Rezension

Herz und Charme für die Wissenschaft

Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe -

Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe
von Ali Hazelwood

Bewertet mit 4 Sternen

Olive passiert ein Missgeschick: Unabsichtlich küsst sie Adam Carlsen, den unausstehlichsten Professor vom ganzen Institut. Verwundert sind sie dann beide: Carlsen über den anbiedernden Zwischenfall und Olive, weil sie es als gar nicht so schlimm empfunden hat.

„Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe“ ist ein netter Liebesroman, der mir zwar sehr gut gefallen, mich aber nicht vollends begeistert hat. 

Ich habe überhaupt erst zu dem Buch gegriffen, weil es lange Zeit in aller Munde war und seither ein Roman der Autorin nach dem anderen erscheint. Außerdem bin ich mir als passionierte Thriller- und Horror-Leserin von Zeit zu Zeit eine kleine Auszeit von der gewohnten Spannungslektüre vergönnt.

Olive ist Biologie-Doktorandin in Stanford, wo sie fleißig an ihrer wissenschaftlichen Karriere bastelt. Ihre beste Freundin Anh ist mittlerweile mit Olives Verflossenen Jeremy liiert, was die Protagonistin überhaupt nicht stört. Denn schon während der kurzen Beziehung haben Olive und Jeremy gemerkt, dass das nichts werden wird. Dennoch zweifelt Anh und Olive macht kurzen Prozess: Sie küsst den nächstbesten Mann, der in ihrer Nähe ist. Blöd nur, dass es ausgerechnet Adam Carlsen ist.

Danach folgt ein gewöhnlicher Liebesroman, der davon lebt, dass die Hauptfiguren nicht zueinander finden, weil jede meint, der andere wäre nicht interessiert.

Aber Ali Hazelwood schafft einen fesselnden Rahmen und verwickelt ihre Charaktere in charmante Situationen, die einen bei der Stange halten und bis zum Ende für ausgezeichnete Unterhaltung sorgen.

Das Setting des Universitätsalltags empfand ich als exzellent skizziert. Die Autorin verdeutlicht, wie hart eine Karriere an der Uni ist. Es wird verzichtet, unter bedenklichen Bedingungen gearbeitet und zudem außergewöhnlich viel Engagement in den Beruf investiert. Außerdem ist es ein stetes Hoffen und Bangen, ob es zu einer Vertragsverlängerung kommt, Forschungsvorhaben genehmigt werden und ob sich die ganze Mühe zu guter Letzt überhaupt ausgezahlt hat. 

Hier begegnet man nun der begeisterten Olive, die nur an die Wissenschaft glaubt und ihre hypothesenlastige Denkweise sogar auf den Alltag und ihr Liebesleben überträgt. Unkontrollierbares verträgt sie nicht. Irrationalität hat in ihrer Welt keinen Raum, daher ist es für sie umso erstaunlicher, dass sie sich nach dem Kuss zu Carlsen hingezogen fühlt.

Die Autorin packt mit ihrem charmanten, einnehmenden Erzählstil, welcher die nüchterne Wissenschaftswelt mit Herzchen in den Augen und Schmetterlingen im Bauch versieht. Es ist sehr witzig, zu lesen, wie sich Olive mit ihrer trockenen Art gegen ihre Emotionen auflehnt und wie sie die Ereignisse immer wieder bis ins kleinste Detail analysiert - wozu sie selbstverständlich Hypothesen formuliert:

„Vor die Wahl gestellt zwischen A (zu lügen) und B (die Wahrheit zu sagen) entscheide ich mich am Ende unweigerlich für …“ (S. 311, eBook)

„Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe“ ist für mich ein kurzweiliges Lesevergnügen, das zwar ohne Überraschungen auskommt, dennoch mit Charme und Herz für die Wissenschaft, ihren Betrieb und einer äußerst vernunftbegabten Protagonistin glänzt.