Rezension

Regt zum Lachen und zum Nachdenken an

Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner - Kerstin Gier

Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner
von Kerstin Gier

Bewertet mit 4 Sternen

Eigentlich ist Kati mit ihrem Felix glücklich. Aber nur eigentlich, denn mittlerweile hat sich der Alltag in das Eheleben der beiden eingeschlichen. Bei einem Seminar lernt Kati den attraktiven Mathias kennen. Wahrscheinlich hätte sie ihn schon bald danach vergessen, doch ausgerechnet an diesem Tag beschließt das Schicksal, Katis Belastbarkeit zu testen. Hinterlistig sorgt es dafür, dass ein aufdringlicher, unangenehm riechender, aber trotzdem völlig von sich eingenommener Mann, sich in der Bahn zu ihr setzt. Um ihm zu entgehen, tut Kati so, als hätte sie noch Arbeit zu erledigen und verschickt Textnachrichten an Bekannte. Dabei unterläuft ihr allerdings ein Fehler, denn sie verwechselt die Nummern, sodass die Nachrichten nicht bei ihren eigentlichen Empfängern ankommen. Auch Mathias bekommt so eine fehlgeleitete SMS. Das Schicksal kann sich nun ganz entspannt zurücklehnen und beobachten, wie Kati die Dose der Madonna, pardon, die Büchse der Pandora, öffnet. Denn Kati verliebt sich in Mathias und plötzlich wird ihr Leben turbulent. Für wen soll sie sich entscheiden? Für den liebevollen Felix oder den attraktiven Mathias, der sie alleine mit seinem Blick dahinschmelzen lässt? Doch auch dafür hat das Schicksal eine Lösung parat, denn nach einem Unfall wacht Kati im Krankenhaus auf und zwar genau einen Tag, bevor sie Felix zum ersten Mal begegnet - also fünf Jahre zuvor. Kati bekommt die einmalige Chance sich diesmal für den richtigen Mann zu entscheiden....

Meine Meinung

Die Erzählung ist in der Ich-Form, aus der Sicht von Kati, geschrieben. Wie immer, bei den Büchern von Kerstin Gier, fällt es leicht, sich in die Hauptprotagonistin hineinzuversetzen. Sie wirkt sympathisch, humorvoll und äußerst lebendig. Kati schildert ihre Erlebnisse mit einem Augenzwinkern, sodass man meint, selbst dabei zu sein oder einer guten Freundin zuzuhören. Man fühlt während der Erzählung mit ihr und beobachtet gebannt, wie sie die nächste Herausforderung des Schicksal, mehr oder weniger elegant, meistert. Auch die übrigen Charaktere überzeugen durch ihre speziellen Eigenarten und ihre facettenreichen Beschreibungen. Sie wachsen einem während des Lesens ans Herz oder wecken spontane Abneigungen.

Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt locker und humorvoll. Dadurch fliegt man förmlich über die Seiten. Immer angetrieben von der Frage, ob es Kati gelingen wird, die richtige Entscheidung zu treffen. Man fühlt mit den Charakteren, sodass man schon bald nicht mehr weiß, welcher Mann die bessere Wahl ist, und froh ist, dass man diese Entscheidung nicht selber treffen muss. Auch in diesem Buch gibt es einige kuriose Situationen, die man sich aufgrund der bildhaften Beschreibungen von Kerstin Gier lebhaft vorstellen kann. Unverhofftes Schmunzeln oder gar laute Lachanfälle sind garantiert. Dennoch regt das Buch auch zum Nachdenken an, denn was würde man selbst anders machen, wenn man die Chance dazu bekäme?

Das Buch ist in einzelne Abschnitte unterteilt. Diese werden zu Beginn, oder auch mal mittendrin, durch pinkfarbene Zitate aufgelockert, die mehr oder weniger gut auf den Inhalt abgestimmt sind. Sie machen nicht nur neugierig auf den weiteren Verlauf der Handlung, sondern sind oft der Auslöser eines unverhofften Lächelns.

Zwar finde ich diesen Roman nicht ganz so humorvoll, wie andere Bücher der Autorin, doch mit den Geschichten rund um die Mütter-Mafia hat die Autorin ihre eigene Messlatte ja auch ziemlich hoch gelegt. Katis Geschichte ist durchgehend interessant und regt sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken an. Mich konnte Kerstin Gier auch mit diesem Buch wieder überzeugen, sodass ich eine klare Leseempfehlung ausspreche.