Rezension

Mut zum Leben

Die Lichter von Paris - Eleanor Brown

Die Lichter von Paris
von Eleanor Brown

Bewertet mit 5 Sternen

Die Mittdreißigerin Madeleine lebt in Chicago und könnte eigentlich rundum glücklich sein. Doch ihr Ehemann Phillip, ein erfolgreicher Geschäftsmann, bevormundet und unterdrückt sie, so dass sie sich immer mehr in die Enge getrieben fühlt und sich mehr und mehr zurückzieht. Ihren eigenen Traum, Malerin zu werden, hat sie aufgegeben und erfüllt Tag für Tag nur noch Pflichten, die ihr von anderen auf diktiert werden. Um für sich eine Entscheidung zu treffen, besucht sie ihre Mutter in Magnolia und findet dort die Tagebücher ihrer Großmutter Margie auf dem Dachboden ihres Elternhauses. Während der Lektüre lernt sie diese auf eine ganz neue Weise kennen, wobei sie auch viele Parallelen zu ihrem eigenen Leben entdeckt. Margie floh in den 20er Jahren aus ihrem strengen Elternhaus nach Paris, um sich dort als Schriftstellerin auszuprobieren. Dort begegnete sie einem jungen Künstler, der den Sommer in Paris zu den glücklichsten ihres Lebens macht. Wird Madeleine ihr Leben endlich wieder in die eigenen Hände nehmen, anstatt andere über sich bestimmen zu lassen?

Eleanor Brown hat mit ihrem Buch „Die Lichter von Paris“ einen wunderschönen und einfühlsamen Roman vorgelegt, der von der ersten Seite an begeistert. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, der Leser findet sich sehr schnell als unsichtbarer Schatten an Madeleines Seite wieder und begleitet sie bei ihrem Tun, wobei er ebenso Gast ihrer Gedanken und Gefühlswelt wird. Der Roman ist in zwei Handlungsstränge unterteilt, die sich Kapitel für Kapitel abwechseln und zum einen die Gegenwart von Madeleine im Jahr 1999 in Amerika beschreiben, zum anderen die Vergangenheit mit der Zeit um 1924 wiedergeben und Margies Erlebnisse in Tagebuchauszügen schildern. Die Autorin hat ein besonderes Talent, dem Leser die 20er Jahre stimmungsmäßig sehr nah zu bringen. Die Beschreibungen des alten Paris zu seiner Glanzzeit sind so farbenfroh, sowohl die Kleidung und die Künstlerszene als auch die gesellschaftliche Situation und die Stellung der Frau zur damaligen Zeit werden thematisiert. Der historische Hintergrund ist wunderbar mit der Handlung verwebt und macht die Geschichte rundum stimmig.

Die Charaktere sind sehr individuell ausgearbeitet und platziert worden. Sie wirken wunderbar authentisch und lebendig mit ihren Eigenheiten, Sorgen und Nöten, so dass der Leser sich mit ihnen identifizieren und mitfühlen kann. Madeleine ist eine sympathische Frau, die erst unter einer strengen Mutter und dann unter einem hartherzigen Ehemann leiden muss. Sie wirkt nach außen zwar durchaus selbstbewusst, hat sich aber immer mehr in sich zurückgezogen, reflektiert ihre eigene Situation jedoch durchaus realistisch und gesteht sich ihre eigenen Fehler ein. Sie besitzt eine Art Galgenhumor, mit ihrer Lage umzugehen, doch sie ist auch mutig und stark genug, ihr Leben endlich nach ihren eigenen Wünschen ändern zu wollen. Die Entwicklung Madeleines geht leise und langsam vonstatten, beeindruckt dafür umso mehr. Margie ist zuerst eine schüchterne und zurückhaltende junge Frau, die sich mit genügend Mut in eine lebensbejahende und selbstbewusste Frau wandelt. Sie lässt sich von Konventionen nicht einengen und versucht, ihre eigenen Träume zu verwirklichen. Phillip ist ein kontrollsüchtiger Mann, bei dem alles nur nach seinem Kopf zu gehen hat. Er manipuliert, verletzt und beleidigt, um sein Gegenüber einzuschüchtern und zu verletzten. Die wenigen anderen Protagonisten stützen durch ihr Auftreten die Handlung und vervollständigen das Gesamtbild.

„Die Lichter von Paris“ ist ein zauberhafter Roman über Selbstfindung und Selbstbehauptung. Obwohl die Geschichte in zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt wird, zeigt sie die Parallelen vom Leben der beiden Hauptcharaktere auf wunderbare Weise auf. Ein tolles Buch über Mut und Stärke und dass man immer auf sein eigenes Herz hören sollte, wenn es um Entscheidungen für das eigene Leben geht. Absolute Leseempfehlung!