Rezension

Nicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft

Die Magie der Namen - Nicole Gozdek

Die Magie der Namen
von Nicole Gozdek

Bewertet mit 3 Sternen

Meine Überschrift kann sich auf mehrere Dinge beziehen: Darauf, dass Tirasan anfangs nichts mit seinen Begleitern anfangen kann oder auch auf die Tatsache, dass ich persönlich mit ihm - der Hauptperson - nicht warm werden konnte.

Wir lernen Tirasan zuerst als Nummer kennen. In diesem Weltenentwurf wachsen alle Kinder in staatlichen Einrichtungen auf und werden vor ihrem 16. Geburtstag nur mit Nummern benannt. Erst bei der Namenszeremonie (eine Art magische Firmung) werden ihnen von besonders Begabten ihre Namen genannt und ab diesem Moment verwandeln sich die Kids in ... ja, so eine Art Wiedergeburt von jemandem, der bereits existiert hat. Es kann also passieren, dass von einem Moment zum nächsten aus einem Teenager ein gewaltiger Krieger von Anfang 20 wird.

Tirasan bekommt also seinen Namen - und keiner weiß, wer sein Namensgeber überhaupt war. Das ist ungewöhnlich, denn normalerweise kennt man alle Clans und Dynastien. Doch er muss ohnehin nach Himmelstor, der Hauptstadt, reisen, um sich registrieren zu lassen, dort im Archiv hofft er alles über sich zu erfahren. Auf der Reise dorthin kommt er unverhofft zu Gefährten, die er sich nicht ausgesucht hat und er stolpert über eine Verschwörung, die direkt ihn zu betreffen scheint.

Mir gefällt die Idee sehr gut, obwohl ich mir manchmal eine genauere Erklärung gewünscht hätte. Wenn aus Kindern plötzlich "mittelalterliche" Erwachsene werden, wurden ihnen dann auch Jahrzehnte Lebenszeit weggenommen? Solche Sachen etwa. Auch der Schreibstil ist angenehm zu lesen, allgemein macht es Spaß, in diese Welt einzutauchen. Nur konnte ich so gar nichts mit Tirasan selbst anfangen. Ich finde es ja gut, wenn ein Protagonist nicht von heute auf morgen alles kann und vermag, aber noch weniger mag ich Protagonisten, die gar nichts können, nur in Selbstmitleid baden, andere, die ihnen helfen wollen, ständig vor den Kopf stoßen und sich allgemein aufführen, als wäre die ganze Welt gegen sie. Es gab Momente, da habe ich Tirasan nur verabscheut, zumal er sich bis zum Schluss nicht sonderlich weiterentwickelt hat, trotz mehrmals einsetzender Magie.

Dann der wohl von allen kritisierte Schluss. Das war einfach dieses Buchs nicht würdig. Als hätte die Autorin plötzlich nicht mehr gewusst, wie sie sich aus der von ihr erstellten Falle lösen sollte. Schade auch, dass einer der Protagonisten, der homosexuell war, plötzlich umgedreht wurde. Was sollte das denn? Endlich mal ein Buch, das es wagt, einen homosexuellen Helden aufzufahren, nur um dann zum Schluss einen Rückzieher und alles "straight" zu machen? Nein, das fand ich billig.

Es hätte ein wirklich außergewöhnliches Buch werden können, wenn einige Sachen besser durchdacht und konsequent Mut bewiesen wäre.