Rezension

Hörst du die Stimmen?

Stimmen
von Ursula Poznanski

Inhalt:

Als einer der Ärzte der psychiatrischen Station des Klinikums Salzburg-Nord ermordet in einem Untersuchungsraum aufgefunden wird, wird die Ermittlerin Beatrice Kaspary hinzugezogen. Sie muss versuchen, aus den verwirrten und traumatisierten Patienten Hinweise herauszulocken. Manche von ihnen hören Stimmen, andere reden nicht und bei wieder anderen weiß Beatrice nicht, was sie ihnen denn glauben soll. Und es gibt weitere Tote...

 

Meine Meinung:

"Stimmen" ist bereits der dritte Teil einer Thrillerreihe. Ich hatte keine Verständnisprobleme, obwohl ich die Vorgängerteile nicht gelesen habe. Auf ältere Fälle wurde nicht verwiesen. Auch bei den Charakteren hatte ich nicht das Gefühl, wichtige Sachen nicht zu wissen.
Das Setting fand ich an sich ganz toll. Eine sehr wichtige Zeugin, die auf dem ersten Toten verschiedene Gegenstände platziert hat, ihn aber vermutlich nicht umgebracht haben kann, spricht nicht, seit man sie vor vielen Jahren gefunden hat. Auch die anderen Patienten sind schwierig im Umgang. Das Personal ist zum Teil sehr abweisend und manchmal wenig kooperativ, da der Ruf der Klinik gefährdet ist - spätestens, als es einen vermeintlichen Selbstmord und weitere Tote gibt.
Leider waren die spannenderen Patienten nicht besonders wichtig, z.B. Walter Trimmel, der gemeine Stimmen hört, die ihn ärgern und zu Sachen zwingen, die er gar nicht tun will. Der Klappentext und der Titel lassen vermuten, dass er eine richtige Rolle spielt, aber leider ist er doch nur eher nebensächlich. Entgegen meiner Erwartung wird keine besonders große Spannung durch diverse Wahnvorstellungen erzeugt.
Die Personen, die letztlich wichtig sind, empfinde ich als wenig charakteristisch, sie bleiben größtenteils recht blass. Auch Beatrice Kaspary hat mich nicht so richtig begeistern können. Sie zeigt viel Einsatz bei der Auflösung des Falls und versucht mit viel Einfühlungsvermögen an die Patienten heranzukommen. Aber ansonsten weckt sie bei mir keine große Sympathie. Zu oft muss man lesen, wie sie verzweifelt versucht, Job und Kinder unter einen Hut zu bringen.. und von den Problemen mit ihrem Ex-Mann. In einem Thriller dieser Art interessiert mich persönlich das Privatleben der Ermittlerin nicht wirklich. Klar, irgendwie will ich schon etwas über die Personen wissen, aber eben nicht, was sie ihren Kindern zu Abend kocht oder wie sie sie dauernd von der Schule abholt. Auch die Annäherung an ihren Kollegen Florian Wenniger wird kurz angerissen, weckt in mir aber keine romantischen Gefühle und bleibt insgesamt - zum Glück! - auch eher nebensächlich.
Das Ende des Thrillers war schließlich doch überraschend. Sowohl den Täter als auch das Motiv hätte ich nicht erwartet. So richtig nachvollziehen kann ich aber nun nicht, wie Beatrice auf die richtige Lösung gekommen ist. In Bezug auf den Titel des Buches fand ich die gesamte Geschichte sowie das Ende aber eher enttäuschend. Insgesamt fehlte mir aber einfach der "Thrill" - ich empfand das Buch als nur mäßig spannend. Bei mir stellte sich einfach kein Gefühl ein, dass die Situation besonders bedrohlich wäre, obwohl es mehrere Tote gab.
 

Fazit:

Kann man mal lesen, hat mich aber nicht vom Hocker gehauen. Für Fans der Reihe aber sicher nicht uninteressant. Mir hat einfach schon die Ermittlerin nicht besonders gut gefallen und dass soviele (für mich unwichtige) private Nebensächlichkeiten vorkommen. Lieber hätte ich den Fall in noch mehr Tiefe erlebt. Aber Daumen hoch dafür, dass nicht auf früheren Fällen herumgeritten wurde und man diesen dritten Teil somit auch problemlos einzeln lesen kann.