Rezension

mal etwas anderes..

Liberty Bell - Johanna Rosen

Liberty Bell
von Johanna Rosen

Inhalt

Liberty Bell lebt alleine im Wald. Sie versorgt sich selbst und spricht einzig mit den Tieren in ihrer Umgebung. Als sie von ein paar Jugendlichen gefunden wird, ist sie zu Tode erschrocken. Sie flüchtet sich in ihr Zuhause, eine alte schäbige Blockhütte, und versteht die Welt nicht mehr. Nur Ernesto dringt zu ihr durch, er scheint anders zu sein, als die restlichen jungen Männer, die sie verfolgen. Aber Liberty Bell ist nicht hilflos, sie versucht alles um sich zu wehren, sie möchte keinesfalls in die "Schattenwelt" hinaus..

Meinung / Fazit

Der Anfang gestaltete sich als sehr verwirrend und ich habe mir definitiv etwas anderes unter diesem Buch vorgestellt. Der Klappentext hat mich wahnsinnig gereizt und ich habe mir wohl eher eine romantische Geschichte gedacht, aber keineswegs rechnete ich mit einer so verworrenen Story.

Ernesto und seine Freunde sind schon ein lustiger Haufen für sich.. Die Autorin wollte hier wohl die Clique so authentisch wie möglich gestalten und driftete ein wenig ins klischeehafte ab. So blieb mir der Zugang zu den Charakteren auf den ersten hundert Seiten erstmals verwehrt. Vor allem Hush fand ich sehr eigenartig, mit ihm wurde ich am wenigsten warm, nicht mal gegen Ende. Seine Kommentare waren unnütz und völlig unangebracht. Hier hat sich der Spruch: "Große Klappe aber nichts dahinter" bewahrheitet.

Liberty Bell ist eine außergewöhnliche Protagonistin. Sie betrachtet den Wald als ihr Zuhause und versorgt sich komplett selbst. Das war zwar nicht immer angenehm zu lesen, aber wirkte glaubwürdig. Sie scheint auf den ersten Blick sehr zerbrechlich zu sein, aber sie findet sich in der für sie neuen Welt sehr schnell zurecht. Ich finde aber das man bei ihrem Charakter noch viel mehr hätte rausholen können. Beispielsweise, hätte man mehr auf ihr voriges Leben eingehen können, ich hätte es interessant gefunden mehr aus ihrem Alltag zu erfahren, fernab von Medien und Co. Ein wenig störend empfand ich ihre Sprechweise, die von der Autorin mit vielen Punkten und Strichen untermalt wurde. Wenn sie doch lesen und schreiben kann, wieso konnte sie dann nicht normal reden? Wozu diese erzwungenen Pausen?

Ernesto hat, wie so gut ein jeder aus seiner Clique, ein Problem mit seinen Eltern, entweder sind die einen zu reich und haben keine Zeit für ihre Kinder, oder sie sind zu arm und haben trotzdem keine Zeit. Aber, als ich mich dann richtig eingelesen haben, wurde Ernesto mir sehr sympathisch. Obwohl seine Familienprobleme ihm zu erdrücken scheinen, bleibt Ernesto ruhig und sieht immer etwas positives. Er hat Liberty Bell von Anfang an verteidigt und steht zu ihr, egal was seine Freunde oder Familie sagen. Ernesto verhält sich wie ein wahrer Freund, er ist liebevoll und bemüht. Wenn er kurz davor war, das Geheimnis zu lösen, verirrte er sich immer wieder und erkannte die offensichtlichen Zeichen nicht.

Tja, aber offensichtlich war da nicht nur Ernesto auf dem falschen Dampfer. Die Autorin hat auch mich auf eine falsche Fährte gelockt, ich dachte eigentlich gleich zu Beginn, dass die Auflösung hier vorhersehbar wäre. Seite um Seite wird es spannender, ich konnte gar nicht so schnell lesen wie ich blättern musste, um es endlich zu wissen: Wer war es?

Großartig war für mich, wie Liberty Bell verzweifelt um ihre Freiheit kämpfte und in Ernesto ihre erste Liebe fand.

Liberty Bell ist ein sehr verwirrendes aber zeitgleich auch ein sehr aufwühlendes Buch. Wo anfangs noch ein riesiges Fragezeichen im Kopf schwirrte, entpuppte sich die Geschichte im weiteren Verlauf als richtig spannender Pageturner. Am Ende fügte sich das Puzzle zwar zusammen, allerdings waren einige Teile davon nicht auffindbar. Hier wäre jedenfalls genug Platz für einen möglichen zweiten Teil. Trotz allem kann ich über die anfänglichen Schwächen hinwegsehen und gebe dem Buch 4/5 Rawr's und eine Empfehlung für alle, die mal etwas anderes lesen möchten.