Rezension

Gelungenes Finale der Trilogie

Der Weg der gefallenen Sterne - Caragh M. O'Brien

Der Weg der gefallenen Sterne
von Caragh M. O'Brien

Bewertet mit 4 Sternen

Der Weg der gefallenen Sterne ist der letzte Teil von Caragh O’Briens Trilogie, die unter dem Originaltitel Birthmarked erschienen ist.

Die Welt des Romans

Im 25. Jahrhundert beschränkt sich die Welt weitgehend auf Ödland und Trockenseen. Klimawandel, Krankheiten und der Kalte Krieg haben Öl und Treibstoff als Energiequellen zunichte gemacht und die Menschheit weitgehend ausgerottet.

Eine Gruppe Überlebender hat sich jedoch zusammengeschlossen und mit Hilfe von Sonnenkraft, geothermischer Energie und dem Züchten von eiweißreichen Pilzen einen gewissen Lebensstandard aufgebaut. Diese Enklave hat sich mit einer bewachten Mauer nach außen abgegrenzt. Alle Menschen, die später nach und nach aus dem Ödland gekommen sind, haben sich vor der Mauer ansiedeln müssen. Armut und Abhängigkeit von den Gütern der Enklave hätten sie über kurz oder lang umgebracht, wäre da nicht etwas, was sie haben und an dem es der Enklave mangelt: Fruchtbarkeit und widerstandsfähige Gesundheit. Trotz Luxus werden innerhalb der Mauern nicht nur zu wenige Kinder geboren, sondern die Kinder sterben auch spätestens als Teenager an der Bluterkrankheit Hämophilie, bedingt durch einen genetischen Defekt, der im unweigerlichen Inzest der Enklavenbewohner seine Begründung findet.

Fernab von der Enklave, umgeben von Ödland und jenseits des Toten Waldes, gibt es eine weitere Menschensiedlung, die matriarchalisch organisiert ist und sich Sylum nennt. Hier kämpfen die Menschen mit ganz anderen Problemen. Da vorwiegend Jungen geboren werden und diese auch noch größtenteils unfruchtbar sind, ist die Zukunft von Sylum ungewiss. Selbst die Regel, dass jede Frau zehn oder mehr Kinder in die Welt zu setzen hat, bringt kaum die erwünschte Stabilität der Bevölkerungszahl. Hinzu kommt die sogenannte Schwellenkrankheit, die die Bewohner dazu zwingt, in Sylum zu bleiben – eine Flucht ins Ödland ist unweigerlich tödlich.

Der Inhalt

Die inzwischen 17jährige Protagonistin Gaia Stone ist Matriach von Sylum und mit Leon liiert. Sie hat erkannt, dass Sylum dem Untergang geweiht ist und die mit Opiaten gesättigte Luft sowie das verseuchte Wasser schuld sind an den Fortpflanzungsproblemen. Dank der entschlüsselten Aufzeichnungen ihrer Großmutter hat Gaia aber ein Mittel gegen die Schwellenkrankheit finden können, das eine Flucht über die Grenzen von Sylum hinweg ermöglicht. Sie zieht nun also mit Leon, ihrer Schwester Maya und den 1800 Bewohnern von Sylum in einer Karawane Richtung Enklave, weil sie sich dort neu ansiedeln möchte. Auf dem nahe ihrer Heimatstadt Wharfton gelegenen Trockenseegebiet soll New Sylum entstehen. Voraussetzung ist jedoch, dass die Enklave für die Wasserversorgung aufkommt und dies ist in Anbetracht der Erfahrungen, die Gaia und Leon mit dessen Vater, dem Protektor der Enklave, gemacht haben, eher fraglich. Zumal letzterer noch eine ganz spezielle Rechnung mit Gaia offen hat. Dennoch ist die Protagonistin – gestärkt durch die Anerkennung ihrer Leute und ihre verantwortungsvolle Position als Matriarch – voller Optimismus und riskiert mit ihrem mutigen Widerstand nicht nur ihr eigenes Leben.

Beurteilung

Caragh O’Brien schreibt gewohnt flüssig und detailverliebt. Der dritte Teil der Trilogie ist ein gelungenes Finale. Das 350 Seiten dicke Buch ist in 24 Kapitel unterteilt und durch die aussagekräftigen Überschriften nicht nur gut strukturiert, sondern bei Bedarf auch dosierbar.

Obwohl die Autorin auf eine Zusammenfassung der vorangegangenen Teile verzichtet, kommt man schnell rein in die Geschichte und erinnert sich an die Vorgeschichte. Hilfreich ist dabei auch eine Kartenskizze vorne im Buch.

Mir hat dieser letzte Teil der Trilogie, in dem die Themen Leihmutterschaft und Ressourcenknappheit im Vordergrund stehen, am besten gefallen, auch wenn es ähnlich wie im ersten Band mitunter recht brutal und blutrünstig zugeht, was ich eigentlich nicht so sehr mag. Da aber jedwede Spannungselemente und Nervenkitzel recht schnell aufgelöst werden und vieles vorhersehbar ist, fiel dies nicht so sehr ins Gewicht und hat mich letztlich auch nicht gestört. Alles in allem ist die Trilogie trotz Action hier und da kein Thriller, sondern vielmehr ein tiefgründiger und dystopisch angehauchter Fantasyroman, der den Leser zum Denken anregt und Mut macht, Missstände nicht einfach hinzunehmen, sondern in Frage zu stellen.

Fazit

Mit diesem dritten Teil hat die Geschichte über die junge Hebamme Gaia Stone im 25. Jahrhundert einen gelungen Abschluss gefunden. Dem Leser werden zahlreiche gesellschaftskritische und umweltbezogene Denkanstöße geliefert, ohne dass dabei die Unterhaltung zu kurz kommt. Somit handelt es sich um eine kurzweilige Lektüre – nicht nur für die junge Leserschaft.