Rezension

INTERESSANTE GESCHICHTE MIT SCHWÄCHEN

Die Tochter des Seidenhändlers - Dinah Jefferies

Die Tochter des Seidenhändlers
von Dinah Jefferies

Bewertet mit 3.5 Sternen

Klappentext:  Vietnam, 1950.Die junge Nicole, Tochter eines französischen Seidenhändlers und einer Vietnamesin soll in Hanoi einen in Vergessenheit geratenen  Stoffladen neues Leben einhauchen. Ihr Elan wird gedämpft, als sie erfährt, dass ihre ältere Schwester Sylvie zukünftig das familieneigene Seidenimperium leiten wird. Während im Land der Widerstand gegen die französische Fremdherrschaft wächst, zieht Nicole die Loyalität zunehmend in Zweifel und ist umso empfänglicher für das glühende Engagement des einheimischen Rebellen Tran.  Doch dann tritt charismatische Mark in ihr Leben und versetzt ihr Herz gehörig in Aufruhr. Als sie merkt, dass auch Sylvie ein Auge auf Mark geworfen hat, trifft Nicole eine folgenschwere Entscheidung….

Ein wunderschön gestaltetes Cover, sanfte Farben, die Blüten der Blumen im Vordergrund, das Cover macht aufmerksam.

1950 befindet sich Vietnam im politischen Umbruch, die Einwohner begehren auf gegen die französische Kolonialherrschaft, die das Volk, hauptsächlich Bauern immer ärmer und die Kolonisten immer reicher macht.

Nicole, die Protagonistin des Romans ist die Tochter eines französischen Seidenhändlers und einer Vietnamesin, ebenso wie Sylvie, ihre Schwester. Nicole, die viel vom Aussehen ihrer Mutter hat, steht bereits seit ihrer Kindheit im Schatten ihrer Schwester Sylvie, bei der sich das europäische Aussehen des Vaters  durchgesetzt hat. Nicole ist nicht nur im Aussehen das Gegenteil ihrer Schwester, auch ihre Charaktere sind völlig verschieden. Sylvie soll deshalb die Firma des Vaters übernehmen, während Nicole im Gegenzug in Hanoi ein kleines Seidenstoffgeschäft übernehmen soll. Dabei kommt Nicole in Hanoi mit Aufständischen in Berührung, die sie für ihre Sache gewinnen wollen und so ganz nebenbei erfährt sie, dass ihr Vater in illegale Geschäfte verwickelt ist, es kommt zu gefährlichen Konflikten…

Die von der Autorin sehr gut beschriebenen kulturellen und geschichtlichen Informationen sind sehr interessant und lesenswert, denn über die Geschichte Vietnams zur französischen Kolonialzeit wusste ich bislang recht wenig.

Der Schreibstil ist flüssig und leicht lesbar, doch konnte mich die Protagonistin nicht so ganz überzeugen, Nicole ist in meinen Augen sehr naiv und wirkt unglaubwürdig und vielfach ihre Entscheidung nicht nachvollziehbar. Die weiteren Charaktere wirken wesentlich authentischer. Die Spannung lässt im letzten Drittel des Romans stark nach, einige Episoden werden eher langatmig beschrieben, was die wichtigen Ereignisse dadurch ein wenig in den Schatten stellt.

Insbesondere Nicole und ihre Schwester Sylvie haben schwere traumatische Kindheitserlebnisse zu verarbeiten, den frühen Tod der Mutter, Umzug und einen Vater, der sich nach dem Tod der Mutter hinter einem Gesicht der unnahbaren Härte versteckt, die beiden Frauen haben es beide, auf ihre eigene Art und Weise nicht leicht, besonders Nicole, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat und auf mich innerlich sehr zerrissen wirkt.

Insgesamt hat mir der Roman gefallen, die Schilderungen eines doch eher unbekannten Stückes vietnamesischer Geschichte, doch mit der Protagonistin konnte ich mich in kleinster Weise anfreunden, im letzten Teil überwiegen eher langatmig beschriebene Episoden, die dem Roman dadurch Spannung nehmen.