Rezension

Hat mir prima gefallen!

Der Tag, als wir begannen, die Wahrheit zu sagen
von Susan Juby

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Geschichte:
Normandy und ihre besten Freunde Dusk und Neil besuchen die 11. Klasse einer Kunstschule. Im Rahmen einer Projektarbeit schreibt Normandy ein Essay, in dem sie über ihren Alltag erzählt. Dieses Essay dürfen wir hier lesen.
Zusammen nehmen sich die drei Freunde aber noch ein ganz anderes Projekt vor: sie gründen eine “Wahrheitskommission” und stellen Mitschülern oder anderen Personen an der Schule brisante Fragen. Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich … und lösen mitunter sogar einen Aufstand aus.
Normandy erzählt uns aber auch vieles aus ihrem Familienleben – und das ist alles andere als harmonisch. Ihre große Schwester ist ebenfalls Künstlerin und hat es bereits zu enormer Berühmtheit gebracht: sie veröffentlicht sehr erfolgreich Graphic Novels, in denen sie ihre eigene Familie gnadenlos ins Lächerliche zieht.

Meine Meinung:
Zunächst hatte ich sehr große Zweifel, ob mir das Buch gefallen würde, denn ich habe die meist wenig schmeichelhaften bisherigen Bewertungen gelesen. Aber andererseits haben mich diese auch neugierig gemacht. Und im Nachhinein kann ich nun sagen: Gut, dass ich das Buch trotzdem gelesen habe, denn mir gefiel es sehr gut! :)

Der Schreibstil von Susan Juby ist einfach toll: locker, nicht zu übertrieben jugendlich und mit einer gelungenen Prise ironischen Humors.

Ihre Charaktere wirken zunächst etwas ungewöhnlich, aber trotzdem nicht überzogen: natürlich sind Kunstschüler keine normalen, langweiligen 08/15-Teenager, sondern pflegen mitunter einige Marotten. Mit Normandy habe ich mich sehr schnell anfreunden können und auch ihre Freundin Dusk (die eigentlich Dawn heißt) und ihr Freund Neil sind ganz sympathische Typen.

Ein großer Kritikpunkt vieler Leser sind ja die vielen Fußnoten, die Normandy in ihrem Essay (wir lesen ja quasi ein “Buch im Buch”) verwendet. Anfangs fand ich diese auch ein bisschen anstrengend, aber das legte sich bald, denn sie waren mitunter auch sehr witzig. Außerdem stellen sie eigentlich einen separaten Handlungsstrang dar, der sich am Ende auch mit Wahrheit befasst und der sich um ihre Lehrerin Ms. Fowler dreht.

Neben den Aktivitäten ihrer “Wahrheitskommission” schildert das Buch ja hauptsächlich Normandys Familienleben, das reichlich verkorkst ist. Sehr bezeichnend fand ich dazu dieses Zitat:

“Familien machen einfach immer weiter, auch wenn sich bestimmte Familienmitglieder nicht ausstehen können und nur dableiben, weil Kost und Logis umsonst sind. Wenn ihr mich fragt, sind Familien zu anpassungsfähig.” Seite 302

Normandy macht echt einiges mit und ich konnte mich da auch sehr gut hineinversetzen und mit ihr mitfühlen. Sie kämpft nicht nur in der Schule um die Wahrheit, sondern auch zu Hause kann sie nicht mehr länger schweigen. Dabei merkt sie jedoch sehr schnell, dass es nicht immer gut ist, wenn alles ans Licht kommt. Manche Dinge sollten vielleicht doch lieber unausgesprochen bleiben. Doch oft geht es nicht anders, auch wenn es weh tut und unangenehme Konsequenzen hat.

“Für meinen Vater ist die Wahrheit wie eine Zwiebel. Man will dem dummen Ding die Haut nicht komplett auf einmal abziehen, weil man sonst vielleicht nie wieder aufhören kann zu weinen.” Seite 346

Das Buch hat mir von Anfang bis zum Ende bestens gefallen. Zum Schluss hin wird es noch richtig spannend, denn Normandy und ihre Freunde sind einem ganz besonderen Geheimnis auf der Spur.
Besonders gefreut habe ich mich darüber, dass Susan Juby bereits an einem zweiten Band schreibt! Ich freu mich auf ein Wiedersehen mit Normandy & Co.!

Fazit:
Ein witzig-locker geschriebenes Buch über Freundschaft, Familienkonflikte und die Suche nach der Wahrheit … mir hat´s super gefallen! Empfehlen würde ich es aber noch nicht ab 12 Jahren, sondern vielleicht eher ab 14.

Kommentare

Jana kleiner Bücherwurm kommentierte am 01. Juni 2015 um 09:56

Warum erst ab 14? Mich persönlich hats gelangweilt. Könnte mir aber vorstellen, dass es 12-jährigen eher gefällt. (keine Kritik an dich ich weiß nicht wie alt du bist- ich sag einfach mal du hoffe das ist ok aber habe gemerkt das sich hier fast alle Dutsen) Wenns dir gefallen hat, ist das ok, jeder hat einen anderen Geschmack. Und ganz ehrlich: bei der Kritik hätte ich das Buch nicht gelesen, wenn ich es nicht in der Leserunde bekommen hätte. Sehr mutig von dir es trotzdem zu tun und wenns dir dann noch gefallen hat. Super ! (keine Ironie auch wenn es so klingt :D) 

Buchgespenst kommentierte am 04. Juni 2015 um 17:50

Es wird einen zweiten Band geben??? Wie cooooooool! Ich habe das Buch auch geliebt und fand es wirklich schade, dass er so schön rund in sich abgeschlossen war (hätte nie gedacht, dass ich sowas mal schreiben würde...) :-) Hui, ich freu mich drauf!

Toll, dass es noch jemanden gibt, der dieses Buch mochte. Mit der Meinung steht man ja ziemlich allein.