite möchte man Doro unbedingt glauben, doch auf der anderen, weiß man genau, wie unwahrscheinlich ihre Wahrnehmungen eigentlich sind.

Obwohl ich das Jugendalter bereits überschritten habe, konnte mich das Buch von Anfang an, durch eine fesselnde und kaum vorhersehbare Handlung überzeugen. Ich konnte mich sehr gut in die Hauptprotagonistin hineinversetzen und mit ihr mitfiebern. Es hat mich positiv überrascht, wie glaubhaft Wulf Dorn die Gedanken und Gefühle des Mädchens beschrieben hat. Ich vergebe deshalb begeisterte fünf Bewertungssterne und eine klare Leseempfehlung.