Rezension

Hamburg zwischen Magie und Tesla-Technologie

Phoenix - Tochter der Asche - Ann-Kathrin Karschnick

Phoenix - Tochter der Asche
von Ann-Kathrin Karschnick

Bewertet mit 3 Sternen

Dieses Buch verlangt dem Leser zunächst einiges ab.
Man ist in Hamburg, vermutlich in der Gegenwart, aber das Leben dort ist nicht das, was wir kennen. Es herrscht eher Endzeitstimmung, weil nach einem mysteriösen misslungenen Experiment vor 120 Jahren Europa weitgehend zerstört wurde.
Jetzt herrschen die Saiwalos, geheimnisvolle Geisterwesen, die gottgleich verehrt werden, und die Menschen diktatorisch kontrollieren. Woher sie kommen, weiß man nicht so genau. Der Wiederaufbau der zerstörten Welt passierte mit Hilfe der Technologie Nikoa Teslas. Zwischen Trümmern und Ruinen gibt es Magnetschwebebahnen. Die Soldaten des Regimes fahren durchaus im Paternoster, haben aber Tesla Waffen, Pistolen, die Stromschläge austeilen.
Außerdem haben durch das Experiment einige Menschen magische Fähigkeiten erhalten. Sie sind jetzt Hexen, Dämonen oder Ähnliches, werden von den Gefolgsleuten der Saiwalos als Seelenlose verfolgt und leben im Untergrund.

Und dann ist da noch Tavi, eine uralte Phoenix im Körper einer jungen Frau. Tavi stellt fest, dass eine Serie grausamer Morde offenbar eine Verbindung zu ihr hat. Dabei trifft sie auf Leon, einen linientreuen Soldaten der Kontinentalarmee, der mit den Ermittlungen betraut wurde.

Anfangs hat man als Leser etwas zu kämpfen, bis man die Situation und die Welt verstanden hat. Außerdem gibt es noch reichlich Hintergrundwissen zu allen magiebegabten Wesen, den Saiwalos, Geisterwächtern und auch Phoenixen zu verdauen.
Dann wird man in die Ereignisse um die Mordermittlungen verwickelt. Es ist spannend und gefährlich. Tavi ist ständig auf der Flucht. Sie und ihr Ziehsohn Nathan dürfen nicht von saiwalotreuen Menschen entdeckt werden.
Bis dahin hat mir das Buch gut gefallen. Dann verliebt sie sich natürlich in Leon, was tragisch ist. Immerhin kämpft er für die Gegenseite. Und diese Liebesgeschichte konnte mich so gar nicht überzeugen, dabei nimmt sie sehr viel Raum ein. Für mich waren da viel zu viel bedeutungsvolle Blicke, elektrisierende Berührungen und auch noch die übliche Beziehungskrise, entstanden aus Missverständnissen. Eine eher platte Liebesgeschichte in einen originellen Umfeld. Sehr schade.

Die Idee des Buches ist großartig, neu und originell. Auch der Schreibstil ist lesenswert. Allerdings habe ich den Eindruck, hier wurde zu viel gewollt. Die magischen und historischen Theorien sind schwer zu fassen, bisweilen lückenhaft, noch nicht ganz ausgereift.
Die Autorin arbeitet wohl schon am zweiten Teil, der sicherlich einiges vertiefen wird. Dieses Buch hat mich zur Hälfte begeistert und dann etwas geärgert.