Rezension

Gute Idee, sagenhaft schlechte Umsetzung

Liebe und andere Missgeschicke (Liebe, Chick-Lit, Humor) - Katharina Wolkenhauer

Liebe und andere Missgeschicke (Liebe, Chick-Lit, Humor)
von Katharina Wolkenhauer

Bewertet mit 2 Sternen

Dieses Buch lässt mich sehr unglücklich zurück. Aus der Idee hätte so viel gemacht werden können, stattdessen hat der Erzählstil und das in jeder Hinsicht offene Ende dafür gesorgt, dass man genauso gut hätte nicht lesen können. Schade, schade.

Dieses Buch hätte lustig sein können. Es hätte romantisch sein können. Es hätte spannend sein können. Etwas Neues. Etwas Eigenes. Irgendetwas. Stattdessen ist dieses Buch leider ein großer Haufen Nichts. Das ist unendlich schade.

Dabei ist die Idee wirklich lustig: Eine ganze Reihe von Menschen sind auf die verrücktesten Arten und Weisen miteinander verbunden, im Zentrum steht ein Mann, auf den alle abfahren, der aber selbst gar nicht weiß, was er will und je mehr aufgedeckt wird und je mehr die Charaktere voneinander erfahren, umso verwickelter wird es. Das ist ein super Rezept für eine romantische Komödie!

Aber:

Der Erzählstil ist schwierig!
Wenn man Charaktere entwickeln will, braucht man Zeit. Man braucht lange Szenen. Man muss es aushalten, die Kamera für eine lange Episode ganz still und nur auf einen Charakter zu halten - denn nur, wenn ein Charakter gezwungen ist, eine lange, lange Szene durchzuhalten und darin zu agieren, formt sich aus der Skelett Figur für den Leser ein Charakter aus Fleisch und Blut. Das Hinwerfen von Szenen Brocken ist ein schönes Stilmittel, gewiss, aber es ist eben auch nur das: ein Stilmittel. Man nutzt es manchmal, gezielt, überlegt, um eine bestimmte Wirkung beim Leser zu erzielen. Einen kompletten Roman so zu schreiben ist Irrsinn. Ich hoffe, das ändert sich noch, denn, wie einige schon gesagt haben, dieses Dauerlauf Lesen ist anstrengend, nicht mitreißend. 

Die Charaktere bleiben distanziert!
Wir bekommen zwar regelmäßig Szenen aus dem Blickwinkel verschiedener Personen präsentiert, doch das sorgt nicht dafür, dass wir mehr über das Innenleben und die Charaktere der Personen erfahren. Jeder, absolut jeder der Charaktere scheint seine eigenen Handlungen immer mit einer merkwürdigen Distanz zu betrachten, als würden sie sich mit sarkastischem Herabschauen selbst beim Handeln zuschauen. Auch das kann man machen, das ist ein schönes Stilmittel, um einzelne Charaktere hervorzuheben oder einer einzelnen Szene eine besondere Perspektive zu verschaffen. Aber auch hier ist es ein ständiger Begleiter und so wird aus einem hübschen Stilmittel ein sehr, sehr schlechter Erzählstil. 

Es findet keinerlei Charakterentwicklung statt!
Ein Liebesroman ist ein typisches Beispiel für einen charakterfokussierten Roman, das bedeutet, die Charaktere werden analysiert und machen im besten Fall eine Entwicklung durch, die am Ende steht. In seltenen Fällen kann auch mal eine Figur genau keine Entwicklung durchmachen und dann ist das das Ergebnis. Aber bei einer solchen Fülle von Figuren alle, ohne Ausnahme, keinerlei Entwicklung durchmachen zu lassen? Einige sind jetzt in einer Beziehung, andere nicht, aber de facto hat sich niemand geändert. Keiner der Charaktere hat von dem, was geschehen ist, irgendwelche Spuren davon getragen. Es hätte genauso gut nichts passieren können! 

Dieses Buch lässt mich sehr unglücklich zurück. Aus der Idee hätte so viel gemacht werden können, stattdessen hat der Erzählstil und das in jeder Hinsicht offene Ende dafür gesorgt, dass man genauso gut hätte nicht lesen können. Schade, schade.