Rezension

Morgenland

Der Architekt des Sultans - Elif Shafak

Der Architekt des Sultans
von Elif Shafak

Der Junge Jahan, sein Elefant und der größte Architekt des Osmanischen Reiches treffen im Istanbul des 16. Jhts. aufeinander. Ihre Geschichte spannt sich über fast 100 Jahre und wird geprägt vom Bau gigantischer Moscheen, Paläste und anderer Gebäude.
Jahan kommt ohne Bildung, halb verhungert als Elefantenführer in Istanbul an. Dort lernt er den großen Architekten Sinan und seine drei Schüler kennen. Sinan erlaubt ihm sein Schüler zu werden und bildet ihn zu einem Architekten aus. Parallel dazu bleibt Jahan Elefantenführer und kommt so in Kontakt mit der Tochter des Sultans Mihrimah. Sie wird seine einzige (platonische) Liebe bleiben und ihre Lebenspfade kreuzen sich bis zum Tod immer wieder.

Elif Shafak gelingt mit diesem Roman eine lesenswerte Darstellung des osmanischen Lebens im Zeitalter der Sultane, Kalifen, Wesire und auch Sklaven. Die imperialistische Gewalt ist immer spürbar. Jede Veränderung bedeutet Tod und Ausbeutung, bringt aber auch wirtschaftliche Prosperität. Ohne ruhmreiche Feldzüge kann die Schatztruhe des Herrschers nicht das Geld für den Bau von Moscheen und Aquädukten aufbringen. So ist die Geburt von Artfakten mit dem Tod  von Menschen eng verbunden.

Die Figuren werden mit jeder umgeblätterten Seite familiärer. Man lebt das Leben von Jahan, der als unbedarfter Tor den Palast betritt und sich langsam den Gebräuchen, Sitten und Gesetzen annähert. Feindschaften, Kerker und Intrigen halten ihn nicht davon ab ein guter Mensch zu bleiben. Die Spannungen zwischen den Ständen werden angedeutet, arm und reich bildet aber ein Ganzes und fühlt sich auch so.

Ich habe den Roman in einem Zug durchgelesen und mich sehr gut unterhalten. Das Buch ist so gut gemacht, dass man alles für wahr hält, obwohl nur einige Figuren historisch belegt sind. Für alle die orientalischem Zauber erliegen wollen eine gute Wahl.