Rezension

Fesselnder Thriller

Bullet Schach - Ben Bauhaus

Bullet Schach
von Ben Bauhaus

Bewertet mit 5 Sternen

„...Das Spiel ist das Einzige, was Männer wirklich ernst nehmen. Deshalb sind Spielregeln älter als alle Gesetze der Welt...“

 

Bei Johannes Thiebeck erscheinen Kriminalhauptkommissar Mirko Dentsch und seine Kollegin Jana Kleidermann. Johannes hatte sein Auto als vermisst gemeldet. Nun wurde es gefunden – mit einem Toten drin. Der Tote ist der Sohn von Johannes` Boxtrainers. Bizarr an der Situation ist, dass Johannes bis zu seinem Ausscheiden aus dem Polizeidienst vor zwei Jahren mit Jana zusammengearbeitet hat. Zu Mirko, seinem Nachfolger hat er ein äußerst gespanntes Verhältnis.

So spannend, wie die Geschichte losgeht, so rasend geht es weiter.

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Johannes hat seine Suspendierung noch nicht verarbeitet. Bei den Ermittlungen geht er gern außergewöhnliche Wege. Sein Hobby ist Schachboxen. Beim Boxen kann er sich abreagieren und auspowern. Zwischen den Runden wird Schach gespielt. Das verlangt eine augenblickliche gedankliche Umstellung und ein schnelles Denkvermögen.

Mirko ist Bürokrat pur. Abweichung von den Regeln kennt er nicht. Die Antipathie zwischen ihm und Johannes beruht auf Gegenseitigkeit.

Schnell stellt sich heraus, dass es die Polizei mit einem Serienmörder zu tun hat. Plötzlich gibt es Anzeichen, dass Johannes` letzter Fall, der auch der Grund für seine Suspendierung war, für die Beurteilung der aktuellen Probleme nicht unwesentlich ist. Der Täter spielt mit Johannes Schach im Internet. Jede geschlagene Figur bedeutet einen neuen Toten. Das setzt verständlicherweise die Polizei unter Zugzwang.

Das Buch lässt sich zügig lesen. Es fällt schwer, es aus der Hand zu legen, denn man möchte wissen, wie es weitergeht.

Der Schreibstil ist dem Genre angemessen. Er passt zu dem flotten Geschehen. Besonders bei den Dialogen zeigt sich das Können des Autors. Wenn Johannes und Mirko miteinander reden, ist die Spannung zwischen den Männern mit Händen greifbar. Ganz anders sind die Dialoge zwischen und Johannes und Frau Professor Körner. Ihre ruhige und sachliche Art sorgt dafür, dass sich Johannes öffnet. Selbst mit seinen Wutausbrüchen geht sie gelassen um. Unterhält sich Johannes mit Jana, so klingt eine alte Vertraulichkeit durch. Das obige Zitat stammt vom Täter. Regeln sind ein wichtiger Schlüssel im Ablauf des Geschehens.

Bei der Beschreibung der Tötungsdelikte beschränkt sich der Autor auf das Wesentliche. Ich muss als Leser nicht jedes Detail wissen. Gekonnt werden Emotionen wiedergegeben. Das geschieht nicht nur durch Worte, sondern auch durch das Handeln der Protagonisten. Neben Sympathie und Antipathie geht es vor allem um Angst. Während es bei Johannes die Angst um die Menschen ist, die er liebt, ist es bei Mirko die Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen. In einem fesselnden Thriller erwartet man kaum berührende Szenen. Doch der Autor beweist, dass er auch diese Situationen mit bewegenden Metaphern und behutsamen Handlungsabläufen wiedergeben kann. Ich denke jetzt an Johannes` schwerste Stunde. Wer allerdings wissen will, welche das war, sollte das Buch lesen.

Der Showdown am Ende lässt weder sprachlich noch inhaltlich Wünsche offen.

Das Cover mit dem grauen Himmel über Berlin lässt Platz für eigene Interpretationen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hat mich nicht nur spannend unterhalten, sondern auch den Einblick in eine ungewöhnliche Sportart ermöglicht. Insbesondere Professor Körner mit ihren Ausführungen war eine zusätzliche Bereicherung der Geschichte.