Rezension

Lost! And found?

Searching Lucy - Christina Stein

Searching Lucy
von Christina Stein

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser Jugendbuch-Thriller um die junge Amber entwickelt beinahe von der ersten Seite an ein beachtliches Suchtpotential. Nachdem nicht nur Ambers Vater, ein Gymnasiallehrer, sondern auch ihre Zwillingsschwester Lucy innerhalb kurzer Zeit scheinbar spurlos verschwunden sind, will nur Lucy nicht wahrhaben, dass sich alles noch einmal zum Besseren wenden könnte. Ihre Mutter versinkt in Alkohol und bürdet ihr die Sorge um den kleinen Bruder Tom auf. Anstatt zur Schule zu gehen, verlegt sich Amber bei der Suche nach Lucy auf das Ausspähen von Mitschülern, Lehrern und Nachbarn und schreckt dabei auch vor Einbrüchen nicht zurück. 

Die düstere, zunehmend paranoide Atmospäre hat mir ausnehmend gut gefallen. Wem kann Amber überhaupt trauen, ihrem Ex Taylor oder dem geheimnisvollen, attraktiven neuen Mitschüler Jamie? Beinahe jeder hat etwas zu verbergen. Dabei spart die Autorin auch erschütternde Thematiken keinesfalls aus, sondern benutzt sie als Gestaltungselement, was dem Buch trotz der manchmal etwas rotzigen Jugendsprache von Ich-Erzählerin Amber mehr angenehme Tiefe verleiht. Mit Ambers Modeausdrücken wie häufig eingestreutem "really" und "come on" habe ich mich zunächst etwas schwerer getan, weil sie für mich einfach Nervpotential besitzen. Aber zu Amber passt es und die eigentliche Alterszielgruppe wird sich sicher darin wiederfinden.

Überhaupt war es für mich bemerkenswert, dass mir Amber nur teilweise sympathisch war, mich die Handlung aber trotzdem enorm gefesselt hat. Ich war froh, dass ich den Thriller im Urlaub ziemlich zügig lesen konnte, da ich der Auflösung wirklich entgegengefiebert habe.