Rezension

Vietnam im Umbruch

Die Tochter des Seidenhändlers - Dinah Jefferies

Die Tochter des Seidenhändlers
von Dinah Jefferies

Bewertet mit 4 Sternen

Dinah Jefferies entführt uns mit ihrem Roman in das Indochina der fünfziger Jahre. Der Krieg ist vorbei, aber die Franzosen bestimmen immer noch die Geschicke des Landes. Aber zunehmend bildet sich Widerstand gegen die ungeliebten Besatzer.

Nicole Duval ist gerade achtzehn Jahre alt geworden, als ihr Vater seinen Töchtern mitteilt, dass er für die Regierung arbeiten will und Sylvie daher das Geschäft übernehmen soll. Für Nicole bleibt ein Seidenladen im vietnamesischen Viertel. Wieder einmal fühlt sich Nicole zurückgesetzt. Warum hat sie immer das Gefühl, dass sie für ihren Vater nur eine Tochter zweiter Klasse ist? Sie will ihrem Vater beweisen, dass sie es schafft, den kleinen Laden erfolgreich zu führen und lebt sich in dem Viertel schnell ein. Dort lernt sie Tran kennen, der für sein Volk und gegen die Franzosen kämpft. Aber in ihrem Kopf spukt auch der Amerikaner Mark Jenson herum, der ein wenig undurchsichtig ist und sich anscheinend auch für Sylvie interessiert.

Schon ganz am Anfang hat mich der Schreibstil der Autorin begeistert. Opulent und bildhaft wird uns das Land beschrieben, so dass ich mich dorthin versetzt fühlte. Ich konnte gut verstehen, dass Nicole von dem quirligen alten Viertel in Hanoi begeistert war., glaubte ich doch manchmal fast, die Gerüche und Farben wahrnehmen zu können. Das Cover ist einfach toll und passt sehr gut.

Auch die Personen sind gut und authentisch dargestellt. Allerdings blieb der Seidenhändler seltsam unklar. Ihm wurde angekreidet, dass er eine Vietnamesin geheiratet hat, daher versucht er wohl mit aller Macht zu beweisen, dass er seinem Heimatland ergeben ist. Die Mutter der Kinder starb bei Nicoles Geburt. Zu der Zeit war Sylvie erst fünf Jahre alt. Es besteht eine Rivalität zwischen den Schwestern. Sylvie, der man die vietnamesischen Wurzeln nicht ansieht, ist dem Vater näher. Sie hat wie ihr Vater auch kein Verständnis für die kleinen Eskapaden, die sich ihre Schwester leistet, der man ansieht, dass in ihren Adern nicht nur französisches Blut fließt. Nicole ist immer leicht verunsichert. Zum Glück kümmerte sich die Köchin Lisa immer liebevoll um sie.

Dann geschieht etwas und Nicole, die sich weder als Französin noch als Vietnamesin fühlt, muss eine Entscheidung treffen. Doch naiv und impulsiv, wie sie nun mal ist, stellt sie sehr bald fest, dass sie sich falsch entschieden hat. Aber sie erhält auch Hilfe und wächst an den Schwierigkeiten, in sie meistern muss. Immer wieder begegnet sie auch Mark, dem sie ihr Herz geschenkt hat, doch da steht auch etwas zwischen ihnen.

Mit dem Ende bin ich nicht ganz zufrieden, da mir einige Handlungen unterverständlich waren. Dennoch hat mir der Roman gut gefallen, da ich sehr intensiv in ein fremdes Land eintauchen konnte.

Ein gelungener Roman (mit kleinen Schwächen), der historische Begebenheiten und eine unterhaltsame Liebesgeschichte verknüpft.